Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
nicht. Aber vielleicht in einer weniger wichtigen Familie. Ein kleineres Haus … wenn es sein muss wieder eine Farm wie bei den Laderers.«
»Du könntest bei den Ngai Tahu unterkommen«, schlug Kahu vage vor.
Lizzie schüttelte den Kopf. »Nein … nein, Kahu, sei mir nicht böse. Ich … ich mag euch Maori. Aber ich bin eine pakeha . Bei Busbys hat es mir gefallen. Und die Ngai Tahu werden mich doch auch nicht wollen. Was sollen sie mit mir? Nein, wir … gibt es keine anderen Städte?«
Kahu überlegte. »Kaikoura«, sagte er dann, etwas widerwillig. »Eigentlich auch eine Walfangstation. Aber jetzt sollen sich mehr Farmer ansiedeln – wenn auch sicher keine … keine Gentlemen wie dein Mr. Busby. Niemand wird dich dort suchen.« Er lächelte. »Und du wärest mir nah. Die Legende sagt, dass der Halbgott Maui bei Kaikoura den gewaltigen Fisch fing, der später zur Nordinsel wurde.«
Lizzie sah Kahu an. Dieses Mal gelang ihr das seelenerwärmende Lächeln, das ihr überall Freunde machte. »So könnten wir uns auch einfach einen Fisch fangen und hätten eine Insel für uns allein!«
Kahu zuckte die Achseln. »Das steht leider nur Göttern offen. Menschen nehmen ihre Kanus und fahren aufs Meer hinaus, bis sie Land finden. Wie einst Kupe und Kura-maro-tini. Wenn du also willst, Elizabeth …«
Lizzie senkte den Blick vor der Liebe in seinen Augen.
Wenige Tage später setzte Kahu Lizzie vor Kaikoura an Land. Die Halbinsel, auf der das Städtchen lag, faszinierte das Mädchen schon vom Meer aus. Die Strände, die Hügel, die gewaltige Berglandschaft der Südalpen, die hier fast bis ans Meer heranreichte – alles schien noch größer und unerschlossener zu sein als im Norden. Obendrein erschrak sie, als plötzlich ein Wal vor ihnen auftauchte.
»Der … der … der kann uns mit einem Happs verschlucken!«, keuchte Lizzie, während das riesige Tier übermütige Sprünge vollführte.
»Tut er aber nicht«, beruhigte Kahu. »Der ist froh, wenn wir ihm nichts tun. Die Menschen hier rotten sie langsam aus, es gibt nicht mehr so viele wie früher.«
Lizzie konnte sich das kaum vorstellen – aber ihr wurde klar, woher die Legende von Maui und seinem Fisch kam. Man konnte sich vorstellen, dass aus so einem riesigen Tier wirklich eine Insel werden konnte!
Kahu schlug vor, Lizzie zunächst in der örtlichen Siedlung der Ngai Tahu vorzustellen, aber sie wollte lieber sofort in die Stadt.
»Ich kann selbst hingehen und dem Stamm Guten Tag sagen, wenn es nötig ist«, meinte sie. »Aber eine Anstellung und eine Unterkunft muss ich in Kaikoura finden, da hilft alles nichts.«
Vor allem wollte sie nicht mit Kahu gemeinsam in der Siedlung der Maori auftauchen. Jedem – zumindest jeder Frau! – musste schon bei der Vorstellung klar werden, was Kahu für sie empfand. Man würde glauben, sie sei seine Frau oder doch zumindest seine Geliebte. Eine platonische Beziehung konnten die Eingeborenen sich nicht vorstellen. Und Lizzie wollte ihr neues Leben nicht gleich wieder unter falschen Vorzeichen beginnen!
»Du wirst Geld brauchen!«, gab Kahu zu bedenken.
Lizzie zuckte die Schultern. »Geben mir das die Ngai Tahu?«, erkundigte sie sich.
Kahu zog seufzend eine Börse aus dem Bündel, in dem er seine Sachen aufbewahrte.
»Ich gebe dir etwas. Aber es ist nicht viel. Mehr als einen oder zwei Tage wirst du nicht davon leben können.«
Lizzie errötete, als sie den kleinen Stoffbeutel annahm. »Das ist … das ist … du musst das nicht, Kahu …«
Er winkte ab. »Du kannst mir nichts zurückgeben, zumindest nichts, was du gern gibst und was ich annehmen könnte. Sprich es nicht aus, Elizabeth! Es ist in Ordnung. Wenn die Götter es wollen,sehen wir einander wieder. Dann kannst du mir den Betrag zurückzahlen, falls du bis dahin reich bist. Haere ra , Elizabeth!«
Er wollte sich leicht verneigen, aber Lizzie schob sich nah an ihn heran und legte Nase und Stirn an sein Gesicht. Hongi – der Gruß der Maori. »Warum … warum nennst du mich eigentlich immer Elizabeth?«, fragte sie dann. Sie wollte den Abschied eigentlich nicht ausdehnen, aber das hatte sie ihn schon lange fragen wollen.
Kahu sah sie ernst an. »Weil das dein Name ist. Vielleicht nicht Portland. Aber auch nicht Lizzie. Lizzie ist ein Name für ein Dienstmädchen. Aber Elizabeth ist eine Königin!«
Lizzie biss sich auf die Lippen. Sah er sie wirklich so? Als eine Königin? Michael hatte nur die Hure in ihr gesehen … Sie wusste nicht, warum sie jetzt
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