Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
schmerzhaft waren Smithers Annäherungen kaum, er war eher ein fantasieloser Liebhaber. Lizzie tat trotzdem ihr Bestes, die Nacht für ihn besonders zu machen. Sie hielt ihren Teil des Handels ein und zeigte sich zärtlicher, williger und aktiver als in Campbell Town. Gegen Morgen schlief Smithers dann ein. Lizzie lag noch eine Zeitlang neben ihm wie auf Kohlen. Sie wollte nach Hause. Je eher sie die Essigspülung vornahm, desto besser. Und natürlich wäre auch ein bisschen Schlaf vor der Arbeit schön, Lizzie war totmüde. Auf Ruhe konnte sie jedoch kaum noch hoffen. Es war fünf Uhr, als sie sich wegschlich, und um halb sieben begann sie ihren Dienst.
Lizzie warf einen letzten Blick auf den Mann im Bett, als sie ihr Bündel ergriff und sich leise aus dem Zimmer stahl. Sie hoffte nur, ihn nie wiederzusehen.
Unglücklicherweise war die Pensionswirtin schon wach und mit irgendwelchen Aufräumarbeiten im Küchentrakt beschäftigt. Der Hinterausgang war damit blockiert, aber Lizzie wagte nicht, sich vorne hinauszuschleichen. So wartete sie ungeduldig, bis die Frau endlich kurz ins Vorderhaus verschwand. Lizzie musste dann fast rennen, um zeitig bei der Arbeit zu sein. Es war kalt auf der Straße und im Küchenhof der Busbys, aber Lizzie nahm sich trotzdem einen Krug des eisigen Wassers mit hinauf in ihr Zimmer und wusch sich so gründlich, wie es eben ging. Dann fiel ihr jäh ein, dass sie den Essig vergessen hatte! Früher hatte sie immer ein Fläschchen bei sich gehabt, aber dies war ihre erste Spülung seit Jahren. Lizzie überlegte kurz, ob es zeitlich noch zu schaffen war, bevor die Köchin eintraf, in die Küche zu rennen, dann entschied sie, das Risiko einzugehen. Der Köchin konnte sie irgendetwas erzählen, aber eine mögliche Schwangerschaft war nicht zu verheimlichen. Als sie schon wieder auf dem Weg zurück in ihr Zimmer war, hörte sie plötzlich Stimmen!
»Um diese Zeit, Mr. Smithers?« James Busbys verärgerte Stimme kam aus den Empfangsräumen. »Hätte Ihre dringende Nachricht nicht noch etwas Zeit gehabt? Sie haben uns aus dem Bett geholt, Mister!«
Wenn Busby aus dem Schlaf gerissen wurde, war mit ihm nicht gut Kirschen essen. Lizzie wusste, dass er in der Kolonie als cholerisch galt, obwohl sie selbst meist gut mit ihm ausgekommen war.
»Bis Sie ausgeschlafen hätten, wäre die Delinquentin womöglich schon auf dem Weg in den nächsten größeren Ort!«, erklärte Martin Smithers’ dröhnende Stimme.
Lizzie spürte, wie sich alles in ihr verkrampfte. Dieser Mistkerl! Sie hatte ihm diese Nacht gegeben, aber er war hier, um sie zu verraten, obwohl sein Bett noch warm war.
»Ich war mir gestern nicht sicher, ob das Mädchen es wirklich war, aber als es dann heute Nacht in mein Hotel kam …«
Lizzie empfand Übelkeit. So also wollte er es darstellen! Sie würde als Diebin und Hure darstehen, und Smithers’ Geschichtewäre selbst seiner Frau gegenüber haltbar. Nun war es also aus … Lizzie hatte nur noch den Wunsch, sich gleich auf der Stelle niederfallen zu lassen und zu weinen. Sie hatte es nicht mal geschafft, ihre Tugend zu wahren. Sie wurde nicht nur verraten, sondern hatte sich auch noch erneut verkauft.
Aber dann nahm sie sich zusammen. Bislang war sie noch frei! Martin Smithers sprach hektisch auf den verschlafenen Busby ein. Bis der die Geschichte ganz begriffen hatte und Anstalten machte, sie zu ergreifen, konnte sie fort sein! Wenn es nur ein Ziel gäbe … in Russell oder Kororareka konnte Lizzie sich nicht verstecken. Russell war zwar nicht weit, aber zu klein, und im Walfängerlager war eine Frau allein Freiwild. Sie konnte dort höchstens als Hure unterkommen, und spätestens wenn ein kleines Kopfgeld auf sie ausgesetzt wurde, würde der nächstbeste Freier sie ausliefern.
Dann aber fiel ihr das Maori-Dorf ein, und plötzlich überkam sie große Erleichterung. Warum war ihr das nur nicht schon am Tag zuvor eingefallen? Ihre eingeborenen Freunde würden sie nicht verraten – die begriffen wahrscheinlich gar nicht, weshalb man hinter ihr her war. Und die pakeha würden nicht ohne weiteres wagen, in ein Dorf der Ngati Pau einzudringen.
Lizzie wagte nicht, in ihr Zimmer zu gehen, aber auf dem Weg aus dem Haus traf sie die Köchin, Ruiha und Kaewa, das andere Küchenmädchen.
Mit dem offenbar unerschütterlichen Gleichmut ihrer Rasse lauschten die drei ihrem wirren Bericht. Lizzie wusste nicht, ob die Frauen sie wirklich verstanden, aber sie hegten jedenfalls keinen Zweifel
Weitere Kostenlose Bücher