Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
Vom Netzwerk:
ungeduldig dazwischen. »Was ist passiert? Du hast ihn doch nicht etwa selbst erschossen? Damit sein schwacher Verstand uns auf der Reise nicht aufhält?«
    Traute Roger ihm etwa zu, nur um der persönlichen Bequemlichkeit willen die eigenen Männer zu erschießen? Aber Geoffrey war zu erschöpft, um darüber empört zu sein. »Er wurde mit einem rot gefärbten Armbrustbolzen erschossen, genau wie der Junge heute Nachmittag.«
    Roger starrte ihn an. »Was sagst du? Derselbe Schurke hat auch Peterkin umgebracht?« Zum ersten Mal bemerkte er, wie nass Geoffrey war. Seine Überraschung schlug rasch in Ärger um, und er zog den Dolch aus der Scheide. »Dafür stech ich diese beiden sächsischen Verbrecher ab!«
    Â»Lass das«, entgegnete Geoffrey und zog ihn wieder auf die Bank. »Ihre Freunde werden nicht untätig dabeistehen, und selbst du kannst es nicht mit hundert Männern aufnehmen, die mit Messern und Knütteln und Gott weiß was bewaffnet sind.«
    Â»Und wie ich das kann«, widersprach Roger in grimmiger Entschlossenheit und erhob sich erneut. »Wart nur ab. Außerdem kommst du mir schon zu Hilfe, wenn ich zu hart bedrängt werde. Das hast du früher oft genug getan.«
    Â»Heute nicht«, sagte Geoffrey. »Ich bin viel zu durchfroren, um dir beistehen zu können. Außerdem hast du anscheinend das ganze Essen ohne mich verschlungen. Konntest du mir nichts übrig lassen?«
    Â»Wir hatten Hunger«, verteidigte sich Roger. Nur widerwillig löste er sich von der verlockenden Vorstellung, durch die Gaststube zu stürmen und das unverschämte Duo zu töten. Er streckte die Hand aus und befühlte Geoffreys Ärmel. »Wenn du weiter so hier rumsitzt, holst du dir noch den Tod, Junge. Du musst dich umziehen. Wirt! Wo ist unser Zimmer?«
    Müde folgte Geoffrey Roger zu dem wartenden Wirt, der sie auf ihr Zimmer führen sollte. Geoffrey hoffte nur, dass Roger ihre Schlafstätten nicht mit einem halben Dutzend Frauen teilen wollte, um die Abreise von England zu feiern. Heute Nacht war er zu müde für weitere Abenteuer. Er wollte sich einfach nur hinlegen und mit so vielen warmen Decken einhüllen, wie er auftreiben konnte.
    Zwei Männer saßen auf den Stufen und starrten trostlos in ihr Bier – der Sachse mit seinem Enkel. Der alte Mann blickte Roger herausfordernd an und blieb sitzen, auch wenn sein Enkel rasch auf die Füße sprang, damit die Ritter vorübergehen konnten. Geoffrey musterte ihn kühl.
    Â»Ich habe gehört, ihr habt heute Abend einen Normannen ermordet«, stellte er fest.
    Ulfrith sperrte vor Überraschung Mund und Augen auf. »Woher wisst Ihr das?«, flüsterte er bestürzt.
    Â»Ihr habt es durch die ganze Schankstube gerufen«, erklärte Geoffrey trocken. Dieser hünenhafte Sachse war anscheinend kein Geistesriese. »Warum fragst du? Sollte es ein Geheimnis bleiben?«
    Â»Ich würde noch einen töten, wenn ich könnte!«, rief der alte Mann. Er warf Geoffrey einen finsteren Blick zu. »Ich würde jeden Normannen mit meinem Breitschwert durchbohren – wenn ich es noch heben könnte.«
    Â»Großvater, bitte!«, meinte Ulfrith nervös. Er lächelte Geoffrey unbehaglich zu. »Er meint es nicht so, Herr. Er ist fast neunzig!«
    Â»Sind neunzig Jahre eine Entschuldigung für Grobheit?«, fragte Geoffrey mit einem Stirnrunzeln.
    Der junge Sachse nickte eifrig. »Ja, natürlich! Kennt Ihr etwa einen Neunzigjährigen, der nicht mit jedermann grob umspringt?«
    Geoffrey lächelte. Seine gutmütige Art machte es ihm schwer, lange zornig zu bleiben, und ihn amüsierte die Ansicht des jungen Mannes, dass das Alter schlechte Manieren mit sich brachte. Schon wollte er antworten, als plötzlich die Tür aufsprang und der Mann mit der unreinen Haut eintrat. Triumphierend schwenkte er die Flasche Fußbalsam.
    Â»Halb leer!«, verkündete er. »Er hat davon getrunken, und deshalb hat er diese wilde Geschichte von sächsischen Prinzen und ermordeten Normannen ausgebrütet!«
    Der alte Mann wirkte zutiefst verletzt und bestürzt. Er zog sich an den Beinen seines Enkels empor und humpelte los, um nach dem schändlichen Fläschchen zu greifen, das sein Peiniger nun in der ganzen Schenke herumzeigte.
    Â»Er hat versprochen, nicht mehr davon zu trinken«, sagte Ulfrith besorgt. »Da sind wirksame

Weitere Kostenlose Bücher