Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Laden gesehen? Die nehmen Wucherpreise – was natürlich auch damit begründet wird, dass jeder Happen Essen hier hinaufgeschafft werden muss. Die Pubs sind auch nicht ohne, genauso die käuflichen Mädchen. Dazu wird auf alles und jedesgewettet. Ich predige natürlich dagegen, aber irgendwie kann ich’s verstehen. Die Kerle arbeiten schwer, sechs oder sieben Tage in der Woche. Da wollen sie am Samstagabend ihren Spaß. Jedenfalls machen die Händler, Wirte und Huren hier mehr Geld als die Goldgräber.«
»Reich wird keiner?«, fragte Lizzie.
Peter Burton zuckte die Schultern. »Wenige«, antwortete er dann. »Die Ersten, die ein neues Goldfeld finden – und die guten Pokerspieler. Für Letztere ist hier richtig was zu holen, manche nehmen ihre Mitmenschen schamlos aus. Aber das ist die Minderheit, Miss Portland. Die große Mehrheit wird genauso arm gehen, wie sie gekommen ist.«
Lizzie seufzte. »Dann werde ich mal den Fluss hochfahren. Oder meinen Sie, es hätte Sinn, hier auf Michael zu warten?«
Burton zog die Brauen hoch. »Kommt drauf an, ob Sie einen Besuch planen oder bei Ihrem Mann bleiben wollen. Ich kann Sie übrigens gern trauen, falls Sie auch mal seinen Namen und nicht nur sein sicher unbeheiztes Zelt teilen möchten.«
Lizzie warf Burton einen kühlen Blick zu. »Ich habe mein eigenes Zelt, Reverend. Und das teile ich mit niemandem.«
Peter Burton hob beschwichtigend die Hand. »Ich wollte Sie nicht beleidigen, Miss Portland. Bitte verzeihen Sie. Aber haben Sie Mr. Drury nicht vorhin Ihren Mann genannt?«
Lizzie biss sich auf die Lippen. »Nicht in dem Sinne …«, murmelte sie. »Es ist nur … nur um es irgendwie zu nennen. Er gehört mir nicht. Ich … ich kümmere mich nur um ihn.«
K APITEL 5
Michael Drury schniefte. Er wurde seine Erkältung in diesem Winter einfach nicht los, aber immerhin ging es ihm besser als Chris Timlock, der seit Tagen fiebernd und hustend in seinem Zelt lag. Insofern konnte er Gold waschen, und er musste auch. Wenn sich an diesem Tag nicht wenigstens ein paar Körner in seinem Sieb fanden, konnte er nichts zu essen kaufen, dabei waren die Vorräte seit dem Vorabend aufgebraucht. Er würde später ins Lager reiten müssen, aber das bisschen Gold, das sie bislang gefunden hatten, lohnte kaum die Mühe, es einzuwechseln.
Michael hatte schon darüber nachgedacht, auf die Jagd zu gehen, aber er war kein guter Fallensteller, und das Kleinwild, das er in Irland gejagt hatte, gab es in Otago nicht. Keine Kaninchen und Hasen, lediglich Vögel mit seltsamen Angewohnheiten. Die dunkelgrünen Keas waren so frech, dass sie bis an ihre Zelte herankamen, um ihre Vorräte zu stehlen. Es war ihm erst einmal gelungen, einen mit der Schleuder zu erlegen. Gelohnt hatte sich das kaum, der kleine Bergpapagei hatte kaum Fleisch an sich. Die größeren Kiwis dagegen waren nachtaktiv und pflegten sich tagsüber einzugraben. Lizzie hatte davon erzählt, und die Maori hatten wohl auch ihre Tricks, die Vögel aufzuspüren. Aber Michael hatte nie einen entdeckt, ihm sagten auch die Spuren nichts, die sich manchmal im Schnee fanden. Vielleicht gab es hier oben gar keine Kiwis, Michael hatte keine Ahnung von ihren Lebensgewohnheiten. Immerhin fing er Fische, beim Angeln war er erfolgreicher als beim Jagen – nur wenn er den ganzen Tag im Fluss stand und Gold wusch, ergriffen sie die Flucht.
Michael überlegte, ob er die Arbeit unterbrechen sollte, um einen Tee zu kochen. Chris konnte ihn sicher gebrauchen und er selbst … seine Stiefel waren schon wieder durchnässt, und er durfte auf keinen Fall so krank werden wie sein Partner.
Michael raffte eben seine Sachen zusammen, als er Chris rufen hörte. Sein Freund stand am Eingang seines Zeltes und stützte sich auf eine der Stangen. Er hustete, als er Michaels Namen rief, und Michael erkannte das Gewehr in seiner Hand. Die Männer hatten sich die Waffe vom Erlös erster, recht ermutigender Goldfunde zugelegt, aber eigentlich wusste keiner der beiden richtig damit umzugehen. Wenn sie gerade Geld für Munition hatten, übten sie, indem sie auf Bäume oder Flaschen zielten, aber bislang waren sie weit davon entfernt, auch nur einen unbeweglichen Gegenstand sicher zu treffen. Der Krach würde allenfalls die frechen Keas aufscheuchen, die sich dann aufgeregt keckernd im nächsten Baum versteckten, anstatt in Chris’ und Michaels Suppentopf zu köcheln.
Chris musste jedoch von etwas anderem beunruhigt sein als von ein paar Vögeln. Michael
Weitere Kostenlose Bücher