Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
zurückzulegen. Sie hatte ihr Pferd mit Geschenken für die Ngai Tahu beladen und mochte ihm ihr Gewicht nicht zusätzlich aufbürden. Michael bot ihr erst an, sie zu begleiten, und dann, wenigstens seinen Schimmel als Reitpferd mitzunehmen. Lizzie lehnte jedoch beides ab. Sie ritt nicht wirklich gern, und der Schimmel war feurig, sie traute sich nicht zu, mit ihm fertig zu werden. Und Michaels Begleitung hätte sie zwar persönlich gefreut, aber die Ngai Tahu würden eher Vertrauen fassen, wenn sie allein kam. Außerdem mochte sie Chris nicht ohne Hilfe im Lager lassen.
»Mir passiert schon nichts, Michael!«, lachte sie, als Michael vor dem Aufbruch wie eine Glucke um sie herumlief. »Die Maori sind freundlich, und ich bringe obendrein Geschenke und Grüße von ihren Freunden in Kaikoura. Gefahren gehen hier eher von den pakeha aus. Da, wo ich hinwill, ist wahrscheinlich noch nie jemand gewesen.«
Im Stillen freute sie sich jedoch über seine Besorgnis. Es sah aus, als beginne er endlich, etwas für sie zu empfinden!
K APITEL 6
Das Frühjahr brachte auch wieder Bewegung ins Goldgräberlager und vor allem nach Dunedin. Erneut traf ein Schiff nach dem anderen in Otago Harbour ein, und tausende von neuen Glücksrittern strömten an den Tuapeka River. Aber auch über Land kamen neue Goldgräber und solche, die es werden wollten.
Zwei von ihnen brachen zu Beginn der Frühjahrsferien in Dunedin auf: Rufus Cooper und Sean Coltrane. Nach monatelangen Betteleien hatte endlich auch Mr. Cooper seine Zustimmung zu einem Besuch beim Reverend gegeben. Allerdings nicht, ohne Peter Burton noch einmal darauf einzuschwören, seinen Sohn unbedingt bei Ferienende zurückzuschicken. Ob er wollte oder nicht.
»Und du passt auch auf ihn auf!«, schärfte er Sean ein, als die Jungs endlich losritten.
Die beiden hatten Stunden damit zugebracht, ihre Pferde mit allen möglichen Camping- und Grabutensilien zu bepacken, dabei wäre das gar nicht nötig gewesen. Kathleen wollte sie ins Camp begleiten und fuhr einen Wagen voller Hilfsgüter hinauf. Er war mit Verbandsmaterial, Zeltplanen und Lebensmitteln für das Hospital beladen – aber zwei Schlafsäcke und ein paar Schaufeln, so meinte Kathleen augenzwinkernd, hätten wohl noch auf die Ladefläche gepasst.
Das lehnten die Jungen jedoch ab.
»Richtigen Goldsuchern fährt ihre Mommy auch nicht hinterher!«, erklärte Sean selbstbewusst, was Kathleen zum Lachen reizte.
»Bei manchen wäre das aber gar nicht so falsch!«, beschied sie ihren Sohn.
Kathleen war äußerst guter Dinge in diesem Frühjahr. Sie freute sich auf den Ausflug in die Berge – und das Wiedersehen mit Peter Burton, auch wenn sie sich Letzteres nicht eingestand! Wider Erwarten hatte sie sich in Dunedin gut eingelebt. Zuerst hatte sie sich panisch vor Entdeckung gefürchtet – schließlich befand sie sich jetzt in einem florierenden Gemeinwesen. Dunedin hatte eine gewählte Stadtverwaltung und eine Gewerbeordnung: Kathleen und Claire waren ordnungsgemäß angemeldet, und ihr Geschäft war bekannt. Hätte Ian Nachforschungen angestellt, so hätte er sie leicht finden können.
Aber seit ihrer Flucht waren vier Jahre vergangen. Ian musste sich damit abgefunden haben, und obendrein war Dunedin keine überschaubare Kleinstadt mehr. Die Stadt wuchs ständig und bot entsprechende Anonymität. Kathleen wagte es jetzt sogar, zusammen mit Claire und Jimmy Dunloe Theatervorstellungen oder Kunstausstellungen zu besuchen. Den Eintritt dafür konnten sie sich mühelos leisten. Lady’s Goldmine warf guten Gewinn ab, Kathleen kreierte ständig neue Entwürfe für Kleider, und ihre Näherinnen kamen mit der Ausführung kaum nach. Claire schwelgte in Accessoires, die sie in London und Paris bestellte. Sie beriet die Kundinnen mit Charme und Geschmack und galt als eine der bestangezogenen und elegantesten Damen der Stadt. Kathleen fragte sich, wann Mr. Dunloe ihr wohl endlich einen Heiratsantrag machen und wie sie darauf reagieren würde. Aber Claire sprach nie darüber. So schlug auch Kathleen das Thema nicht an.
Kathleen selbst hatte ebenfalls ihre Verehrer – oder hätte sie jedenfalls haben können, wäre sie nicht gar so zurückhaltend gewesen. Sie trat selten in der Öffentlichkeit auf und antwortete nur einsilbig, wenn Männer sie ansprachen. Ihre außergewöhnliche, jetzt gereifte Schönheit ließ sich aber nicht verbergen. Kathleen kleidete sich zwar deutlich schlichter als Claire, aber ihr volles goldblondes Haar,
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