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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Fantasie des Alten Einhalt gebieten, ehe sie vollends grotesk wurde. »Und ich wollte, wir hätten uns nicht eingemischt. Mir gefiel gar nicht, wie dein ›sächsischer‹ Flüchtling aussah, und er war nicht mal so höflich, uns zu danken, ehe er das Weite suchte. Jetzt wird man uns die Schuld geben, wenn man nach dem verschwundenen Ritter sucht, und nicht dem wahrhaft Schuldigen.«
    Der alte Mann schnalzte ob der Verzagtheit seines Enkels mit der Zunge. »In dieser Stadt gibt es keinen Mann, der uns nicht einen ausgeben wird, nachdem wir das Land von einem Normannen befreit haben. Also komm schon, Junge. Feiern wir diesen sächsischen Sieg mit einem Krug Bier!«
    Ihre Stimmen verklangen, und Geoffrey seufzte erleichtert. Nun konnte er endlich aus dem Fluss herausklettern, ohne dass irgendein patriotischer Veteran ihm eins mit der Krücke verpasste. Allerdings war es gar nicht so einfach, das Wasser zu verlassen. Er war zu durchfroren, um den Pfosten weiter hochzuklettern, und er konnte auch nicht loslassen, um einen besseren zu suchen, weil er wieder untergehen würde.
    Schon erwog er verzweifelte Maßnahmen, wie beispielsweise die Rüstung abzulegen und es schwimmend zu versuchen, da sah er über sich einige grobe Pflöcke aus dem Pfeiler herausragen. Bei näherer Betrachtung erkannte Geoffrey, dass sie als Leiter gedacht waren. Er packte den untersten Tritt und hoffte, dass er sein Gewicht tragen würde. Mühsam zog er sich empor, und einige Male musste er innehalten und ausruhen. Schließlich aber kam er oben an, wuchtete sich auf die schneebedeckten Planken des Piers und blieb schwer atmend darauf liegen.
    Der eisige Wind zwang ihn schließlich wieder auf die Beine, und er schaute sich um. Ganz in der Nähe stand das Häuschen, in dem die Patrioten vermutlich gesessen hatten, als die Verfolgung eines sächsischen Edelmannes sie aufgeschreckt hatte. Er ging dorthin und stieß die Tür auf. Die Lampe brannte noch, ein mit Asche abgedecktes Kohlenbecken strahlte behagliche Wärme aus. Dankbar stolperte Geoffrey in den Raum und fingerte an den Schnallen seines Wappenrockes herum. Das Kleidungsstück war so schwer geworden, dass Geoffrey sich schon fragte, ob wohl der Boden unter ihm einbrechen und er wieder im Fluss landen würde.
    Sobald er den klitschnassen Überwurf abgelegt und das Feuer wieder geschürt hatte, fühlte er sich besser. Er verkeilte die Tür mit einem Hocker und entledigte sich rasch der Rüstung und der triefenden Untergewänder. Er würde sie nicht trocknen können, ehe die Sachsen von ihrer Feier zurückkehrten, doch er konnte sie zumindest auswringen. Ohne Gewissensbisse nahm Geoffrey eine grobe, aber trockene Wollweste von dem Haken an der Tür. Auf einem schiefen Wandbord stand eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit. Er nahm einen Schluck davon und spürte, wie der Trunk sich seinen Weg durch die Kehle bis in den Magen brannte. Geoffrey schüttelte sich und kam zu dem Schluss, dass dieses gehaltvolle lokale Gebräu nicht nur jeden berauschte, der leichtsinnigerweise davon trank, sondern dass es auch gut geeignet war, ein Feuer zu entfachen und verstopfte Abflüsse zu reinigen.
    Als Geoffrey die Rüstung wieder angelegt hatte, war ihm auch wärmer geworden – nicht zuletzt durch die Mühen des Umziehens und das kräftige Auswringen der Kleidungsstücke. Nun fühlte er sich wieder halbwegs menschlich. Nach einem weiteren Schluck von dem starken sächsischen Schnaps warf er sich den Wappenrock über die Schulter und folgte den eigenen Spuren durch den Schnee zurück zum Gasthaus.

    Im »Kopf des Sarazenen« angelangt, bemerkte er als Erstes eine Anzahl Gäste, die sich um das Herdfeuer scharten. In der Mitte stand ein Mann, der vom Alter stark gebeugt war. An seiner Seite befand sich ein blondhaariger Riese, der vermutlich sein Enkel war. Es war unschwer zu erkennen, dass es sich hier um Geoffreys patriotische Sachsen handelte, die soeben bei einem Becher Bier von ihrem großen Sieg über das böse Normannen-Imperium erzählten. Ihre Geschichte wurde seitens des Publikums jedoch mit einer gewissen Skepsis aufgenommen. Einige Zuhörer entfernten sich bereits kopfschüttelnd und wirkten dabei recht belustigt.
    Â»Aber es ist wahr!«, rief der alte Mann wütend. »Jedes einzelne Wort davon. Ist es nicht so, Ulfrith?«
    Der jüngere Mann nickte, wenn

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