Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Nacht wird. Vielleicht findest du jemanden, der die Kinder begleitet. Ich bezahle das … Aber wir … wir müssen …«
Kathleen beendete den Satz nicht. Sie sprang auf den Bock und lenkte ihr Gespann aus der Remise.
»Tut mir leid, Peter. Tut mir … wirklich leid …«
Kathleen ließ die Pferde antraben, kaum dass sie die Ställe hinter sich gelassen hatte. Sie lenkte sie auf die Straße nach Dunedin.
Peter blieb fassungslos zurück.
Ohne weiter auf die Frauen zu achten, die Kathleen hoch interessiert nachsahen und nun auch ihn mit Blicken bedachten, dienicht sonderlich schmeichelhaft waren, ging der Reverend zurück zu seinem Wagen. Was auch immer geschehen war, er musste das Holz abholen, bevor sich dafür womöglich ein anderer Abnehmer fand. Aber anschließend würde er diesen Mann und diesen Jungen suchen, deren Anblick Kathleen so zu Tode erschreckt hatte.
Es dauerte geraume Zeit, bis der Wagen beladen war und Peter sich auf den Rückweg zur Kirche machen konnte. Aber es war noch hell, als er an der Stelle vorbeikam, an der Kathleen in Panik verfallen war. Er sah den Mann, mit dem sich der Dunkelhaarige gestritten hatte. Ein Australier, Peter kannte ihn flüchtig. Der Reverend nahm die Zügel an.
»n’Abend, Terrence, na, guter Tag heute?«
Der Goldgräber schüttelte den Kopf. »n’Abend, Reverend. Eher schlecht. Wenig Ertrag, viel Ärger.« Er kratzte sich am Kopf, auf dem kaum noch Haare zu finden waren.
»Ich hab’s gesehen, Sie hatten Streit. Neue Nachbarn?«
»Ich konnt’s grad noch abwenden. Was denken sich die Leute? Man braucht doch ein bisschen Platz zum Atmen – und hier ist wohl weiß Gott genug Gegend rundum, wo sie ihre Zelte aufstellen können. Sicher nicht so zentral.«
Das stimmte. Die neu ausgewiesenen Zeltplätze waren weiter von den Läden und Pubs entfernt.
»Und der Kerl wollte obendrein noch ’n Pferdehandel aufmachen! Neben dem Gold schürfen … die zwei Mulis, die er dabeihat, wollte er mir gleich verscherbeln.«
Peter runzelte die Stirn. »Wie hieß er denn? Hat er sich vorgestellt?«
Terrence schüttelte den Kopf. »Nöö, so weit haben wir die Höflichkeit gar nicht erst getrieben. Warum? Woll’n Se ’n Maultier kaufen? Ihres ist ja nicht mehr das jüngste. Aber die Viecher von dem Kerl auch nicht, obwohl sie auf Hochglanz poliert waren.« Terrence schien sich auf Pferde zu verstehen.
»Haben Sie irgendeine Vorstellung, wo die Leute hin sind?«, fragte Peter.
Terrence zuckte die Achseln. »Zu den neuen Zeltplätzen, nehm ich an. Oder irgendwo anders Stunk machen. Der Kerl riecht nach Ärger, Reverend. Bleiben Se lieber weg von dem!«
Peter überlegte, was er jetzt am besten anfing, und entschied, zunächst den Wagen wegzubringen. Im Stall sattelte er kurzentschlossen die Maultierstute, die Kathleen ihm damals zum Abschied geschenkt hatte, und machte sich mit ihr auf den Weg durchs Lager. Mit dem Reittier war er beweglicher, und vielleicht wurde er ja doch noch fündig. Außerdem konnte er behaupten, das Tier eintauschen zu wollen – die sicherste Methode, mit einem Pferdehändler ins Gespräch zu kommen.
Der Kerl riecht nach Ärger … Peter beschloss, Terrence’ Instinkt zu trauen, und wandte sich erst mal dem nächsten Pub zu.
»n’Abend, Leute!«, grüßte er in die Runde. »Hab gehört, hier will sich ein Pferdehändler ansiedeln. Jemand ’ne Ahnung, wo der steht?«
»So’n feister Dunkler?«, fragte der Wirt. »Der war vorhin da. Wollte am liebsten hier nebenan aufbauen. Aber da war ich vor! Jetzt steht er neben Janey’s Puff. Auch schlecht, aber Janey kann ja nicht Nein sagen.«
»Neben dem Bordell?«, wunderte sich der Reverend. »Ich hab gehört, er hätte einen kleinen Jungen …«
»Offenbar keinen so zart besaiteten!« Der Wirt grinste, und die Männer lachten. »Woll’n Se ’n Schnaps, Reverend?«
Peter verabschiedete sich, ohne den angebotenen Whiskey zu trinken. Seine Neugier war endgültig geweckt, und Janey’s Dollhouse, wie das Bordell eigentlich hieß, lag gleich um die Ecke. Jetzt stand davor ein neu aufgebautes Zelt, ein Mann und ein Junge trugen Sachen von ihrem Wagen in ihre neue Behausung. Die Maultiere grasten an langen Stricken, über die Janey’s betrunkene Gäste zu später Stunde zweifellos stolpern würden.
Peter überlegte noch, wie er das Gespräch beginnen sollte, aber der Mann wurde schon ganz von selbst auf ihn aufmerksam. Mit blutunterlaufenen, aber wachen und harten Augen musterte erPeters
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