Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
doch mal die graue Stute. Er denkt dran, sein altes Maultier einzutauschen.«
    Colin sah sich Peters Reittier an. Es war seltsam – der halbwüchsige Junge trug Kathleens Züge, aber der Ausdruck, mit dem er die Stute musterte, war der seines Vaters. Er schien wie sein Vater das Tier zu kennen – Kathleen musste es schon gehabt haben, als sie aus der Ehe ausgebrochen war. Peter schätzte den Jungen auf höchstens dreizehn oder vierzehn Jahre und wunderte sich, dass er damit nicht herausplatzte. Aber Colin schwieg.
    »Soll ich die Graue vorreiten?«, fragte er dann.
    Peter beschloss, die Sache abzubrechen.
    »Nein, danke. Nicht heute, Mr. Coltrane. Es wird doch schon dunkel, ich kann kaum was erkennen. Nicht der rechte Zeitpunkt für einen Pferdehandel!«
    Ian Coltrane legte die Stirn in Falten. »Reverend, jetzt beleidigen Sie mich! Als ob ich Sie betrügen würde, Sie und die Kirche, bei Tag oder bei Nacht! Was ich Ihnen anbiete, Reverend, das können Sie blind kaufen. Die Graue ist eine Schönheit. Und keinen Tag älter als acht Jahre. Gerade richtig … Ihre dagegen … die schätz ich auf zwanzig …«
    Peter nickte. »Und so lange hat sie treu gedient!«, sagte erjetzt und griff den salbungsvollen Ton auf, in dem Ian mit ihm gesprochen hatte. »Wenn ich’s mir recht überlege … es wäre äußerst undankbar von mir, sie einfach so einzutauschen. Nein! Das Tier soll im Dienste der Kirche in Ehren alt werden. Vielen Dank, Mr. Coltrane. Vielen Dank, dass Sie mir das jetzt vor Augen geführt haben. Gott sei mit Ihnen, Mr. Coltrane, ich hoffe, Sie bald einmal in meiner Kirche begrüßen zu können. Ach ja, und dich in der Schule, Colin! Wir beginnen um acht. Ich erwarte, dich zu sehen.«
    Colin zog einen Flunsch. Er beabsichtigte offensichtlich nicht, noch viel mehr für seine Bildung zu tun. Peter beschloss, ihm einen kleinen Strich durch die Rechnung zu machen. Er lächelte aufmunternd – vom Sohn zum Vater.
    »Du kannst ja das graue Maultier mitbringen, wenn du kommst, Colin. Vielleicht schau ich es mir bei Licht noch mal an.«
    Zumindest am nächsten Morgen würde dieser treu sorgende Vater seinen Sohn garantiert zur Schule schicken.

K APITEL 7
    Lizzie konnte keine vollständige pepeha vortragen. Schon deshalb, weil eine korrekte, persönliche Einführungsrede auf Maori die Aufzählung verschiedener Ahnen beinhaltete, und da fehlten Lizzie einfach die Kenntnisse. Aber immerhin gab sie sich Mühe, nannte ihren Namen und ihre Herkunft aus England, wobei sie London möglichst plastisch beschrieb, außerdem ihren Irrweg nach Australien. Sie erwähnte das Schiff, mit dem sie nach Aotearoa gekommen war, und ihre Reise auf die Nordinsel. Dabei nannte sie auch James Busbys Namen, aber den Ngai Tahu sagte er nichts. Lizzie wusste natürlich, dass keiner ihrer Häuptlinge den Vertrag von Waitangi unterschrieben hatte, aber die meisten Stämme hatten inzwischen doch immerhin davon gehört. Auf ihre neuen Freunde traf das nicht zu. Der Stamm war klein und lebte äußerst zurückgezogen.
    Lizzie wanderte zwei Tage lang bergauf. Sie hätte die Maori allein niemals aufgespürt, aber am zweiten Tag gesellten sich zwei junge Jäger zu ihr, während sie in einem Bach nach Maori-Sitte Fische mit der Reuse fing. Die pakeha -Frau, die auf traditionelle Art fischte, interessierte die Jungen, und als sie ihre Fragen dann auch noch auf Maori beantwortete, war sie gleich willkommen. Das Dorf begrüßte sie mit einer vollständigen powhiri , der Begrüßungszeremonie, und war äußerst beeindruckt, als sie mit ihrer pepeha förmlich antwortete. Auch ihre Geschenke wurden gern angenommen – obwohl Lizzie schnell feststellte, dass kein dringender Bedarf nach den Dingen bestand, die sie mitgebracht hatte.
    Es war erstaunlich, aber in diesem abgelegenen Dorf gab es so ziemlich alles, was die Maori von den pakeha begehrten: Die Frauen verfügten über Kochtöpfe aus Gusseisen und wickelten ihre Kinder in warme Wolldecken. Der Stamm besaß eine Herde erstklassiger Schafe, seine Felder waren für die Einsaat vorbereitet, wobei ein Gespann Zugochsen geholfen hatte. Ein Teil der Menschen trug westliche Kleidung, nicht nur der Häuptling und seine Familie. Anscheinend konnte hier jeder pakeha -Kleider oder -Hosen haben, der das wollte. Der Stamm war nach Maori-Maßstäben reich. Lizzie bestätigte das in ihrer Annahme, dass die Eingeborenen genau wussten, wo das von den pakeha so begehrte Gold zu finden war. Allerdings schienen sie

Weitere Kostenlose Bücher