Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
umarmte sie das Mädchen.
»Viel Glück, Lizzie!«, flüsterte sie. »Wäre schön, wenn eine von uns einmal glücklich würde!«
Lizzie überstand die nächsten Wochen erstaunlich gut. Mr. Smithers war entzückt, seine Frau und Cecil eher enttäuscht darüber, dass sich ihr Begnadigungsverfahren hinzog und die Hochzeit warten musste. Mitunter machte Mrs. Smithers auch böse Bemerkungen – anscheinend war sie der Meinung, Lizzie könnte sich jetzt doch wirklich mit Cecil statt ihrem Mann verlustieren. Ob mit oder ohne Trauschein! Direkt sprach sie das Mädchen jedoch nicht mehr darauf an.
Michael wurde tatsächlich drei Wochen nach der Unterredung zwischen Lizzie und Velvet von den Ketten befreit, aber die plötzliche Begnadigung und Trennung von der Gang schien ihn zumindest kurzzeitig zu verunsichern. Er führte sich vorerst gut und fand sich auch leicht in den Posten des Stallburschen ein, auf den Meyers ihn nach kurzer Befragung über seine Vorerfahrungen setzte. Michael war an Maultiere gewöhnt. Die schweren Kaltblüter, mit denen er sich jetzt abgeben musste, waren größer, aber kaum schwieriger im Umgang. Michael fütterte und putzte sie und wusste zur uneingeschränkten Begeisterung des Stallmeisters sogar, wie man sie anspannte.
»Kannst du womöglich auch fahren, Kerl?«
Michael nickte und gewöhnte sich bald an die riesigen Wagen, mit denen Baustoffe und Stämme transportiert wurden. Die Pferde waren dabei weniger das Problem als die Abmessungen des Fuhrwerks. Andererseits waren die Erntewagen Lord Wetherbys auch nicht wesentlich kleiner gewesen. Michael wäre sofort zum Fuhrmann berufen worden, aber noch traute man ihm nicht genug, um ihn allein auf die Straße zu schicken.
»Mach bloß keinen Unsinn!«, beschwor ihn Lizzie.
Sie versuchte ihn so oft wie möglich zu sehen, aber es war nicht einfach. Am ehesten ließ es sich noch einrichten, ihn wochentags zu treffen, wenn sie Besorgungen machte. Die Köchin Ginnie spielte gutmütig mit, obwohl sie in die Fluchtpläne nicht eingeweiht war, weil sie entsprechende Bedenken hatte.
»Wie soll das mal enden, Kind? Liebst den einen und heiratest den anderen, und der dritte nimmt sich, was er haben will. Pass bloß auf, Mädchen! Dem Cecil kann das nicht gefallen, das mit dem Herrn. Aber er kann ja nichts machen. Doch wenn er das mit dem schmucken Fuhrmann rauskriegt …«
Lizzie zuckte die Schultern. Bevor Cecil irgendetwas herausbekam, wollte sie auf dem Schiff nach Neuseeland sein – oder wieder im Gefängnis in Hobart. Wenn sie einmal weglief, gab es kein Zurück, und mittlerweile erschien ihr auch fast alles besser, als Cecils Frau zu werden, aber Smithers’ Hure zu bleiben.
»Benimm dich ein paar Monate gut, lass Meyers Vertrauen fassen!«
Lizzie beschwor Michael, der auf dem Bock seines Wagens saß, während sie unauffällig Richtung Kaufmannsladen neben ihm herging. Sie versuchte, ihn dabei nicht anzusehen, und konnte sich doch kaum bezähmen, wenigstens einen tröstenden Blick auf sein hübsches Gesicht und in seine strahlenden Augen zu werfen.
»Irgendwann ergibt sich dann schon eine Gelegenheit!«, raunte Lizzie Michael zu.
»Aber ja doch!«
Michael klang vergnügt und unbekümmert. Der Job als Fuhrmann schien ihm zu gefallen. Vielleicht wollte er gar nicht mehr weg? Lizzies Herz krampfte sich zusammen. Wenn sie jetzt alles arrangierte, und dann sagte er Nein …
»Allein kann ich ja sowieso nichts machen. Ich muss auf Will warten und Dylan und Connor! Ohne Connor ist es aussichtslos!«
Lizzie atmete auf. Er wollte also immer noch flüchten. Das mit den anderen Galgenvögeln würde sie ihm schon ausreden.
Und dann, etliche Wochen nach Lizzies Gespräch mit Velvet, überstürzten sich die Ereignisse.
Es begann damit, dass Mrs. Smithers Lizzie zu sich rief. Das Mädchen folgte mit bangendem Herzen. Dauerte es ihrer Herrin jetzt zu lange? Würde sie ihr erneut vorwerfen, ihren Gatten zu verführen?
Mrs. Smithers tat jedoch nichts dergleichen. Stattdessen waren die Nachrichten eher positiv.
»Du wirst morgen nach Hobart fahren. Sie wollen dich noch mal befragen, und dann geht es hoffentlich schnell mit deiner Verheiratung. Und Pete fährt ohnehin nach Hobart, er bringt David Parsley zum Schiff.« Pete war der Knecht, der auch als Kutscher diente.
Lizzies Herz klopfte heftig.
»Mr. Parsley will … verreisen?«, fragte sie tonlos.
»Geschäftlich. Neuseeland, es geht um einen Auftrag. Die denken wohl an eine Straße zwischen
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