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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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bei dem Sargtischler, der sie mit den Worten beschied, sie sei ja ganz nett, aber seine Kunden brauchten keine Aufmunterung mehr. Sie strich noch einmal um die Fischerhütten und ging dann weiter zum Maori-Dorf. Die Ngai Tahu waren freundlich – deutlich aufgeschlossener als die Stämme auf der Nordinsel. Lizzie fühlte sich sofort bei ihnen wohl, schon deshalb, weil nur noch wenige junge Leute tätowiert waren. Es trugen auch mehr westliche Kleidung, anscheinend passten die Maori der Südinsel sich bereitwilliger an die Sitten der pakeha an als die im Norden. Wirtschaftlich ging es dem Stamm allerdings schlecht. Viele Männer hatten auf der Walfangstation gearbeitet. Stets als Tagelöhner. Seit dort nicht mehr viel los war, verdienten sie nichts mehr. Für die Mädchen gab es sowieso kaum etwas zu tun. Einige halfen auf Schaffarmen, aber nur zeitweise im Stall. Was Hauspersonal anging, bestätigten sie die Angaben der pakeha in der Stadt. Niemand hierhatte je einen Maori als Hausdiener, Gärtner oder Kutscher angelernt, erst recht nicht als Zimmer- und Küchenmädchen.
    Lizzie blieb eine Nacht im Dorf, das mehr einem Lager glich als dem schmucken, mit aufwändigen Schnitzereien verzierten marae der Ngati Pau. Die Leute ließen ihre Ansiedlung wohl auch oft im Stich.
    »Im Frühjahr, wenn die Vorräte zur Neige gehen«, berichteten sie Lizzie, »wandern wir zu besseren Jagdgründen in die Berge. Wenn du willst, kannst du mitgehen, aber da gibt es kaum pakeha , und sicher keine großen Häuser.«
    Natürlich konnten sich die Stämme so nah am Meer auch stets von Fischen ernähren, aber die pakeha machten ihnen die Fischgründe immer mehr streitig. Lizzie wunderte sich, dass sie nicht kämpften wie die rauffreudigen Stämme im Norden, aber die Ngai Tahu betrachteten die Entwicklung mit Gleichmut.
    »Bevor die pakeha kamen, ging’s uns eher schlechter«, berichteten die Frauen. »Gut, es gab Fisch, aber kein Saatgut, keine Schafe. Es war kalt im Winter. Jetzt haben wir wärmere Kleidung, wir bewirtschaften unsere Felder, lange Zeit hatten wir Arbeit bei den Weißen.«
    Die Ergebnisse dieser Arbeit sah man in den Häusern des Stammes: Es war behaglicher als bei den Ngati Pau, die Frauen webten Wolle, hatten Decken und Matten. Der Speisezettel schien vielfältiger, das Essen wurde nicht in Erdöfen und an behelfsmäßigen Stöcken über dem Feuer gegart, sondern in Töpfen und Pfannen, erstanden bei den pakeha . Natürlich war die geografische Lage auch eine andere. Lizzie merkte sofort, dass es kälter war als auf der Nordinsel. Sicher war es schwieriger, den Winter zu überstehen.
    Lizzie mochte dem Stamm denn auch nicht zu lange auf der Tasche liegen. Nach zwei Tagen verabschiedete sie sich, schenkte den Frauen etwas Geld und ging zurück in die Stadt.
    Der Pub, vor dem sie Claudia getroffen hatte, hieß Green Arrow und war noch der sauberste in Kaikoura. Lizzie trat ein und fragte nach Arbeit.
    Pete Hunter, der stämmige Wirt, erkundigte sich weder nach ihren Zeugnissen, noch wollte er ihren Namen wissen. Er taxierte das Mädchen nur kurz, murmelte etwas Unwilliges, wies ihr aber nichtsdestotrotz eins seiner schmierigen Zimmer im ersten Stock zu.
    »Sauber halten musst du’s selbst, Bettwäsche einmal die Woche in die Chinesische Reinigung. Wenn du öfter wechseln willst, musst du selbst waschen.«
    Lizzie verbrachte die ersten Stunden ihres neuen alten Lebens damit, den Raum halbwegs sauberzuschrubben und die Flöhe zu bekämpfen.
    »Soll ich dir ein Kleid leihen?«, fragte Claudia, als sie am Abend in die Gasträume hinuntergingen. »Hunter streckt dir das Geld vor, wenn du dir selbst eins nähen willst, aber er will es mit Zinsen zurück!«
    Lizzie schüttelte den Kopf. Sie hatte die letzte Stunde genutzt, den Ausschnitt ihres Dienstbotenkleides tiefer zu setzen und den Rock unter der Schürze zu raffen, sodass er vorn kürzer war und einen Blick auf ihre Beine erlaubte. Ihr Gesicht war geschminkt, ihr Haar aufgesteckt, aber darin trug sie keck und etwas schief ihr Häubchen.
    Sie platzierte sich verschämt neben der Tür des Pubs und knickste, als der erste Mann hereinkam. »Darf ich dem Herrn seinen Mantel abnehmen?« Lizzie lächelte verschmitzt zu ihrem Kunden hoch und erkannte den Sargtischler. Der grinste prompt und griff in ihren Ausschnitt.
    Lizzie hatte ihren ersten Freier.

    Kahu Heke segelte sein Kanu nach Norden und dachte an das Mädchen, das er zurückließ. Das erste Mädchen, das fähig schien,

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