Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
mit ihm zwischen den Welten zu wandern. Aber noch hielt es Elizabeth bei den pakeha . Und ihn? Kahu Heke wusste keine Antwort. Wahrscheinlich würde man ihn nach seinem Onkel Kuti Haoka zum Häuptling wählen. Die Ngati Pau respektierten ihn. Aberwenn er auch nur den Hauch einer Chance haben wollte, Lizzie zu gewinnen, dann musste er eher ein Farmer werden. All die tapu abbauen, die den Kriegerhäuptling umgaben, sich anpassen wie die Ngai Tahu auf der Südinsel, auf die er hinabsah. Er konnte die Welten einander annähern, um Elizabeth’ willen, im Grunde würde er damit ja nur eine Entwicklung beschleunigen, die sowieso unaufhaltsam war.
    Kahu beschloss, sich nicht mehr in Kororareka herumzutreiben und mit den Walfängern zu handeln. Es wäre besser, etwas über Landwirtschaft zu lernen – vielleicht sogar über das, was Lizzie so faszinierte: Weinbau.
    Der junge Maori lächelte grimmig, während die Hauwhenua über die Wellen flog. Wenn er erst Häuptling war und Lust dazu hatte, konnte er sich sogar zum König krönen lassen. Bisher riss sich niemand um den Posten, den Maori war der Gedanke einer Zentralregierung fremd. Wenn sich jemand wie Kahu mit seinen Kenntnissen der pakeha -Kultur und seinem fließenden Englisch bewarb, würden alle begeistert zustimmen.
    Im Rausch der Geschwindigkeit gab sich Kahu Heke seinen Träumen hin. Elizabeth war seine Königin, und eines Tages würde er sie mit nach London nehmen. Der junge Maori sah sich als kingi in Verhandlungen mit der Queen, und er lachte, als er sich vorstellte, wie Elizabeth vor Victoria knickste und Prince Albert ihr galant die Hand küsste. Elizabeth würde sich ihres Namens würdig erweisen. Eine Königin, die das Herz einer anderen mit ihrem unwiderstehlichen Lächeln wärmte.

K APITEL 9
    Michael Drury konnte keine Schafe mehr sehen. In den letzten Tagen hatten seine Maori-Helfer und er über viertausend meist unwillige Mutterschafe und Widder von ihrer Wolle befreit, den gesamten Bestand der Farmen im Kaikoura-Distrikt. Es hatte sich längst eingebürgert, dass Michael die Schaffarm der Fyffes im Frühjahr ein paar Wochen den Maori-Mädchen überließ und mit der Schererkolonne von Farm zu Farm zog. Die Männer verdienten sich damit ein beachtliches Zubrot, während die Mädchen beim Lammen halfen und die Mutterschafe dann für den Sommer in die Berge trieben. Mit den Hunden war das kinderleicht, die Maori hatten ein Händchen für die Tiere. Allerdings stellte nur Fyffe auch Frauen dafür an, die sonstigen Farmen ließen lediglich Männer als Viehtreiber arbeiten.
    Jetzt jedenfalls waren die Schafe geschoren, Michael hatte Geld in der Tasche und rechtschaffenen Durst. Ein Zug durch die Pubs in Kaikoura kam ihm da gerade recht. Es würde ja immer noch etwas übrig bleiben, um es für die Reise nach Irland zurückzulegen.
    Michael sparte für seine Rückkehr nach Hause, obwohl er sich nicht sicher war, ob er es ernst meinte. Seit jener Brief von Father O’Brien eingetroffen war, hatte sein Eifer jedenfalls merklich nachgelassen. Schließlich würde er Kathleen ohnehin nicht mehr antreffen. Sie war fort. Irgendwo in Amerika mit diesem Mistkerl und Rosstäuscher Ian Coltrane!
    Michael fragte sich, wie sie sich gerade mit diesem Mann hatte einlassen können – wenn er daran dachte, dass sein Sohn den Viehhändler Vater nannte, graute es ihm. Und das Ganze obendreinmit seinem Geld! Ian Coltrane hatte die Überfahrt doch nie und nimmer selbst bezahlt. Und Michael glaubte auch nicht, dass er Kathleen liebte. Soweit er wusste, hatte Coltrane ein Mädchen in Wicklow unterhalten – eine rothaarige kleine Hure, frech und hoffärtig, das genaue Gegenteil der zurückhaltenden, sanften Kathleen. Und Kathleen konnte Ian auch nicht geliebt haben, vielleicht hatten ihre Eltern sie sogar gezwungen, ihn zu heiraten.
    Wenn Michael allein über Land ritt und die Schafe kontrollierte, stellte er sich oft vor, nach Amerika zu reisen und Kathleen zu suchen. Er würde sie irgendwo in New York oder sonstwo auftreiben und Ian Coltrane aus ihrem Bett schmeißen. Aber in nüchternen Augenblicken wusste er natürlich, dass allein New York schwerer zu durchsuchen wäre als ganz Irland! Außerdem war Amerika von Neuseeland aus kaum zu erreichen. Die normale Route führte über Australien – wo Michael absolut nicht hinwollte! – und dann über China. Michael schob die Entscheidung also erst einmal hinaus. Seine Ersparnisse wuchsen ohnehin so langsam, dass er noch Jahre

Weitere Kostenlose Bücher