Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Milchbrötchen …«
Lizzie meinte es nicht ernst, aber sie flüsterte ihre Sehnsüchte einfach heraus. Es war so warm hier drinnen, roch so paradiesisch … Das Mädchen war völlig überrascht, als der Bäcker eine Tüte über den Tresen reichte.
»Hier. Macht drei Penny.«
Lizzie nahm die Tüte an. »Ich …«, flüsterte sie. »Ich hab bloß kein Geld. Geht es … ist es möglich, dass ich später noch einmal vorbeikomme?«
»Du hast kein Geld?« Die vorher so freundliche Miene des Bäckers verdüsterte sich. »Kleine, du hast kein Geld, und ich hab nichts zu verschenken. Was also machst du hier? Gib das Brot zurück und mach, dass du fortkommst! Später bezahlen … da kann ich’s gleich abschreiben!«
Lizzie erwachte aus ihren Träumen. Was machte sie nur für einen Unsinn? Aber die Tüte in ihrer Hand war Wirklichkeit. Und der Tresen war hoch, der Mann konnte nicht darüber hinwegspringen.
Das Mädchen drückte das Brot und die Teilchen an sich. »Tut … tut mir leid …«, stammelte sie. »Aber ich … ich komm nachher mit dem Geld …« Damit rannte sie aus dem Laden.
Der Bäcker schrie ihr nach. Lizzie hörte das Wort »Diebin«, aber sie achtete nicht darauf und rannte, so schnell ihre Füße sie trugen, die Straße hinunter. Nicht in Richtung ihres Verschlages, da hätte man sie womöglich finden können, sondern zum Markt.Bestimmt herrschte dort schon reges Treiben, sie konnte in der Menge untertauchen und dann auf Umwegen zurück nach Hause gehen.
Lizzie empfand Angst, aber auch ein prickelndes Gefühl der Macht. So einen dreisten Diebstahl zu begehen, hatte sie sich noch nie getraut. Aber es schien gut zu gehen. Der Bäcker kam ihr so schnell nicht nach, und die wenigen, frühen Passanten schienen noch zu müde zu sein, um auf die Jagd zu gehen … Doch dann stand plötzlich ein feister, hünenhafter Constable vor ihr wie eine Mauer. Sie hatte in diesem Viertel Londons noch nie einen Polizisten gesehen. Ein unglücklicher Zufall … ein …
»Nun, wir haben’s aber eilig, Hübsche!« Der Polizist hielt das zierliche Mädchen mit einer Hand fest. »Wartet dein Mann auf die Einkäufe, ja?«
Lizzie versuchte ihr Lächeln. »Meine Kinder, Sir … ich … ich … sie sollen doch was im Bauch haben, bevor sie zur Schule gehen …«
»So so, Kleine, Kinder hast du schon, die zur Schule gehen. Artig, artig. Und dein Mann verdient sicher ordentlich Geld – und der Ruf von dort hinten gilt einem ganz anderen Weib!« Der Polizist wies in die Richtung der Bäckerei, aus der immer noch Schreie drangen.
Die Bäckersfrau kam auf die Straße und rannte auf Lizzie und den Constable zu. »Das ist sie! Klar, das ist sie!«, rief sie. »Schleifen Sie die kleine Diebin ruhig noch mal rein, Constable, damit mein Mann sie sieht. Muss ja alles seine Ordnung haben. Aber ich kenn das Flittchen. Läuft hier ganz hoffärtig herum, man könnt meinen, es sei ein ordentliches Mädchen. Aber tatsächlich hurt sie, das weiß jedes Kind. Wie mein Mann überhaupt drauf reinfallen konnt’ … Aber ein hübsches Gesichtchen, und schon werden die Kerle schwach … Lassen Sie das Biest ja nicht los, Constable, sie rennt sonst noch weg …«
Lizzie machte keine Anstalten, wegzulaufen. Es wäre ohnehin sinnlos gewesen, der Polizist war viel stärker als sie. Wenn in diesem unseligen Augenblick überhaupt noch etwas half, so bitten und betteln.
»Meister, so hören Sie doch!« Der Bäcker schien noch am ehesten ansprechbar. »Ich hab geträumt, ich wollt nichts bestellen, was ich nicht bezahlen kann. Ich wollt gleich bitten, es anzuschreiben. Aber die Kinder … Herr, wenn Sie zulassen, dass man mich festnimmt, dann kriegen die nichts in den Bauch. Und ich hätt das Geld vorbeigebracht, sicher! Ich bin nicht … so eine … Ich bin ehrlich, ich …«
Die Bäckersfrau quittierte Lizzies Worte mit einem höhnischen Lachen.
Der Bäcker stieß scharf die Luft aus. »So, hungrige Kinder also! Und da hätte nicht ein Brot gereicht, Mädchen? Da musstest du Kuchen kaufen und Brötchen?«
Lizzie biss sich auf die Lippen. »Ich wollte nicht …«
»Also wollen Sie den Diebstahl jetzt anzeigen oder nicht?«, fragte der Polizist.
Die Bäckersfrau riss Lizzie erst mal die Tüte aus der Hand, die sie immer noch umklammert hielt.
»Natürlich wollen wir! Das wäre ja noch schöner! Und gucken Sie sich die Schnecken an und die Küchlein! Ganz zerdrückt, das kann man doch nicht mehr verkaufen! Und obendrein hurt sie, ich sag’s
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