Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
wenn Hannah sich allein um sie kümmern musste.
Candy lachte. »Ich sag’s doch, Franny, ein Herzchen! Eine, dieder Heiligenschein drückt. Wird dir bloß nicht helfen, Lizzie. Und auf die Hannah, da würd ich mich auch nicht verlassen …«
Letzteres sollte sich leider bewahrheiten. Lizzie hatte gehofft, dass Hannah sie bald besuchen käme – Verhaftungen sprachen sich schnell herum im Viertel, und jeder wusste von Hafterleichterungen, die man jemandem mit ein paar Penny erkaufen konnte. Wäre Hannah den Schergen in die Hände gefallen, so hätte Lizzie sicher einen Freier mehr gemacht, um ihr mit Geld aushelfen zu können. Hannah ließ sich jedoch nicht blicken. Dafür erschienen zwei Wärterinnen und ließen Franny frei.
»Hat sich als Irrtum erwiesen, die Sache mit der Geldbörse von diesem Gentleman«, verriet die eine unwillig. »Der Herr hat sie wohl verlegt … jedenfalls hat er sie wieder und bedauert das Missverständnis.«
Franny machte das Siegeszeichen und rauschte hinaus. Lizzie fragte sich, wie sie die Sache geregelt hatte – noch dazu aus dem Gefängnis heraus. Aber wahrscheinlich war sie auf solche Dinge vorbereitet. Der bestohlene Freier hatte sein Geld wohl zurückerhalten. Wie Frannys Leute ihn auch noch dazu gebracht hatten, sich zu entschuldigen, entzog sich Lizzies Verständnis!
Sie selbst erhielt erst am nächsten Tag Besuch – nach einer höllischen Nacht in der Gemeinschaftszelle. Frannys Pritschenanteil war gleich wieder belegt worden – diesmal aber von einer weniger umgänglichen Person als der Bordellbesitzerin. Der neue Boss der Zelle war Ringerin und ein offensichtliches Biest. Sie machte direkt Anstalten, die anderen zu terrorisieren.
»Wir sollten versuchen, hier rauszukommen!«, seufzte Candy. »Morgen wird sie besseres Essen wollen, und dann nimmt sie uns alles weg, was sich zu Geld machen lässt …«
»Aber wir haben doch gar nichts …«, wunderte sich Lizzie.
Candy lachte höhnisch. Dies war nicht ihr erster Gefängnisaufenthalt. Sie hatte schon einmal zwei Jahre wegen Hurerei gesessen und erwartete diesmal ein ähnliches Urteil. Womöglich schickte man sie sogar als Wiederholungstäterin in die Kolonien.
»Wir haben zumindest noch unsere Kleider«, meinte sie. »Wenn du dich mal umguckst …«
Lizzie ließ die Blicke über die anderen Frauen in der Zelle schweifen. Einige trugen nur noch verschlissene Unterröcke, über die sie schamhaft ihre löcherigen Umhängetücher zogen. Immerhin war es nicht kalt in der Zelle, die vielen Körper hielten sie warm.
»Und dein Hütchen … damit solltest du’s gleich morgen bei einem der Wärter versuchen. Das mag der gar für seine Frau mitnehmen. Jedenfalls kannst du Glück haben, und er schließt dich woanders ein.«
Lizzie war willig, sich von ihrem Prunkstück zu trennen. Aber bevor sie in Verhandlungen mit einem der Wärter eintreten konnte, wurde sie herausgerufen.
»Elizabeth Owens!«, las eine gelangweilte Wärterin von einem Blatt Papier vor. »Dein Anwalt wartet draußen. Red mit ihm, heute Nachmittag ist Verhandlung!«
Das ging wenigstens schnell. Lizzie schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht kam sie ja wirklich bald frei. Das eine Brot … es konnte nicht sein, dass man sie genauso streng bestrafte wie die Juwelenräuberin Velvet.
Der Anwalt war völlig desinteressiert an Lizzies Geschichte. Wie Lizzie gleich erfuhr, vertrat er nicht nur sie, sondern auch Candy, Velvet und eigentlich alle anderen Frauen, die kein Geld hatten, sich einen besseren Verteidiger zu leisten.
»Kann schon sein, dass der Richter mildernde Umstände einräumt«, meinte er gelassen. »Aber verlassen würd ich mich nicht drauf. Die Gefängnisse sind voll …«
»Aber wenn er mich rauslässt, wird doch ein Platz frei!«, sagte Lizzie verblüfft.
Der Anwalt lachte. »Mädchen, sie können euch doch nicht einfach laufen lassen! Wo kämen wir da hin, wenn ihr stehlen und huren dürftet, und am nächsten Tag ließen wir euch wieder frei. Nein, das vergiss mal schnell wieder! Wenn der Richter milde ist, kriegst du fünf Jahre …«
»Fünf Jahre? Fünf Jahre Gefängnis für ein Brot?« Lizzie starrte den Mann entsetzt an.
»War ja wohl mehr als ein Brot. Soweit ich weiß, hast du einiges an Leckereien mitgehen lassen, das zieht nicht mit dem Mundraub … Insofern glaub ich auch nicht, dass der Richter Milde walten lässt. Das läuft auf sieben Jahre hinaus, Mädchen, und sieben Jahre heißt Deportation.«
»Sie … Sie meinen, sie
Weitere Kostenlose Bücher