Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Der Gott des Meeres konnte dies hier nicht vergeben.
Am Abend trank Michael die Erinnerung weg – wozu er sehr viel mehr Whiskey brauchte als sonst. Die Männer aßen ungerührt das Walfleisch, den Gestank um sie herum scheinbar gar nicht wahrnehmend. Im Ruderboot mitfahren wollte Michael nie wieder,und auf keinen Fall drängte es ihn nach den Posten des Steuermanns oder des Harpuniers. Er ertrug schweigend das Gelächter der Männer, die ihn neckten, er habe wohl Angst bekommen, und dachte darüber nach, wie er am schnellsten von der Walfangstation wegkam. Natürlich musste er seine Schulden abarbeiten. Aber so lange bleiben, bis er die Schiffspassage nach Irland verdient hatte? Undenkbar!
K APITEL 2
Lizzie war einem gottgefälligen Leben nie so nahe gewesen denn als Magd bei den Laderers in Sarau. Ihre Farm lag etwas außerhalb des schmucken Dörfchens in der Region Marlborough am Rande der Waimea-Ebene. Wie fast alles in diesem Land befand sich auch diese Ansiedlung noch im Aufbau, schien aber vielversprechend. Die Erde war fruchtbar, und die Siedler zeigten sich dankbar dafür, nachdem ihre ersten Jahre im neuen Land nicht vom Glück begünstigt gewesen waren. Nahe Nelson hatten sie wenig Ackerland gefunden und waren obendrein von Überschwemmungen heimgesucht worden.
Von solchen Widrigkeiten der Natur ließ sich ein Otto Laderer jedoch nicht abschrecken. Er hatte einen zweiten Neuanfang gewagt, und jetzt rodete er immer mehr Land. Auch seine Rinderzucht florierte. Sein Weib Margarete, eine sehnige, starke Frau, arbeitete ebenso hart wie er, desgleichen seine zwei Söhne. Weder der Vater noch die jungen Burschen, für die schon Frauen gefunden waren, bedachten Lizzie mit lüsternen Blicken. Und wenn sich doch mal einer der Siedler für das Mädchen interessierte, so gingen seine Bemühungen nie über ein paar höfliche Worte und vielleicht eine gemeinsame Ausfahrt am Sonntag hinaus. Letztlich stand für all die ernsten, braven Burschen aus Mecklenburg oder Niedersachsen fest, dass sie irgendwann eines der ernsten, braven Mädchen von einem der Höfe nebenan ehelichen würden. Schon eine Verbindung mit einer Tochter der wenigen bayerischen Katholiken wäre ihren Familien als Katastrophe erschienen. Eine englische, mittellose Magd kam absolut nicht infrage, egal, wie nett sie lächelte.
Die Laderers begannen im Morgengrauen mit der Arbeit und gingen schlafen, wenn es dunkel wurde. Das erwarteten sie auch von Lizzie, der abendliche Verbrauch von Lampenöl galt schon als Luxus. Die Arbeit war hart, aber die Mahlzeiten kamen regelmäßig und reichlich, der Lohn am Ende jedes Monats wurde gewissenhaft ausgezahlt. Die Frauen trugen blaue Blusen und Röcke, im Haus mit hellen Schürzen. Mrs. Laderer half Lizzie beim Ändern ihrer alten Arbeitskleidung und versprach zu Weihnachten Stoff für ein neues Kleid. Die Frage »Wie konntest kommen aus England mit nur eine Kleid?« war die einzige, die sie dem Mädchen je stellte. Sein Vorleben schien ihr völlig gleichgültig zu sein.
Die Laderers nannten ihre neue Magd Liese oder Lieschen und erkundigten sich nicht mal nach ihrem Nachnamen. Am Sonntag nahmen sie das Mädchen selbstverständlich mit in die Lutherische Kirche, wo Lizzie ein bisschen die feierlichere Zeremonie vermisste. Der Reverend, der sich hier Pastor nannte, schien auch noch strenger zu sein als der in Campbell Town, aber genau wusste Lizzie das nicht, weil er auf Deutsch predigte.
Nun hätte Lizzie nichts von alldem gestört. Sie wäre ganz zufrieden damit gewesen, eine Zeitlang zu bleiben und Geld zu sparen, aber leider fand sie keinen Funken Freude an ihrer Arbeit und fühlte sich zudem ständig überfordert. Lizzie war nicht faul, als Haus- und Küchenmädchen hatte man sie stets als anstellig gelobt. Aber die Laderers brauchten keine Haushaltshilfe, sondern eine Stallmagd. Lizzie musste ausmisten und melken, sie sollte Eier einsammeln und beim Schlachten helfen. Besonders Letzteres brachte sie kaum fertig. Ausmisten machte ihr weniger aus, abgesehen davon, dass sie zu Tode erschöpft war, wenn sie die fünfte oder sechste Karre schweren Kuhmist auf den Kompost gefahren hatte, wobei es Mr. Laderer sehr auf Ordnung und Sauberkeit ankam. Lizzie war ein zierliches Mädchen. Die schwere Arbeit setzte ihr zu.
Schlimmer noch waren das Melken und das Füttern und Eintreiben der Kühe und Pferde. Lizzie hatte einfach Angst vor den großen Tieren. Sie misstraute ihnen und erschrak zu Tode, wenneine Kuh
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