Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
fühlte sich vage an das kleine, mit Efeu und Blumen umwachsene Haus des Verwalters von Lord Wetherby erinnert. Trevallion – sie hatte den Mann gehasst, aber das Haus hatte sie geliebt.
»Ein schönes Haus«, sagte sie leise und trat ans Fenster des heimeligen Wohnzimmers, in dem Peter Burtons englische Möbel nun endlich einen festen Platz gefunden hatten. »Du musst nur noch einen Garten anlegen. Gemüse und Blumen …«
Peter ging nicht darauf ein. »Lenk nicht ab, Kathleen«, sagte er streng. »Wir müssen reden, und hier hört und sieht uns keiner.Niemand kann dem gestrengen Father Parrish verraten, dass du mit dem Antichristen Händchen gehalten hast. Und nun rede endlich. Was ist los? Warum wagst du mich nicht mehr anzusehen? Mein Gott, Kathleen, ich habe geglaubt, dass du mich … dass du mich wenigstens ein bisschen liebst.«
Kathleen schüttelte heftig den Kopf. »Natürlich liebe ich dich nicht. Da … da hast du etwas falsch verstanden. Das … das darf ich gar nicht … Father Parrish …«
»Father Parrish bestimmt nicht, wen du liebst!«, sagte Peter fest. »Wen du liebst und mit wem er dich zusammenführt, das bestimmt nur Gott allein. Und wenn du mich nicht liebst, Kathleen, wenn du mir ehrlich sagen kannst, dass du mich nicht liebst, dann schau mir dabei wenigstens in die Augen!«
»Vielleicht … vielleicht bestimmt es auch der Teufel«, flüsterte Kathleen. Aber dann sah sie immerhin zu ihm auf. Er blickte in ein zerquältes, abgehärmtes Gesicht. »Ich bin verdammt, Peter«, sagte Kathleen tonlos. »Ich bin sündig. Und dafür habe ich zu büßen. Ian … Ian war … meine Buße … und ich hab sie nicht angenommen. Und jetzt … jetzt versucht mich der Teufel schon wieder … Bitte lass mich los, Peter! Bitte, lass mir meinen Frieden!« Kathleen riss sich los.
»Ich bin also eine Versuchung des Teufels?« Peter wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
Kathleen antwortete nicht. Sie floh aus dem Haus und dann so schnell es ging aus dem Garten. War sie verrückt geworden? Kathleen verstand sich selbst nicht mehr. Sie hatte jahrelang nicht mehr so gedacht wie die Sonntagsschülerin aus jenem namenlosen Dorf am Vartry River. Aber jetzt – alles schien wiederzukommen. Ihre Sünde, Michaels Verlust, die glücklose Ehe mit Ian, Colin … es war zu viel. Kathleen wusste nicht, wie sie über all das hinwegkommen sollte.
Peter gesellte sich wieder zu den Gästen, aber er konnte sich über seinen großen Tag nicht wirklich freuen. Kathleen liebte ihn noch immer, das hatte nur zu genau in ihren Augen gestanden.Aber wenn kein Wunder geschah, würde sie sich ihm niemals zuwenden. Sie würde sich quälen bis ans Ende ihrer Tage – und einer der Gründe dafür war diese Geschichte rund um die Ehe mit Ian, die sie immer noch vor ihm verbarg. Ian sollte ihre Strafe gewesen sein?
Peter ließ den Blick über die Kinder seiner Gemeinde gleiten und blieb an Heather und Sean hängen, die offensichtlich lautstark etwas miteinander besprachen. Anscheinend erregten sie sich über das Verhhalten ihrer Mutter. Und plötzlich schwante Peter etwas. Die blonde Heather, der dunkelhaarige Sean – auch Colin hatte blondes Haar. Ian war natürlich dunkel gewesen. Aber dennoch … Peter hätte nie gedacht, dass es ihn so bald zu den Goldgräbern zurückziehen würde, aber jetzt dachte er nur noch über den geeigneten Zeitpunkt nach, in Tuapeka die Kirchenbücher einzusehen. Bei Ian Coltranes Tod hatte er Kathleen nach dem Datum ihrer Eheschließung gefragt und es notiert. Damals war er noch nicht auf den Einfall gekommen, es mit Seans Geburtsdatum abzugleichen …
Voerst war aber Claire entschlossen, für ein Wunder zu sorgen, indem sie Kathleen ernsthaft ins Gebet nahm.
»Kathie, es geht mich ja nichts an, wenn du deinen Ian jetzt im Nachhinein heilig sprichst!«, fuhr sie ihre Freundin an, als die erneut, schwarz gekleidet, von einer der unzähligen Totenmessen heimkehrte. »Wenn du dich unbedingt kaputtmachen und in eine der schwarzen Krähen verwandeln willst, über die wir früher gemeinsam gespottet haben, dann bitte, tu es! Aber ich lasse nicht zu, dass du dabei auch unser Geschäft ruinierst. Dafür haben wir hier zu hart gearbeitet. Wenn du dich also nicht bald daranmachst, eine neue Kollektion zu entwerfen, dann mache ich das mit Lauren Moriarty.« Lauren war eine der Frauen, die für Kathleen und Claire nähte.
»Lauren?«, fragte Kathleen. Sie sah Claire an, als tauche sie eben aus einem Weiher
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