Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Wer weiß, was den Ngai Tahu einfällt, wenn es da zum Krieg kommt? Und ich möchte auch schnell fertig werden. Wenn ich es mir recht bedenke, war es schon ein Fehler, Chris mit dem Gold in die Stadt zu schicken. Wir hätten erst alles nehmen sollen, was wir brauchen, und dann stillschweigend damit verschwinden. In Dunedin kriegt man womöglich noch einen besseren Preis, und vor allem: Man macht niemanden auf sich aufmerksam.«
Michael runzelte die Stirn. »Du meinst, Chris könnte in Schwierigkeiten gekommen sein? Er ist keiner, der im Suff was ausplaudert, Lizzie. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich verrät.«
Lizzie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich auch nicht. Aber – ich hab ein ungutes Gefühl … er ist auch keiner, der die Nacht im Bett eines Freudenmädchens verbringt.«
Michael kaute auf seiner Lippe herum. »Sollen wir besser nach Tuapeka reiten und nachsehen, wo er steckt?«, fragte er.
Lizzie zuckte die Achseln. »Dann verlieren wir einen ganzen Tag. Hör mal, warum gehst du nicht einfach runter, und ich reite schon mal vor? Du wirst den Bach leicht finden, wie ich euch gestern schon sagte, ich erkläre es noch einmal: Stell dir ein Dreieck vor, das Dorf der Maori am Fluss, unser Haus, das Goldfeld. Wenn du von hier aus geradewegs nach Westen reitest, triffst du auf den Bach, dann reitest du ihn hoch, bis zu einem kleinen Wasserfall. Oberhalb davon haben wir das Gold gefunden. Kann sein, dass unten auch welches ankommt, wahrscheinlich sogar. Aber ich werde da schürfen, wo es mir die Maori erlaubt haben, und nirgendwo sonst.«
Das neue Goldfeld war nicht weit von Michaels, Chris’ und Lizzies Haus entfernt. Man brauchte nicht bis zum Maori-Dorf zu reiten, sondern konnte es direkt erreichen.
Michael sah die junge Frau zweifelnd an. »Ich weiß nicht, Lizzie … allein? Ich will nicht … verdammt, du hast schon die ersten Unzen allein gewaschen. Du darfst nicht die ganze Arbeit tun.«
Lizzie lachte und begann, ihr Haar zu flechten. Es war windig, und sie wollte nicht, dass es ihr beim Goldwaschen ins Gesicht wehte. »Ach, du holst mich doch leicht ein!«, meinte sie dann. »Der Schimmel ist doppelt so schnell wie der Braune.«
Das stimmte, dazu kam, dass Lizzie ungern ritt. Michael wusste genau, dass sie gleich eine Menge Gründe dafür finden würde, neben dem braunen Wallach herzulaufen, statt ihn zu reiten. Wahrscheinlich würde sie ihn mit allen Utensilien und Vorräten beladen, die sie für ein oder zwei Wochen in den Bergen brauchten. Dann war kein Platz mehr für sie im Sattel, sie konnte laufen und würde den ganzen Tag unterwegs sein. Michael dagegen würde nur wenige Stunden benötigen, wenn er den Schimmel traben ließ.
»Na schön«, willigte er schließlich ein. »Aber ich werde den Braunen beladen. Das fehlt noch, dass du alles allein herausschleppst und ihm auflädst, bevor du den ganzen Weg läufst.«
Lizzie schenkte ihm ihr süßes Lächeln. »Du kennst mich zu gut, Michael!«, bemerkte sie dann. »Aber bilde dir nichts darauf ein. Ich habe noch mehr Geheimnisse als ein bisschen Angst vor Pferden!«
Chris Timlock war noch am Leben, als Michael ein paar Stunden später in Tuapeka eintraf. Michael hätte ihn jedoch nicht erkannt, hätte man ihm nicht gesagt, dass diese in Verbände gewickelte Puppe auf dem Bett sein Freund war. Janeys Mädchen hatten den Schwerverletzten in den frühen Morgenstunden gefunden und den Reverend alarmiert. Neuerdings gab es auch einen Arzt in der Goldgräbersiedlung, der ebenfalls schnell hinzukam. Sehr viel Hoffnung konnte er dem Reverend und seinen Helferinnen im Hospital allerdings nicht machen.
»Ich versuche alles, aber ich fürchte, er steht das nicht durch. All die Brüche im Gesicht, der Schädel eingeschlagen … innere Verletzungen hat er sicher auch. Um das zu überleben, müsste ein Mann eine Rossnatur haben – und der Junge ist eher schmächtig. Irgendwelche Hinweise darauf, wer ihm das angetan hat?«
Peter Burton schüttelte den Kopf. »Ein stadtbekannter Säufer,Tom Winslow, ist in den Morgenstunden über ihn gestolpert. Der schläft seinen Rausch noch aus, aber viel mehr wird er nicht zu sagen haben. Ansonsten weiß man nichts. Ach ja, Tom war in Will’s Corner, aber da ist er früh weg, meinte Will. Später hat er dann bei Gregory’s weitergesoffen. Von da kam er, als er den Jungen fand.«
Die Nachricht von Chris’ Fund hatte sich in der Stadt schnell verbreitet, und wer immer etwas wusste, hatte es jedem
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