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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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übers Kinn.

    In der darauf folgenden Nacht kauerten Roger und Geoffrey gemeinsam hinter einer niedrigen Mauer. Nicht weit von ihnen entfernt lag die Hintertür des Klosters, die von einem Laienbruder bewacht wurde. Man konnte hören, wie er hinter dem Tor herumlief und hüpfte, um warm zu bleiben. Geoffrey seinerseits wusste nicht, wann er das letzte Mal derart gefroren hatte. Obwohl er seine wärmste Kleidung trug, sickerte ihm die Kälte der Winternacht bis in die Knochen, und im Gegensatz zu dem Laienbruder konnte er sich keine Bewegung verschaffen. Wenn er das versuchte, würde er unweigerlich bemerkt werden – und dann würde der Cellerar womöglich den Einbruch in Alices Haus verschieben.
    Irgendwo in der Stadt schlug eine Glocke, und die Nachtwache wechselte. Es wurden einige Scherze ausgetauscht, als die abgelösten Wachen die Neuankömmlinge wissen ließen, dass ihnen frostige Zeiten bevorstanden, und die anderen im Gegenzug behaupteten, sie hätten sich schon mit dem Bier ihrer Kameraden gewärmt und würden die Kälte gar nicht mehr spüren. Der Klang von genagelten Stiefeln auf Schnee verebbte schließlich, und alles war wieder still. Eine Katze jaulte plötzlich und heftig und ließ Geoffrey auffahren. Dann stolzierte eine Ratte frech über den Weg, der zu den armen Hütten zwischen Schloss und Kathedrale führte. Langsam kroch die Zeit dahin.
    Als Geoffrey schon den Gedanken aussprechen wollte, dass Burchard sich wohl vom eisigen Wetter abschrecken ließ und sie in der folgenden Nacht wiederkommen sollten, öffnete sich die Pforte, und eine stämmige Gestalt schlüpfte heraus. Es war Burchard, und Hemming begleitete ihn. Geoffrey lächelte. Vermutlich hatte Hemming Burchard nicht zugetraut, die Karte allein zu finden, oder er bezweifelte, dass der Cellerar sie nach erfolgreicher Mission zum Prior brachte. Vielleicht war auch Turgot selbst voller Misstrauen gewesen und hatte Hemming geschickt, um auf den Mitbruder aufzupassen.
    Geoffrey und Roger folgten den beiden Mönchen auf dem selten genutzten Pfad, der um die Rückseite des Klosters herumführte, zwischen dem Fluss und der Außenmauer entlang und an Owengate vorbei. Sie taten das auf bewährte Weise: Geoffrey ging vorneweg, während Roger die wachsame Nachhut bildete. Geoffreys Aufgabe war geradezu lächerlich einfach – es gab Spuren im Schnee, denen fast schon ein Blinder hätte folgen können. Geoffrey dachte mit einem Lächeln daran zurück, wie Eilaf den Gang des Cellerars beschrieben hatte: das Trampolin eines Ackergauls. Burchard trampelte tatsächlich.
    Die Mönche bewegten sich geradezu unverschämt selbstsicher und gingen nebeneinander, ohne auch nur einen Blick nach hinten zu werfen. Offenbar erwarteten sie keine Schwierigkeiten. Aber auch Geoffrey fiel es schwer, nicht allzu sorglos zu werden, und er musste sich ständig zwingen, bei ihrem gemächlichen Vorankommen nicht die Geduld zu verlieren.
    Doch dann erregte eine plötzliche Bewegung seine Aufmerksamkeit, und er duckte sich rasch. Drei Männer lösten sich aus dem Schatten der Burgmauer und schlichen verstohlen hinter den Mönchen her. Geoffrey bedeutete Roger mit einer Handbewegung, dass es vor ihnen möglicherweise Probleme geben könnte, dann konzentrierte er sich darauf, sowohl die Mönche wie auch ihre Verfolger im Blick zu behalten, ohne selbst entdeckt zu werden.
    Das war leichter, als es hätte sein sollen, wenn man bedachte, was für alle Beteiligten bei diesem Unternehmen auf dem Spiel stand. Burchard war schlecht gelaunt und flüsterte wütend auf Hemming ein. In der Stille der Nacht trug seine Stimme weit, und Geoffrey konnte einzelne Bruchstücke des Monologs sogar verstehen. Burchard war anscheinend während des Abendessens vom Prior beleidigt worden. Es hatte etwas damit zu tun, wem zuerst der Wein angeboten worden war, und Burchard war noch immer aufgebracht. Als sie den Fluss erreichten, verstummte sein wütendes Geschimpfe, fing auf der anderen Seite aber gleich wieder an.
    Sobald Burchard und Hemming das Boot am gegenüberliegenden Ufer befestigt hatten und auf den Elvet zugingen, stiegen ihre drei Verfolger in ein weiteres Boot und ruderten ihnen nach. Geoffrey kniff die Augen zusammen, während er ihre Umrisse in der Dunkelheit musterte. Er war sich beinahe sicher, dass einer von ihnen Wiesel war.
    Ob Wiesel wohl in Turgots Diensten

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