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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Kräuter drin, und dazu noch ein kräftiger Branntwein.«
    Â»Es ist doch nicht giftig oder?«, wollte Geoffrey wissen.
    Ulfrith zuckte gleichgültig die Achseln und blickte dann auf den Überwurf, der über Geoffreys Schulter hing. »Ihr wart auf dem Kreuzzug«, stellte er wehmütig fest und streckte die Hand aus, um das feuchte Tuch zu betasten. Wenn sein träger Verstand die ungewöhnliche Nässe registrierte, dann zeigte sich zumindest nichts von dieser Erkenntnis auf seinem Gesicht. »Ich wollte auch gegen die Ungläubigen kämpfen, als ich vom Aufruf des Papstes hörte.«
    Â»Warum? Schlachtest du gern unbewaffnete Frauen und Kinder ab und stiehlst ihnen ihr Eigentum?«
    Â»Ich schon!«, rief Roger vom oberen Ende der Treppe herab. Geoffrey war sich nicht sicher, ob das nur ein Scherz sein sollte.
    Â»Ich wollte einfach nur reisen«, erwiderte der Sachse. »Aber niemand nimmt mich mit.«
    Â»Gibt es dafür einen Grund?«, erkundigte sich Geoffrey. Vielleicht lag das an einer gewissen Vorliebe des Jungen, Normannen umzubringen – das war keine Eigenschaft, die ihn auf einem Kreuzzug beliebt machen würde, wo doch der Hauptzweck darin bestand, Sarazenen zu töten und nicht seine Mitstreiter.
    Â»Ich bin zu groß für einen Seemann«, stellte Ulfrith bedauernd fest. »Alle Kapitäne meinen, ich wäre zu schwer, um in der Takelage herumzuklettern. Und der einzige Krieger, den ich kenne, war der Ansicht, ich würde zu viel essen und wäre zu teuer im Unterhalt.«
    Â»Nun komm schon, Geoff«, rief Roger ungeduldig. »Du fängst dir ja noch eine Erkältung in diesen nassen Sachen.«
    Â»Nasse Sachen«, murmelte Ulfrith nachdenklich. Belustigt verfolgte Geoffrey, wie dem Sachsen allmählich der Zusammenhang zwischen einem durchweichten Ritter und der eigenen Eskapade im Hafen dämmerte. »O nein!«, hauchte er, und alles Blut wich ihm aus dem sonst so geröteten Gesicht. »Das wart Ihr!«

    Am folgenden Tag hatte der Schneesturm nachgelassen, und als Geoffrey erwachte, schmolz eine fahle Sonne bereits die Hinterlassenschaften dieses Wetters ab. Er lehnte sich aus dem Fenster und blickte auf eine Stadt voll weißer Dächer und schlammiger, brauner Pfade, die in die dichte Schneedecke getrampelt waren. In der Ferne hörte er die Geräusche des Hafens: laute Rufe, Hundegebell, wiehernde Pferde, krächzende Möwen und immer wieder das Gepolter, wenn Fracht verladen wurde, und das Gebimmel der Schiffsglocke, wenn sie Segel setzten oder aufs Anlegen warteten.
    In der Schenke war es während der ganzen Nacht lebhaft geblieben. Geoffrey war überzeugt, dass viele verbotene Geschäfte abgewickelt worden waren und die Beteiligten inzwischen zu Hause im Bett oder betrunken über den Tischen in der Gaststube lagen. Der Lärm hatte Geoffrey nichts ausgemacht. Er war müde gewesen und hatte sich nicht einmal aufschrecken lassen, als Roger mit einer kichernden Frau in den Armen in ihre Kammer geschlüpft war.
    Â»Auf, auf«, sagte er und schlug auf den gerundeten Umriss, der sich unter Rogers Bettdecke abzeichnete.
    Ein erschrockenes Kreischen war die Folge, und zwei strahlende blaue Augen blinzelten verschlafen unter einem Schleier blond gelockter Haare hervor. Geoffrey warf der Dirne das Kleid zu, das sie in der Nacht zuvor im Eifer des Gefechts auf den Boden geworfen hatte. Dann wartete er, dass sie ging, während Roger allmählich wach wurde. Er rieb sich mit plumpen Fingern das Gesicht und stöhnte, als das Licht der Morgensonne in seine Augen stach. Als er die Frau bemerkte, wirkte er plötzlich viel wacher.
    Â»Mary, Mädel«, sagte er mit heiserer Stimme und beugte sich mit lüsternem Funkeln in den Augen zu ihr hin.
    Â»Maude«, verbesserte sie ein wenig ungehalten und wehrte ihn ab. »Maude, nicht Mary.«
    Â»Maude, Mary«, bemerkte Roger mit achtlosem Achselzucken. »Was macht das für einen Unterschied?«
    Â»Wie fändet Ihr es, wenn ich Euch Robert von Bristol nennen würde?«, fragte Maude entrüstet und plusterte sich auf in Erwartung eines Streits.
    Â»Bristol?«, brüllte Roger. »Ich stamme nicht aus diesem stinkenden Höllenloch! Ich komme aus Durham, Mädel – ein Ort, den der Herrgott selbst mit Freuden sein Zuhause nennen würde.«
    Â»Das würde ich an Eurer statt für mich behalten«, empfahl Maude ihm

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