Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
West- und Ostküste … Irgend so was. Ich würde ja lieber zurück nach England … Aber das braucht dich nicht zu kümmern, zumal wir hier in den nächsten zwei, drei Jahren ohnehin nicht wegkönnen. Halt dich jedenfalls bereit, bei Sonnenaufgang ist Abfahrt.«
Lizzie dachte fieberhaft nach, als sie wieder bei der Arbeit war. Es war Donnerstag, Freitag und Samstag würden sie unterwegs sein, also ging das Schiff am Sonntag oder Montag. Mit Parsley würde sie fertig werden, der Mann war ein Weichling und hatte ihr oft genug vielsagend zugeblinzelt, wenn er bei den Smithers zu Gast war und sie ihn bediente. Ob er wusste, dass sie seinem Chef gehörte? Lizzie stieg das Blut ins Gesicht. Aber auch das war egal. Im Gegenteil, es konnte der Sache etwas Würze geben. Wichtig war jetzt vor allem, Michael zu erreichen. Sie deckte rasch den Abendbrottisch und rannte dann zu Ginnie.
»Ich muss noch mal weg! Gib mir irgendeinen Auftrag!«
Die Köchin runzelte die Stirn. »Was willst du denn jetzt nocherledigen, Kind? Die Missus will, dass du bedienst. Mr. Smithers wird erwartet …«
Lizzie sah sie entsetzt an. »Heute schon? Egal. Ich muss weg, Ginnie! Erzähl ihnen sonst was! Erzähl ihnen, ich sei bei Cecil, ihm die frohe Nachricht berichten, dass ich bald begnadigt werde. Oder sag ihnen, du hättest mich Eier holen geschickt, und ich behaupte dann, ich hätte mir im Hühnerstall den Fuß verknackst und …«
Ginnie fasste sich an die Stirn. »Die Hühner schlafen schon«, bemerkte sie. »Nur die verrückten ohne Federn, die haben Hummeln im Hintern! Nun hau schon ab, Mädchen, aber beeil dich! Ich denk mir irgendwas aus. Die Missus ist guter Laune. Und er … nun, wenn du rechtzeitig zurück bist …«
Lizzie nickte. Sie kannte ihre Pflichten. Aber jetzt nahm sie schon im Hinausrennen die Schürze ab und hüllte sich nur rasch in Ginnies Schultertuch. Es war Spätsommer, und in Van-Diemens-Land wurde es bereits kalt. Es nieselte auch wieder mal, als Lizzie über die Dorfstraßen zu den Ställen nahe der Kaserne lief. Wenn sie Glück hatte, war Michael noch da. Er musste da sein!
Michael legte den Pferden eben Heu vor und pfiff dabei vor sich hin. Lizzie wurde vor Erleichterung ganz schwach.
»Michael, Michael, Gott sei Dank, dass du da bist!« Sie musste sich bezähmen, ihm nicht um den Hals zu fallen.
»Engelchen!« Er lachte. »Hey, brennt eine Wolke, oder hast du Ärger mit deinem kleinen Galan? Soll ich mich für dich schlagen?«
Michael schien guter Stimmung zu sein und nicht mehr ganz nüchtern. Das war kein Wunder, wenn irgendwo unter den Sträflingen verbotener Whiskey kursierte, bekamen die Fahrer immer ein paar Schlucke davon ab. Michael legte jetzt sogar den Arm um Lizzie, die keuchend an eine Box gelehnt stand und versuchte, zu Atem zu kommen.
»Lass den Unsinn und hör mir zu!« Lizzies Angst ließ sie ihn härter abwehren, als sie eigentlich wollte. Hoffentlich war er nicht zu betrunken, um den Plan zu verstehen! »Michael, Sonntagnachtoder Montag geht ein Schiff nach Neuseeland. Du wirst Papiere haben und eine Fahrkarte – nein, frag jetzt nicht, ich habe keine Zeit. Aber du musst es irgendwie nach Hobart schaffen. Ich treffe dich …«
»Battery Point, Mayfair Tavern …«, sagte Michael schnell. Er begriff zum Glück in Windeseile. »Das ist ein Pub, angeblich leicht zu finden …«
Lizzie verdrehte die Augen. »Sprich, die Miliz sucht dort zuerst!«, höhnte sie. »Aber schön, es ist immerhin eine Adresse. Geh nur ja nicht rein! Bleib irgendwo in der Gegend. Oder noch besser: Such das Schiff nach Neuseeland und versteck dich dort am Kai. Ich werde mit einem Mann dorthin kommen. Du folgst uns dann unauffällig, und irgendwann treffe ich dich und geb dir die Papiere.«
»Aber wie willst du …?« Für Michael kam nun doch alles ein bisschen zu schnell.
»Das weiß ich noch nicht, aber einen Versuch ist die Sache wert. Komm einfach nach Hobart. Und erzähl niemandem davon. Auch nicht deinen Kumpanen von der Chain Gang!«
»Aber die werden … Ich kann sie doch nicht … Die werden sich doch fragen …«
»Sollen sie! Besser, sie bleiben im Ungewissen, als dass sie dich verraten. Michael, bevor das Schiff geht, musst du dich drei Tage lang verstecken und dabei über hundertfünfzig Meilen durchschlagen! Das ist leichter, wenn niemand weiß, wo er dich suchen soll!«
Michael überlegte kurz und schien seine Loyalitäten abzuschätzen. Aber dann zuckte er die Achseln. »Sei’s drum, ich geh
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