Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)
einen Fingernagel erinnert. Die Steine sind wirklich herrlich. Woher habt Ihr sie?«
»Seht Euch das Siegel an, Landsberg.« Baldo schob ihm den Beutel zu. Ein breites Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Dann wisst Ihr, woher das Geschenk kommt.«
»Zeigt her, Ihr macht mich neugierig.«
Der Bernsteinhändler nahm das leere Leinensäckchen und betastete das wächserne Siegel. Nachdem Cristin es vor einigen Tagen erbrochen hatte, um das Beutelchen öffnen zu können, hatte sie es an der Bruchstelle vorsichtig erhitzt und wieder zusammengefügt. Während ihr Gast die in rotes Wachs geprägte Darstellung des auf einem Thron sitzenden, von sieben Wappen umgebenen gekrönten Mannes betrachtete, wurden seine Augen weit.
»Das Siegel des polnischen Königs«, flüsterte er schließlich und sah auf. »Ihr habt diese Schmuckstücke von Jagiello bekommen?«
»Nicht von Jagiello«, korrigierte ihn Baldo. »Meine Frau erhielt sie zusammen mit einem Schreiben, das Königin Jadwiga vor ihrem Tod verfasst hat.«
»In ganz Polen und Litauen trauern die Menschen immer noch um sie. Jadwiga war eine großartige Herrscherin und wunderbare Frau, heißt es«, sagte Landsberg.
Cristin nickte. »Das war sie. Ich bin stolz, dass sie mich ihre Freundin nannte. Lest diesen Brief.«
Sie reichte ihm das Pergament mit Jadwigas Zeilen. Der Bernsteinhändler überflog sie.
»Dieses Geschenk dürfte gut und gerne dreißig Gulden wert sein! Es sind nicht nur drei edle Steine, auch das Gold hat seinen Wert. Dreißig, vielleicht auch vierzig Gulden … vorsichtig geschätzt.«
Baldo pfiff durch die Zähne. Für dreißig Gulden konnte man drei Pferde kaufen. Oder mindestens zehn Kühe. Oder eine ganze Schafherde. Ihm wurde ein wenig schwindelig, wenn er darüber nachdachte, was sie mit dem Erlös aus dem Verkauf der Steine alles erwerben konnten.
Nachdem sie mit ihrem Besuch einen anregenden und fröhlichen Abend verbracht hatten und Landsberg sich in die Gästekammer zurückgezogen hatte, begaben sich auch Baldo und Cristin zur Ruhe. Der Hausherr beugte sich über das halbhohe Wäscheschränkchen des ehelichen Schlafraumes und blies das Talglicht aus. Mit zwei Schritten war er am Bett, hob die schwere Wolldecke an und schlüpfte darunter. Im Dunkeln tastete seine Rechte nach dem Leib seiner Frau. Als er ihren Busen berührte, drehte Cristin sich zu ihm auf die Seite. Im schwachen Licht des Vollmondes, das durch die kaum fingerdicken Ritzen des Fensterladens fiel und schmale Striche auf das Bett zeichnete, sah er sie lächeln. Aber als seine Finger begannen, ihren Körper tiefer hinabzuwandern, fasste sie nach seiner Hand und hielt sie fest.
»Nicht!«
»Was ist los?«
»Wir haben einen Gast, Baldo.«
»Das ist mir nicht entgangen. Er liegt nebenan und schläft wahrscheinlich schon tief und fest.«
Sie ließ seine Hand los. »Und wenn er noch wach ist?«
»Na und? Meinst du, Bastian Landsberg hat noch nie mit einem Weib das Bett geteilt?«
Er zog sie näher an sich heran und ignorierte ihren schwachen Protest. Spielerisch fuhr er ihr durch das gelöste Haar, um dann die Hände erneut tiefer gleiten zu lassen, bis er unter seinen Fingern die Rundungen ihres Gesäßes spürte, die er so unwiderstehlich fand.
Sanft löste sich Cristin von ihm. »Ich weiß nicht. Er ist so ein …« Sie suchte nach dem passenden Wort. »… so ein frommer Mann. Ich kann ihn mir nur schwer in den Armen einer Frau vorstellen.« Ein Glucksen stieg in ihrer Kehle auf.
Er lachte leise, rutschte näher, rollte sich auf sie und fuhr mit seiner Entdeckungsreise über ihren Körper fort. »Glaub mir«, erklärte er mit schon etwas heiserer Stimme. »Selbst ein noch so frommer Mann ist und bleibt ein Mann, den es genau wie jedem anderen auch mal zwischen den Beinen juckt.«
»Du bist unmöglich, Baldo Schimpf.«
Sie kicherte, als er sie an der Seite kitzelte.
»Ich weiß. Gib zu, das liebst du doch an mir, neben vielen anderen Dingen.«
Er presste sich an sie, betrachtete unter halb geschlossenen Lidern ihren nackten Körper und die Lockenpracht, die wie Kupfer im Mondlicht schimmerte. Cristin schüttelte den Kopf und entzog sich ihm energisch.
»Ich möchte wirklich nicht. Nicht, solange unser Freund, nur durch eine Holzwand von uns getrennt, jedes Wort und jedes andere Geräusch mit anhören kann.«
Etwas verstimmt ließ er sich auf den Rücken fallen. Eine Weile schwiegen beide, bis Cristin sagte: »Ich hoffe, du hast nichts mehr gegen meine Reise nach
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