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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Kathleen hustete.
    »Tja, das wird jetzt wohl nichts mehr«, konstatierte Miss Daisy. »Den Jungen siehst du so bald nicht wieder – zumindest nicht in Freiheit. Im Gefängnis kannst du ihn besuchen, wenn du dem Wärter ein paar Pennys gibst. Aber bis sie den rauslassen … wenn überhaupt, ist das Kind groß.«
    »Wenn überhaupt?«, fragte Kathleen entsetzt. »Meinen Sie, sie hängen ihn? Herrgott, sie können doch keinen dafür hängen, dass er drei Säcke Korn genommen hat!«
    »Geklaut hat er auch noch?«, seufzte Daisy. »Kindchen, Kindchen … Aber nein, hängen werden sie ihn nicht. Nur abschieben. Botany Bay, Van-Diemens-Land … Nie gehört, Kleine?«
    Kathleen versuchte, gleichzeitig zu nicken und den Kopf zu schütteln. Natürlich hatte sie von den Kolonien gehört. Von Australien, wohin die Engländer Sträflinge als Zwangsarbeiter schickten. Aber das … das konnten sie doch mit Michael nicht machen!
    »Wenn du mehr als sieben Jahre kriegst, hast du Pech gehabt«, meinte Daisy. »Und das brummen sie ihm locker auf. Zumal wenn er auch noch geklaut hat. Schade um den Jungen … Und um dich tut’s mir auch leid. Kannst trotzdem dableiben, wenn du willst. In welchem Monat bist du überhaupt? Ist doch noch früh, nicht? Das kannst du auch noch wegmachen lassen.«
    Kathleen starrte sie an. Ihr Kind wegmachen lassen? War die Frau von Sinnen?
    »Ich kenn ’ne Frau, die macht das gut. Beißt selten eine ins Gras dabei … Aber gut, gut, ich seh schon, kommt nicht infrage. Wird dir noch leidtun, Kleine.«
    Kathleen begann wieder zu weinen. Jetzt scharten sich auch die anderen Mädchen um sie. Eines legte tröstend den Arm um die Fremde. Kathleen blickte schaudernd in ihr grell geschminktes Gesicht, sah unter all dem Puder und der Schminke aber auch die Züge einer älteren Frau, die sehr viel mütterlicher wirkte als Daisy.
    »Nun lass das kleine Ding doch erst mal zur Ruhe kommen!«, beschwichtigte sie. »Die weiß doch gar nicht, was sie will …«
    »Michael!«, schluchzte Kathleen. »Ich will Michael … und das Kind braucht ihn … sie können doch nicht …«
    »Ruhig … ruhig …« Die Frau wiegte sie beruhigend hin und her.
    »Was hältst du davon, wenn wir deinen Michael morgen suchen?«
    Kathleen sah hoffnungsvoll zu ihr auf.
    »Suchen? Sie meinen, besuchen? Wo? Im …«
    »Im Gefängnis, Kleine, sprich es ruhig aus. Und erst mal müssen wir ihn finden, kann sein, dass sie ihn hier festhalten, kann auch sein, dass sie ihn zurück in euer Dorf bringen. Oder nach Dublin.Glaub ich aber nicht, zumindest nicht so schnell. Jedenfalls hörn wir uns um. Vielleicht kannst du ihn ja sehen. Aber jetzt wein mal nicht mehr, ist nicht gut für den kleinen Wurm da drinnen, wenn die Mommy traurig ist …«
    Die Frau nahm eins der schmierigen Schminktücher vom Tisch und wischte Kathleen die Tränen ab. »Ich bin übrigens Bridget«, sagte die Frau. »Du musst nicht so förmlich mit mir reden. Und wie heißt du?«
    »Kathleen …«, flüsterte Kathleen. »Mary Kathleen.«
    Sie hatte den Schutz der Gottesmutter noch nie so dringend gebraucht.
K APITEL 5
    Kathleen schlief den Schlaf der Erschöpfung im Ankleidezimmer der Huren auf einem Berg getragener, nach Schweiß und billigem Parfüm stinkender Rüschenkleider. Sie hüllte sich in ihren Schal, die verschlissene Decke, die Bridget ihr gebracht hatte, ließ sie schaudernd liegen. Dabei roch das Ding eigentlich sauber.
    Aber Kathleen hätte am liebsten gar nichts von all dem angefasst, was hier sicher sündige Verwendung fand. Ein paarmal schreckte sie trotz aller Müdigkeit auf, wenn Männer lachten oder Frauen kreischten. Ihre Stimmen klangen umso ausgelassener und betrunkener, je länger die Nacht voranschritt.
    Bridget wirkte allerdings gar nicht besonders mitgenommen, als sie Kathleen am nächsten Morgen weckte, sondern hellwach und munter. Sie sah zudem viel vertrauenerweckender aus als am Abend zuvor. Das auffällige rote Kleid hatte sie mit einem ganz normalen blauen getauscht, und sie trug einen ordentlichen Hut auf ihrem braunen, dick gelockten Haar. Hätte sie auch noch auf die Puderschicht verzichtet, mit der sie wohl die Spuren zu vieler, zu langer Nächte zu verbergen suchte, so hätte man sie für eine gänzlich normale Hausfrau halten können.
    »Dann komm, Mary Kathleen!«, sagte sie lächelnd. »Wollen wir mal sehen, was wir für deinen Michael tun können …«
    Kathleen fuhr sich nervös durch ihr üppiges goldfarbenes Haar. Es musste schrecklich

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