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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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stand und dafür bezahlt wurde, Burchard und Hemming im Auge zu behalten? Oder war er Hemmings Mann und wartete darauf, ihm gegen Burchard beizustehen? Vielleicht war er auch von Burchard angeheuert worden, für den Fall, dass Hemming Schwierigkeiten machte. Genauso gut konnte er aber auch zu irgendeiner anderen Splittergruppe im Kloster gehören, der Geoffrey bisher noch nicht begegnet war.
    Â»Was jetzt?«, flüsterte Roger und blickte auf das schwarze Wasser des Flusses. »Sollen wir schwimmen? Durham hat nur zwei Fähren, und beide liegen jetzt am anderen Ufer.«
    Â»Es muss Fischerboote geben, die wir benutzen können.«
    Â»Aber das wäre Diebstahl«, wandte Roger entsetzt ein.
    Â»Wir wollen es uns nur ausleihen. Außerdem bist du sowieso schon ein vollendeter Dieb – all deine Beute war ursprünglich das Eigentum eines anderen.«
    Â»Gott wollte, dass ich es bekomme«, stellte Roger hochmütig fest. »Deshalb hat er es überhaupt nur in die Hände der Ungläubigen gelegt. Aber ich stehle nicht in meiner eigenen Stadt!«
    Â»Ich verstehe«, erwiderte Geoffrey. »Nun, vermutlich will Gott jetzt auch, dass du den Fluss überquerst und Burchard die Karte abnimmst, bevor Wiesel es tut. Also, wo sind die anderen Boote? Mach schnell, sonst kommen wir zu spät.«
    Roger führte sie stromaufwärts, wo weit auf das schlammige Ufer gezogen einige Coracles lagen. Das waren kleine kreisförmige Boote aus Flechtwerk und Häuten, die mit Pech abgedichtet waren. Sie stanken nach Fisch und wurden mit einem einzigen Paddel gelenkt. Roger schob eins davon ins Wasser und überraschte Geoffrey, weil er tatsächlich damit umgehen konnte. Geoffrey hätte erwartet, ein gutes Stück abgetrieben zu werden, und er staunte erfreut, als Roger sie im Schatten einiger Bäume nur wenige Schritte von den anderen Booten entfernt an Land brachte.
    Alices Haus lag finster da. Geoffrey sah, wie Burchard und Hemming es einige Augenblicke lang beobachteten. Dann kniete Hemming auf dem Boden nieder, während der Cellerar auf seinen Rücken stieg. Hemmings schmerzerfülltes Keuchen und seine Klagen über Burchards Gewicht waren vermutlich bis zur Abtei zu hören. Geoffrey lachte leise in sich hinein, während er zusah. Wiesel und seine Kumpane tauschten ungläubige Blicke, als könnten sie die Unfähigkeit der Mönche gar nicht glauben, und das belustigte Geoffrey noch zusätzlich.
    Roger bedeutete ihm, dass er zum anderen Ende der Straße schleichen würde, damit sie jeden – ob nun die Mönche oder ihre Verfolger – an der Flucht hindern konnten, wenn es nötig werden sollte. Geoffrey drückte sich indes tiefer in die Schatten eines Torbogens.
    Langsam und nicht sehr anmutig kletterte Burchard an der Fassade von Alices Haus empor und hielt auf ein Fenster im Obergeschoss zu. Im ersten Augenblick verstand Geoffrey nicht, warum er in das obere Stockwerk einbrechen wollte, wo doch das Erdgeschoss viel leichter erreichbar war. Dann aber erinnerte er sich an die zerbrochene Glasscheibe in Alices Stube, die Jarveaux im Todeskampf zerschlagen hatte. Diese Scheibe war das Ziel des Cellerars, der ohne Zweifel hoffte, seine Hand hindurchstecken, das Fenster entriegeln und sich hineinzwängen zu können.
    Nach vielen schweren Atemzügen, Flüchen und dem Klirren des Riegels schaffte Burchard es endlich, das Fenster zu öffnen. Aber dann steckte der Cellerar fest. Geoffrey, Roger, Hemming und auch Wiesels kleine Bande lächelten sämtlich beim Anblick von zwei feisten Beinen, die hilflos in der Luft zappelten. Am Ende musste auch Hemming noch die Mauer hinauf und dem ausladenden Hinterteil mit kräftigen Stößen nachhelfen, bis es schließlich im Haus verschwunden war.
    Warum nicht gleich der wendigere Hemming geklettert war, war Geoffrey ein Rätsel. Er konnte nur annehmen, dass Burchard dem Subprior nicht zutraute, das gesuchte Objekt aufzuspüren. Vielleicht hielt Hemming aber Burchard für einen so ungeschickten Partner, dass nicht er im Inneren des Hauses erwischt wurde, wenn die Bewohner auf den Einbruch aufmerksam wurden.
    Sobald Burchard im Haus war, kehrte wieder Stille ein. Irgendwo in der Stadt bellte ein Hund, und Geoffrey fragte sich, ob es der seine war, der sich nun ärgerte, dass man ihn zurückgelassen hatte. Er zitterte, während er wartete, und wünschte sich, Burchard würde sich

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