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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Zuhälter.
    »Und damit hat sie kaum erst hier auf dem Schiff angefangen«, fügte der Matrose hinzu.
    Michael sah zu Lizzie hinüber, die ihr wärmendes Lächeln gerade einem der Männer schenkte, deren Leben noch stark auf der Kippe stand. Sie umsorgte den Mann liebevoll – und nichts deutete auf irgendein über die Krankenpflege hinausgehendes Interesse hin.
    »Und wie kommt ihr zwei zu der Erkenntnis?«, fragte er widerwillig.
    »Wir sind einfach keine solchen Landeier wie du!«, neckte ihn Hank. »Herrgott, Mickey, das sieht man doch, wie sich so’n Mädel bewegt … wie es einen anfasst … und davon mal abgesehen: Was meinst du denn, woher das da kommt?« Hank Lauren wies auf das Pökelfleisch und den Schiffszwieback, dessen Reste Michael sich eben von den Fingern leckte. »Zusatzrationen für die Pflege, dass ich nicht lache!«
    »Und was, glaubst du, macht sie hier allein an Deck fast jede Nacht, wenn sie schnell noch mal nach dir schaut?«, fragte der Matrose. »Hat sie sich dann selbst rausgelassen aus dem Gefängnisdeck? Nein, nein, Michael – dann hat Miss Lizzie einen oder zwei Kerle von den Wachmannschaften drübergelassen und belohnt sich mit einem Blick in deine schönen Augen …«
    Michael sagte nichts dazu, aber von da an beobachtete er Lizzie aufmerksamer. Und hörte sie am Abend tatsächlich mit Jeremiah flüstern, bevor sie zu ihm kam. Lizzie war enttäuscht, als er sie nur frostig grüßte und keine seiner sonstigen Schmeicheleien anbrachte. Am Tag zuvor hatte er sie »seinen Abendstern« genannt und sie lächelnd einen Stern am Himmel aussuchen lassen, den er nach ihr nennen wollte.
    Jetzt beschränkte er sich auf ein »Guten Abend, Lizzie. Na, Arbeit geschafft?«
    Michael sprach nicht aus, was er wusste, und er machte ihr auch keine Vorwürfe. Trotzdem weinte sich Lizzie auf ihrer Pritsche die Augen aus. Ihr schöner Traum war ausgeträumt, sie hatte es in seinen Augen gesehen. Elizabeth war wieder Lizzie, der Engel wieder die Hure.

    Nach einer Reise von genau hunderzehn Tagen legte die Asia an einem kühlen Morgen im Juli in Hobart Harbour an. In Australien, hatte Jeremiah Lizzie verraten, war jetzt tiefster Winter, und entsprechend kalt und regnerisch zeigte sich auch die dem Kontinentvorgelagerte Insel. Die Asia lief den Hafen von Hobart an, und der Master des Schiffes übergab die Papiere der Gefangenen und damit seine menschliche Ladung dem Gouverneur von Van-Diemens-Land. Michael bekam von all dem nichts mit, man hatte ihn und die anderen Schwerverbrecher schon wieder unter Deck gebracht, kaum dass Land in Sicht kam.
    »Die Kerle sind wieder ganz gesund!«, erklärte der Kapitän der empörten Mrs. Bailiff. »Und wenn sie jetzt Land sehen, gibt ihnen das zusätzlich Auftrieb. Ich riskiere ganz sicher keinen Aufstand ein paar Stunden, bevor ich die Ladung los bin!«
    Die Frauen durften dagegen vom Deck aus zusehen, wie das Schiff anlegte. Dabei schien ihnen die kleine Stadt, die sich um ein natürliches Hafenbecken herum formierte, gar nicht so bedrohlich. Die Gebäude wirkten neu und einladend, nicht wie ein Gefängnis.
    »Das Gefängnis ist auch in Port Arthur«, verriet der gesprächige Jeremiah der neugierigen Lizzie. »Aber da schicken sie nur die Schwerverbrecher hin. Ausschließlich solche, die hier in den Kolonien noch mal rückfällig geworden sind, der letzte Abschaum. Die anderen packen sie in Arbeitslager, längst nicht so streng bewacht.«
    »Und die Frauen?«, fragte Lizzie ängstlich.
    »Spezielle Einrichtungen«, meinte Jeremiah. »Aber soll alles halb so schlimm sein. Wart’s ab, Lizzie, lass mich noch ein zwei Reisen machen, dann hol ich dich …«
    Lizzie glaubte das nicht, sah jetzt aber hoffnungsvoll auf die Häuser und Befestigungen Hobarts. Die Stadt lag an der Flussmündung des Derwent River, am Fuß eines Berges. Sie wirkte sauberer als London, überschaubarer, die Luft schien klarer, trotz des Regens, der den Blick trübte. Vor allem aber war dies endlich wieder Land. Lizzie spürte, wie eine Beklemmung von ihr abfiel. Sie hätte es nicht zugegeben, aber das Wissen, meilenweit vom nächsten Festland entfernt über einen gewaltigen Ozean zu segeln, hatte sie geängstigt.
    Die Ersten, die das Schiff verlassen durften, waren die Passagiere und zukünftigen Siedler. Mrs. Bailiff und Mrs. Smithers verabschiedeten sich freundlich von Anna Portland und hatten auch für Lizzie und die anderen Helferinnen der ersten Stunde ein paar freundliche Worte.
    Lizzie selbst

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