Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
wird’s bald!«
Chris versuchte ungeschickt, die Spritzer mit der linken Hand wegzuwischen.
»Und jetzt raus mit der Sprache! Woher hattest du das Gold?«
»Weiß nicht«, wimmerte Chris.
»Du willst es nicht sagen, oder du weißt es nicht? Fiel’s womöglich vom Himmel? Wie im Sterntaler-Märchen?«
»Ein … ein Sternbild hat er ja in Auftrag gegeben«, bemerkte Winslow.
Er hielt Chris erneut aufrecht, während Coltrane ein weiteres Mal zuschlug. Chris schwieg beharrlich. Dann brach Coltrane ihm die Nase.
»Weiß nicht …«
»Wenn er’s vielleicht wirklich nicht weiß?«
Tom Winslow wurde die Sache langsam unheimlich. Gegen ein paar Schläge hatte er nichts einzuwenden gehabt, aber das hier ging zu weit. Coltrane hatte den Mann schon ernsthaft verletzt, es wurde Zeit, aufzuhören.
»Und ob der es weiß! Rück jetzt endlich damit raus, Kerl! Sonst werd ich ernstlich ungemütlich!«
Chris hing völlig hilflos in Winslows Griff. Er hatte keine Chance, auszuweichen, als der nächste Schlag sein Auge traf und sein Jochbein brach.
»Mein Auge …« Chris spürte, dass es dunkel um ihn wurde. Aber der Schmerz war noch da, rasender Schmerz und das entsetzliche Wissen, dass er hier nicht mehr herauskommen würde.
»Red endlich, sonst schlag ich dir das andere auch noch aus.«
Das Wimmern, das jetzt zu hören war, kam von Winslow. Er ließ den Verletzten langsam sinken.
»Rede! Und du halt ihn fest!«
»Lizzie …«, flüsterte Chris. Seine letzte Chance war, zu sagen, was er wusste. Lizzie würde es ihm nie verzeihen … und die Maori … aber er konnte nicht mehr. Chris versuchte zu formulieren, was er wusste, aber der Schmerz machte es unmöglich. »Lizzie …«, wiederholte er. »Sie …«
»Die Hure hatte das Gold? Sie hat’s gefunden?«
Chris nickte mit letzter Kraft. Dann traf ihn der nächste Schlag. »Wo hat sie’s her? Woher kam sie, was …?«
Chris hörte es nicht mehr. Er spürte auch die weiteren Schläge und Tritte nicht, die auf ihn einprasselten. Coltrane hatte jetzt jede Kontrolle verloren. Die Auskunft war enttäuschend gewesen. Lediglich ein weiterer Anhaltspunkt … Lizzie. Aber im Grunde hatte der Kerl nicht geredet. Er hatte sich widersetzt. Dafür sollte er büßen … Winslow versuchte, Ian von dem bewegungslosen Mann auf dem Boden wegzuzerren, aber betrunken wie er war, brauchte er dazu einige Zeit.
Irgendwann stand Ian schwer atmend da, während Tom Winslow Timlock untersuchte.
»Er lebt noch …«, sagte er heiser. »Gott sei Dank, er lebt noch! Aber dafür … dafür werden sie uns einsperren, Coltrane! Das geht nicht mehr als kleine Prügelei durch.«
Coltrane kam langsam wieder zu sich. Er drehte Chris um und fühlte seinen Puls.
»Der lebt nicht mehr lange«, bemerkte er dann. »Und am besten geben wir ihm gleich den Rest.«
Er hob einen Stein auf, holte aus und zielte auf Timlocks Schläfe.
Winslow fiel ihm in den Arm. »Bist du verrückt? Du willst ihn umbringen?«
»Willst du in den Knast?«, fragte Coltrane zurück. »Der hat uns doch gesehen. Wenn er durchkommt und redet, sind wir dran.«
»Aber … aber umbringen? Ich geb dir ein Alibi und du mir. Der kann viel erzählen …«
Coltrane zog die Augenbrauen hoch. Ein Alibi, das sich zwei Schläger gegenseitig gaben, galt nicht viel. Aber wenn er dem Mann jetzt den Gnadenstoß gab, drehte Winslow womöglich durch und verriet sie. Das war die Sache nicht wert, er war sich sicher, dass Timlock sterben würde. Er hatte ihm die Augen praktisch in den Kopf geprügelt, ein paar Zähne ausgeschlagen, jeder Knochen im Gesicht musste gebrochen sein – und die letzten Fußtritte hatten ihm zweifellos die Rippen zerschmettert. Coltrane beschloss, das Risiko einzugehen. Wahrscheinlich war der Mann tot, bevor manihn fand. Und er musste währenddessen Winslow sinnvoll beschäftigen.
»Also schön. Geh nach Hause, Tom. Wasch dich und pack deine Sachen zusammen. Morgen früh reiten wir zu Drury raus und legen uns auf die Lauer. Wenn diese Lizzie rausgeht, folgen wir ihr.«
Winslow blickte weiterhin furchtsam auf den Verletzten.
»Sollten wir nicht Hilfe holen? Und überhaupt, ich … ich kann nicht weg … Das fällt doch auf, Mann, wenn ich abhaue, mitten in der Woche … ich hab einen Laden, Mensch!«
Ian überlegte kurz. Das stimmte. Und nach diesem Vorfall würde man auf jeden aufmerksam werden, der sich ungewöhnlich benahm.
»Also schön, dann bleib du hier, und ich geh allein«, räumte er ein. Das mochte
Weitere Kostenlose Bücher