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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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mitten im Nichts …« Die Female Factory lag in einer Art lichtem Buschland, nicht kultiviert und meilenweit von der nächsten Ansiedlung entfernt. »Sie würden dich aufgreifen, bevor du auch nur die Stadt erreichst. Und wovon willst du da leben? Deinem alten Gewerbe nachgehen? Sie würden dich schneller erwischen, als du die ersten drei Freier zufriedengestellt hättest …«
    Tatsächlich erwies es sich als völlig unnötig, aus der Cascades Female Factory zu fliehen. Es genügte, sich halbwegs gut zu führen, um bald eine Begnadigung zu erhalten – und selbst das ließ sich noch beschleunigen, indem man einfach heiratete.
    Candy erlebte das schon nach zwei Monaten in der Näherei, der sie als Arbeitskraft zugeteilt worden war. »Ihr könnt es euch nicht vorstellen!«, berichtete sie aufgeregt. »Wir mussten uns alle in einer Reihe aufstellen – Erste-Klasse-Mädchen natürlich vorn –, und dann gingen drei Männer an uns vorbei. Zwei waren neue Siedler, einer Soldat. Der eine Siedler wusste auch schon, was er wollte, er hatte Annie Carmichael wohl auf dem Schiff kennen gelernt. Jedenfalls war sie die Erste, vor der ein Taschentuch auf den Boden segelte. Sie wurde rot wie ein Truthahn, als sie’s aufhob – und damit war sie verlobt!«
    Lizzie und die anderen sahen Candy mit offenem Mund an. Sie redete ohne Unterlass aufgeregt auf die Mädchen ein.
    »Die anderen Kerle begutachteten uns wie Stuten auf dem Pferdemarkt«, fuhr Candy fort. »Ich wartete nur drauf, dass sie unsere Zähne prüften. Aber anfassen war nicht, nur gucken. Dann ließen sie ihre Taschentücher fallen – eins von den Mädchen hob es auf, das andere fing an zu heulen … Die trauert wohl noch irgendeinem Liebsten in England nach. Ich dachte mir, jetzt sagt ihr der Mann, er käme wieder. Erwartet man ja irgendwie … Aber nein, er guckte sich einfach ’ne andere aus. Die drei werden jetzt begnadigt und getraut. Ist das zu fassen? Dieses Mal war ich ja noch zu schüchtern, und mit dem gestutzten Haar seh ich auch aus wie ’n gerupftes Huhn. Aber nächstes Mal werd ich die anderen in Grund und Boden lächeln. Ich nehm so einen Kerl, und dann bin ich hier raus!«
    Auch Lizzie erlebte nach einigen Monaten den Besuch von zwei Männern in der Küche. Das Hauspersonal des Gefängnisses musste sich aufstellen, wie Candy beschrieben hatte, und die Männer wählten. Lizzie meinte, dabei vor Scham fast im Boden zu versinken. Natürlich hatten die Männer auch auf der Straße in London die Wahl gehabt. Lizzie war oft neben anderen Huren die Wege entlangflaniert. Aber da war es immerhin ihre Entscheidung gewesen, wie und wann sie sich präsentierte. Sie hatte sich hinter Schminke oder hinter ihrem schmucken Hütchen verstecken können. Natürlich war es Selbsttäuschung, aber sie hatte doch das Gefühl gehabt, ihr Schicksal in der Hand zu haben. Hier dagegen … Pferdemarkt, Sklavenmarkt … Lizzie lächelte nicht.
    Velvet rang sich natürlich auch kein Lächeln ab, wurde aber trotzdem gewählt. Der Mann war weder jung noch schön, Lizzie fragte sich, warum Velvet das Taschentuch dennoch aufhob. Ihr künftiger Gatte erwies sich als Soldat, sie würde mit ihm in eine kleine Wohnung in den Kasernen ziehen.
    An Lizzie verschwendete keiner der Männer auch nur einen zweiten Blick, aber das Mädchen hatte trotzdem Herzklopfen, als der Gefängnisdirektor der Female Factory sie eines Nachmittags zu sich rufen ließ. Gewöhnlich widerfuhr das nur Frauen, die gefehlt hatten – oder denen, die zum Heiraten ausgewählt worden waren.An Verfehlungen konnte Lizzie sich nicht erinnern. Hatte sich also womöglich einer der Männer doch noch für sie entschieden? Und wie konnte sie ablehnen, ohne ihren Status als Erste-Klasse-Gefangene zu verlieren?
    Ängstlich schlich sie durch die langen, ungemütlichen Gänge der Factory, in denen es eigentlich immer zog – sogar jetzt im Februar, dem australischen Sommer.
    Aber dann war es kein Mann, der dem strengen Gefängnisleiter gegenübersaß, sondern eine gut gekleidete Frau. Lizzie erkannte die kleine, knochige Mrs. Smithers. Sie knickste artig.
    »Elizabeth Owens …«, der Gefängnisdirektor hatte eine hohe, schneidende Stimme, vor der die Frauen erzitterten, »… du kennst Mrs. Smithers, nehme ich an …«
    Lizzie nickte. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut!«, sagte sie höflich.
    Mrs. Smithers lächelte. »Sehr gut, Mädchen, wir …«
    Der Direktor unterbrach sie. Er hörte sich am liebsten selbst reden und schien

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