Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
dass sie kaum erkennbar waren, wenn Lizzie sie nicht mit Ruß nachzog. Und ihre Augen zeigten ein Allerweltsblau.
    Lizzie war kein Mädchen, das auf den ersten Blick auffiel – aber sie besaß ein seltsames Talent, das sie trotzdem überleben ließ. Sie hatte die Fähigkeit, mit einem Lächeln die Sonne aufgehen zu lassen. Manchmal schien die Luft um sie herum zu vibrieren, wenn sie lächelte. Von ihren Augen ging ein Strahlen aus, das die Menschen einfach erwidern mussten – egal ob Männer, Frauen oder Kinder. Ihre Herzen schienen sich zu erwärmen, sie sprachen Lizzie an und scherzten mit ihr, Kaufleute gaben ihr Dinge billiger oder schenkten sie ihr sogar.
    Lizzies Lächeln konnte Türen öffnen, die Mädchen wie ihr sonst verschlossen blieben, es konnte Menschen verzaubern. Mancher bösartige, brutale Freier hielt inne und näherte sich ihr plötzlich mit Respekt und Vorsicht, wenn sie es schaffte, ihm ihr Lächeln zu schenken. Und mancher Geizhals überlegte es sich, Lizzie um ihr sauer verdientes Geld zu prellen, wie er es sonst mit Huren tat. Manchmal nahmen die Männer das Mädchen nach getaner Arbeit sogar mit in eine Garküche und kauften ihm Pasteten und Gin – nur um ein dankbares Lächeln zu sehen.
    Leider hatte sie diese Fähigkeit, Menschen zu bezaubern, nicht von Kindheit an besessen. Lizzie träumte oft davon, wie anders ihr Leben hätte verlaufen können, wenn sie ein süßes, unwiderstehliches kleines Ding gewesen wäre. Hätte sie die Menschen im Waisenhaus betörend anlächeln können, hätten sich vielleicht sogar Eltern für sie gefunden. Es kamen immer mal Paare vorbei, die ein kleines Kind adoptieren wollten. Nicht als Arbeitskraft, sondern wirklich als zu verwöhnendes Püppchen.
    Die kleine Lizzie, gefunden auf einer Straße im East End, wosie sich heulend, rotzend und schreiend an die Hosenbeine und Röcke der Passanten klammerte, war jedoch ein dürres, aufmüpfiges Kind, das keiner haben wollte. Ihr Lächeln hatte sie erst später entdeckt, mit dreizehn oder vierzehn, als sie schon längst wieder auf der Straße lebte.
    Sie wusste noch, dass sie damals Altkleider auf dem Müll gesucht hatte, um sie zu verkaufen, und wie sie mit den mühsam verdienten Pennys in einen Süßwarenladen gegangen war. Sie hätte Brot kaufen sollen, aber es gelüstete sie so sehr nach Zucker, dass sie nicht widerstehen konnte. Vor lauter Glück über den Anblick all der Wunderdinge in den Gläsern und Schalen hatte sie den Verkäufer angelächelt – und war prompt mit einem ganzen Beutel voller Süßkram gegangen. Es waren gebrochene Zuckerstangen gewesen und verklebte Bonbons – nichts, was der Mann noch hätte verkaufen können. Aber er hätte es Lizzie nicht zu schenken brauchen.
    Sie erinnerte sich heute noch an sein Lächeln als Antwort auf das ihre. »Hier«, hatte er gesagt, »Süßes für die Süße!«
    Lizzie ließ den Spiegel sinken und machte sich auf den Weg. Wo trieb sie jetzt nur etwas zu essen auf? Sie überlegte, erst zum Kai zu gehen und es doch mit einem Freier zu versuchen, aber schon bei dem Gedanken daran drehte sich ihr der Magen um. Zumal sie jetzt auch die Düfte aus der Bäckerei, drei Straßen entfernt von ihrem Verschlag, in ihren Bann zogen.
    Lizzie konnte nicht anders, sie musste dem Geruch nach frischem Brot folgen. Dabei wäre es sehr viel klüger gewesen, sich an die Hintertür heranzuschleichen und es da mit Betteln zu versuchen. Vielleicht hatte die Bäckersfrau ja noch einen Rest Brot vom Vortag übrig, und womöglich war dies ihr freundlicher Tag. Das kam vor – ab und zu hatte sie Hannah schon mal etwas gegeben, wenn Toby und Laura allzu verhungert ausgesehen hatten. Aber Lizzie ritt der Teufel. Sie betrat den Laden durch die Vordertür.
    Der Bäcker stand persönlich da, was gut war. Männer fielen eher auf Lizzies Charme herein, ob das mit dem Lächeln klappte oder nicht. Vor ihr war noch ein anderer Kunde, der zwei Wecken kaufte.Lizzie wartete ab, bis der Bäcker ihn bedient hatte, dann lächelte sie und grüßte höflich. Sie merkte allerdings sofort, dass die Magie an diesem Morgen nicht glückte. Sie schaffte ein nettes Lächeln, mehr kaum.
    Der Bäcker reagierte dennoch freundlich. »Na, schönes Kind, womit kann ich Sie glücklich machen?«
    Womit man sie glücklich machen konnte? Lizzie ließ den Blick heißhungrig über all die Backwaren in den Regalen gleiten. »Ein Brot …«, sagte sie sehnsüchtig. »Und zwei von den Schnecken, für die Kinder …

Weitere Kostenlose Bücher