Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
raus! Schnell, das Finest Horse ist zwei Häuser weiter, wenn sie da fertig sind, kommen sie hierher. Pass auf, du verschwindest als Erste. Vorn heraus, durch den Schankraum …«
»Und du?« Kathleen stand wie erstarrt da.
»Ich nehm den Hinterausgang. Wir treffen uns dann am … am Kai, ich find dich schon.« Michael warf sein Bündel über die Schulter, aber dann schien ihm etwas einzufallen. Er nestelte eine Börse aus der Tasche und drückte sie Kathleen in die Hand. »Hier … nimm das! Schnell, worauf wartest du?« Michael schob sie in den Flur.
»Aber … aber …«
»Kein Aber, geh, Kathie, wir treffen uns später!« Michael drücktedem kleinen Jungen ein Geldstück in die Hand. »Hier, Harry. Bring die Lady in Sicherheit!«
Aus dem Schankraum waren jetzt Stimmen zu hören. Laute, befehlsgewohnte Stimmen. Michael rannte über den Korridor, der kleine Harry, ein rothaariges, gewitztes Kerlchen mit dem sanften, rundlichen Gesicht eines Cherubs, zog Kathleen in die andere Richtung. Sie hatte eben noch Zeit, ihren Schal über ihr Haar zu streifen, als sie sich auch schon zwei rotberockten Milizionären gegenüberfand. Die Männer stießen sie rüde beiseite und begannen, die Türen zu den Hinterzimmern aufzureißen. Kathleen folgte Harry wie betäubt in den Schankraum, wo sie gleich wieder eine Woge von Übelkeit erfasste. Diesmal nicht nur aufgrund des Gestanks, sondern auch vor Angst. Zwei weitere Soldaten hielten die um diese frühe Stunde noch spärlichen Zecher in Schach.
»Ausweisen! Niemand verlässt den Raum, bevor wir wissen, wer er ist und woher er kommt!«, brüllte einer von ihnen.
Ein paar Männer nestelten Papiere heraus, andere gaben mündlich Auskunft. Kathleen erblasste vor Entsetzen. Sie konnte sich nicht ausweisen. Man würde sie verhaften, man würde herausfinden, woher sie kam und sie als Michaels Komplizin einsperren.
Aus dem Hof hinter der Schänke waren Schreie zu hören. Aber Michael war doch fortgelaufen … Kathleen zitterte.
Aber dann fühlte sie Harrys kleine, warme Hand in der ihren. »Nun komm schon, Mommy, hier ist er doch nicht!«, sagte der Kleine mit süßer Stimme. »Hier ist nur die Polizei! Schau nur, Mommy, welch schmucke Uniformen sie haben!«
Der kleine Junge schaute die Männer mit unschuldiger Bewunderung an, kniff Kathleen allerdings gleichzeitig in die Hand.
»Weinen!«, zischte er.
Kathleen schluchzte auf. Es fiel ihr erheblich leichter als das gezwungene Lächeln in den Stunden zuvor.
Harry zog sie Richtung Ausgang. »Gütige Herren, lasst uns durch!«, wandte er sich dann ehrfürchtig an den vierschrötigen Milizionär, der die Tür bewachte. »Wir haben unseren Daddy hiernicht gefunden. Aber wir müssen weitersuchen, sonst versäuft er noch das ganze Geld, das uns der Großvater gegeben hat!«
Der Junge zupfte nachdrücklich an Kathleens Kleid. Sie musste mitspielen! Sie konnte es dem Kind nicht allein überlassen, sie hier herauszulügen.
Kathleen wimmerte. »Auf Pferde wollt er’s verwetten«, klagte sie. »Könnt Ihr Euch das vorstellen, Ihr Herren? Und dabei war’s doch für unsere Schulden … Und die Pacht, liebe Herren! Wenn wir Paddy nicht bald finden, wirft uns der Landlord auf die Straße …«
Harry weinte jetzt ebenfalls. Sein Geheule hätte Steine erweichen können. Der Milizionär gab die Tür frei. Das Heulen fiel ihm wohl auf die Nerven, und an der Frau zeigte er kein Interesse. Billy schien Kathleen also nicht erwähnt zu haben, als er Michael verraten hatte. Wenigstens etwas …
»So hau schon ab, Weib«, brummte der Soldat. »Und ich hoff für dich, dass du den Kerl findest … aber so sind sie, eure Paddys und Kevins … Saufen und Wetten, Nichtsnutze allesamt!«
Kathleen hörte nicht länger hin. Sie schaffte es kaum, einen kleinen Dank zu stammeln, als Harry sie unter vielen »Vergelt’s Gott, Ihr Herren!« aus dem Pub zog. Draußen verstummte sein Geheule sofort.
»Wo willste denn jetzt hin?«, fragte er Kathleen.
Michael war durch den Korridor geflohen. Die Hintertür war leicht zu finden – schließlich rannte Barney hier schon das dritte Mal mit Flaschen heraus und ohne wieder herein. Allerdings öffnete sich die Tür nicht wirklich in die Freiheit, sondern nur in einen hoch gemauerten Hof.
Michael blinzelte ins Zwielicht, während er ins Freie hastete. Es musste eine Tür oder ein Tor geben. Aber der Hof war mit Gerümpel, mit leeren Flaschen und Fässern, alten Tischen und Stühlen vollgestellt. Barney schien
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