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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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laute, streitende Stimmen aus der Schmiede. Eine davon war Ians, und tatsächlich stand sein Pferd, ein kräftiger Brauner, angebunden vor dem Haus.
    Kathleens erster Impuls war, nicht nur nach Hause zu gehen, sondern besser zu rennen. Wenn Ian sie hier antraf, würde er ihr vorwerfen, John sehen zu wollen oder sich bei Pere irgendwelche Mittel zur Verhinderung einer Schwangerschaft zu holen. Es wäre weitaus besser, er träfe sie zu Hause beim Waschen und Kämmen der Wolle an. Aber dann drangen gut verständliche Worte aus der Schmiede, und sie war zu neugierig, um davonzugehen. Kathleen gebot dem quengelnden Sean streng zu schweigen und legte das Ohr an die Holzwand der Schmiede.
    »Was heißt, du machst das nicht?«, fragte Ian eben den offensichtlich verärgerten John. »Komm, ich bitte dich nur, die Nägel etwas höher einzuschlagen, der Verkäufer hat den Gaul abgegeben, weil die Eisen nicht halten …«
    John schnaubte wie ein wütendes Pferd. »Erzähl mir keine Märchen, Coltrane, wenn die Eisen nicht halten, wechselt man nicht den Gaul, sondern den Schmied. Der Mann hat das Pferd verkauft, weil’s unklar geht, es hat etwas am linken Vorderbein, Hufbeinsenkung, nehm ich an. Und jetzt soll ich ihm die Nägel rechts so nah ans Leben schlagen, dass sie drücken? Dann tun beide Beine gleich weh, und er lahmt nicht mehr, das stimmt. Aber das mach ich nicht, Ian Coltrane, das ist gegen meine Standesehre!«
    »Ach, was heißt Ehre, John? Los, mach es, ich zahl drei Pence mehr …« Ians Stimme klang gelassen. »Wenn du’s nicht machst, mach ich’s selbst, aber ich krieg die Nägel nicht ordentlich in eine Reihe, da fällt’s eher auf.«
    Kathleen erschrak, als John das Tor der Schmiede aufriss und Ian die Tür wies. Sie konnte sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen.
    »Das glaub ich, Kerl, dass du nicht weißt, was Ehre ist! Aber ich weiß es, also hau ab mit deinem lahmen Gaul und schäm dich!«
    Der kräftige Schmied beförderte Ian mit einem leichten Stoßnach draußen. Der Pferdehändler stolperte und fiel. Das Pferd, das er am Strick hielt, scheute. Kathleen hoffte, vielleicht doch noch ungesehen fliehen zu können, aber Ian hatte sie schon gesehen.
    »Und du, kleine Hure!« Ian ergriff ihren Arm und schüttelte sie. »Hab ich dich mal erwischt, ja? Horchst hier an der Tür, ob die Luft rein ist und du zu deinem Galan kommst!«
    Kathleen schüttelte verzweifelt den Kopf. Die Kinder begannen zu schreien.
    John Seeker öffnete erneut die Tür seiner Schmiede. »Verschwinde, Coltrane!«, brüllte er. »Auf meinem Grund wirst du weder dein Pferd vernageln noch deine Frau verprügeln. Das arme Ding, das einen Kerl wie dich nun wahrlich nicht verdient hat! Lass ab von ihr, reite nach Hause und beruhige dich! Und wehe, ich sehe die kleine Frau morgen mit zerschlagenem Gesicht! Ist alles in Ordnung, Miss Kathleen?«
    Kathleen nickte mit schamrotem Gesicht. Nun wussten die Nachbarn also auch noch, dass Ian sie schlug … Und obendrein hatte John sie in seinem Eifer, sie zu beschützen, beim Vornamen genannt. Ian würde ihr das vorwerfen, gewöhnlich nannten die Männer ihrer Freundinnen sie respektvoll Mrs. Coltrane. Besonders, wenn Ian dabei war.
    Ian schob Kathleen rüde in Richtung ihres Hauses. »Verzieh dich!«, wisperte er ihr zu. »Hast mich genug unmöglich gemacht. Ab, nach Hause, ich erwarte dich da! Und diesmal mach ich dir ein neues Kind!«

    Kathleen war tatsächlich wieder schwanger, als Ian das Haus in Port Cooper zwei Monate später verkaufte. John Seeker hatte die Episode in der Schmiede herumerzählt, und seitdem wurde Ian Coltrane unumwunden gemieden. Auch Kathleen erhielt keine Einladungen mehr zum Bibelkreis oder den sonntäglichen Gebetsversammlungen, zu denen sich die Siedler religionsübergreifend trafen. Bisher gab es weder katholische noch anglikanische Geistliche in Port Cooper, man musste sich also selbst helfen. Kathleen, die mit süßer, tragender Stimme aus der Bibel vorlesen und singen konnte, war zunächst gern gesehen gewesen. Aber Ian hatte ihr auch das verdorben. Auf der anderen Seite der Berge, so erklärte er ihr, würde es keine Nachbarn geben, mit denen sie schäkern konnte. Ian hatte eine Farm am Avon River erworben, nicht weit von der neuen Siedlung Christchurch, aber doch nicht nah genug, um Kathleen gesellschaftliche Kontakte zu ermöglichen.
    »Du kannst dich um die Kinder kümmern, ein paar Schafe werden wir auch haben, zur Abwechslung spinnst du dann mal

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