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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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auf keinen Fall vorzuhaben, seine Besucherin ihr Anliegen persönlich vortragen zu lassen.
    »Elizabeth, Mrs. Smithers braucht ein Hausmädchen. Und da du auf dem Schiff einen ausgezeichneten Eindruck auf sie gemacht hast, hat sie ausdrücklich darum gebeten, dich ihr zuzuweisen.«
    Lizzie errötete und knickste wieder. Es kam vor, dass weibliche Sträflinge auch außerhalb der Factory zur Arbeit eingesetzt wurden. Die Posten in hochherrschaftlichen Häusern waren begehrt – schließlich brachte man den ganzen Tag außerhalb der Anstalt zu, bekam etwas von der Stadt zu sehen und versäumte mitunter sogar die Abendandacht. Zudem war das Essen deutlich besser als in Cascades. Die dort verabreichte Nahrung war ausreichend, aber nicht sehr abwechslungsreich und kaum gewürzt. Es gab Brot und Porridge zum Frühstück, Brot und Gemüsesuppe zum Mittag- und Abendessen. Werktags, sonntags, feiertags. Niemand musste hungern, aber Lizzie hatte auch längst aufgehört, sich auf die Mahlzeiten zu freuen.
    »Wobei wir es hier mit einem besonderen Fall zu tun haben …«,führte der Gefängnisdirektor weiter aus. »Mr. Smithers beaufsichtigt die Arbeiten an der Straße von Hobart nach Launceston. Das Haus, das er bewohnt, liegt bei Campbell Town, also näher an Launceston als an Hobart. Eigentlich wäre …«
    »Auch für ein Mädchen aus der Launceston Factory wäre der Weg zu weit, um ihn jeden Tag zurückzulegen«, bemerkte Mrs. Smithers. »Was der Herr sagen will, Lizzie … Elizabeth … ist, dass du in unserem Haus wohnen müsstest, wenn du die Arbeit annimmst. Wäre dir das recht?«
    Lizzie erschrak. Sie wusste, dass die meisten Mädchen jetzt gejubelt hätten, aber ihre Gefühle waren eher zwiespältig. Sie hatte nie daran gedacht, die Female Factory so bald verlassen zu können, und wenn sie ehrlich sein sollte, so machte ihr das nicht mal allzu viel aus. Im Gegenteil, Lizzie hatte sich selten so sicher gefühlt wie in diesem Gefängnis. Die Arbeit war nicht schwer – die Köchin, eine dicke, freundliche Frau, lachte und scherzte mit ihren Mädchen und hatte noch nie eines geschlagen. Auch in Lizzies Schlafsaal waren alle Frauen umgänglich, alles war sauber und ordentlich.
    Das Essen war nichts Besonderes, aber es kam dreimal täglich, Lizzie war zum ersten Mal im Leben immer satt. Die vielen Gebete langweilten sie zwar manchmal, aber andererseits sonnte sie sich in dem Gefühl, einmal im Leben wirklich bedenkenlos gut sein zu können. Die Aufseherinnen und der Pfarrer waren freundlich zu ihr, am Sonntag konnte sie manchmal in der Bibel oder anderen meist erbaulichen, aber wenig spannenden Büchern lesen oder mit den Kindern der anderen Gefangenen spielen. Einige Frauen waren tatsächlich mit ihren Sprösslingen deportiert worden, und wenn sich eine der Siedlerinnen hier in Van-Diemens-Land strafbar gemacht hatte, kamen ihre Kinder mit in die Female Factory. Die Kleinen wurden unterrichtet, es ging ihnen gut – und Lizzie konnte den Umgang mit ihnen genießen, ohne sich ständig um sie sorgen zu müssen.
    Auf die Dauer hoffte sie auf eine Arbeit in der Kinderbetreuung, aber noch schöner wäre natürlich eine Arbeit als Kindermädchenaußerhalb der Anstalt. Auf jeden Fall hatte sie sich darauf eingerichtet, die nächsten dreieinhalb Jahre in Cascades zuzubringen. Nach der Hälfte der Strafzeit wurden Frauen gewöhnlich begnadigt. Dann konnte sie eine Arbeit in der Stadt suchen, sich vielleicht nach einem Mann umsehen …
    Manchmal gestattete Lizzie sich neuerdings wieder Träume. Auch wenn das Gesicht ihres Märchenprinzen von Wolken umschattet blieb. Sie musste sich dann nicht eingestehen, dass dessen Körper immer noch Michael Drury glich.
    Und nun dieses Angebot, zu den Smithers nach Campbell Town zu ziehen …
    »Wir haben ein hochherrschaftliches Haus bezogen«, führte Mrs. Smithers lächelnd aus. Anscheinend blieb ihr Lizzies Ratlosigkeit nicht verborgen. »Die Besitzer sind für einige Zeit in England und haben es uns freundlicherweise überlassen, solange an diesem Abschnitt der Straße gearbeitet wird. Jedenfalls brauche ich dringend ein Hausmädchen, und ich denke, du wirst dich bei uns wohl fühlen. Du bekommst ein schönes Zimmer, die Köchin ist umgänglich, der Gärtner …« Sie zwinkerte. »Nun, ich hoffe natürlich, du wirst uns nicht gleich weggeheiratet wie deine Vorgängerin. Was ist, Lizzie, stimmst du zu?«
    »Vor allem muss natürlich die Cascades Female Factory zustimmen!«, bemerkte der

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