Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
dass Sie hier eingezogen sind. Ohne Möbel, ohne Vorräte, dafür mit einem neugeborenen Baby. Diese Männer! Carl ist gar nicht auf die Idee gekommen, Ihrem Gatten einen Krug Milch mitzugeben oder Schinken … Wir haben eine kleine Landwirtschaft …«
Die Frauen warteten Kathleens Einladung einzutreten nicht ab, sondern drängten gleich ins Haus.
»Herrgott!«, erregte sich Linda. »Die Shoemakers haben aber auch gar nichts dagelassen … Und … Was ist denn mit Ihnen? Sie sind ja ganz zitterig …«
Kathleen brachte kein Wort heraus, aber Pere erzählte der Müllersfrau in kurzen Worten, wie die Coltranes in Port Cooper gestrandet waren. Gleich darauf entfalteten die Besucherinnen emsige Geschäftigkeit. Pere holte große Mengen Holz herein und heizte sämtliche Öfen des Hauses.
»Muss mal Kälte raus, ist nicht gut für Baby!«, erklärte sie, als Kathleen protestierte. Holz war sicher teuer.
Linda lief nach Hause, um eine Wiege zu holen. Ihre eigene Tochter war gerade herausgewachsen. »Und bis das Kleine mal kommt«, meinte sie und tippte vergnügt auf ihren Bauch, »haben Sie längst eine eigene!«
Auf dem Rückweg brachte sie ihre Tochter mit, ein blondlockiges, niedliches kleines Ding. Kathleen passte auf das Kind auf, und Pere backte Brot – seltsame Fladen, die mit den Brotlaiben, die Kathleen bislang kannte, kaum etwas gemeinsam hatten. Lindakutschierte derweil das störrische Pferd ihres Gatten zum Tischler. Sie machte das sehr geschickt, mit ihr ging der Gaul nicht durch. Als sie zurückkehrte, fanden sich ein Bett, ein Tisch und zwei Stühle auf dem Wagen.
»Das hatte der Tischler gerade noch da. Was sonst noch fehlt, müsst ihr in Auftrag geben. Hilf mir mal, das Bett aufzubauen, Pere … Ist das sperrig! Ihr Maori schlaft auf Matten, nicht? Das ist wirklich viel praktischer!«
Praktisch war Lindas Lieblingswort, und Kathleen sollte die große, schlanke blonde Frau bald lieb gewinnen. Überhaupt wusste sie nicht, wie sie die erste Zeit in Port Cooper ohne die tatkräftige Hilfe ihrer Nachbarinnen überstanden hätte. Aber Linda und Pere, Veronica, die Frau des Tischlers, und Jenny, die winzige, aber äußerst couragierte Gattin des Holzhändlers, kochten für sie, liehen ihr Möbel und Haushaltsgegenstände, beschickten die Öfen und hatten vor allem immer ein tröstliches und freundliches Wort.
Ian betrachtete die weibliche Invasion in seinem Hause mehr als misstrauisch. Die Frauen merkten bald, dass er sie als störend empfand, und blieben weg, wenn sie sein Fuhrwerk vor dem Haus stehen sahen. Das war ganz in Ians Sinn, aber oft baten besonders Veronica und Jenny auch ihre Männer um Hilfe für die neuen Siedler. Der Tischler nahm Maß und lieferte die Möbel an, Jennys Gatte schickte einen Jungen mit Feuerholz vorbei. Wenn Ian dieser Besuche gewahr wurde, reagierte er zunehmend verärgert, je weiter Seans Geburt zurücklag. Und zwei Wochen, nachdem das Kind geboren war, legte er sich des Nachts auch wieder auf seine Frau.
»Nicht!« Kathleen wollte ihn vorsichtig wegschieben. »Das geht noch nicht, es ist zu früh. Ich bin … ich bin noch ganz wund …«
Ian hielt ihre Arme fest. »So, wund bist du? Kann doch wohl kaum noch von der Geburt kommen. Wer hat dich besucht, Kathleen? Mit wem vergnügst du dich, während ich schufte? Der Knabe sah gut aus, den ich aus dem Haus hab kommen sehen, als ich gestern heimkam …«
»Das war Jennys Ältester«, erklärte Kathleen und kämpfte gegen Ians Griff. »Gerade dreizehn Jahre alt. Er hat Feuerholz gebracht … meine Güte, Ian, wofür hältst du mich? Eine läufige Hündin, die für jeden Mann …«
»… die Beine breit macht? Nun, bisher hast du mir das Gegenteil noch nicht bewiesen. Und das Risiko, einen fremden Bankert aufzuziehen, geh ich nicht noch mal ein. Diesmal werde ich dich schwängern …«
Ian zwang sie unter sich und drang schnell in sie ein, obwohl sie einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken konnte. Sean wimmerte, und Kathleen biss sich auf die Lippen. Sie hoffte inständig, dass die Nachbarn sie nicht gehört hatten.
Nur drei Wochen später machte Ian sein Vorhaben wahr. Kathleen empfing erneut und brachte ihren zweiten Sohn Colin gut zehn Monate nach ihrer Ankunft in dem neuen Land zur Welt. Aber während sie Sean ohne Schwierigkeiten getragen hatte, verlief diese Schwangerschaft kompliziert. Kathleen kämpfte mit Schwäche und Übelkeit und musste Sean zudem rasch entwöhnen, weil ihre Milch versiegte. Das Baby
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