Das Gold des Bischofs
Burchard wissen. »Wie könnte man das als Schatz ansehen?«
Aber Geoffrey verstand, und damit hatte er auch die Antworten auf verschiedene Fragen. Er zwang sich, gelassen auszusehen. Vielleicht lieà sich Hemming in ein Gespräch verwickeln, in dem Geoffrey seine Schlussfolgerungen auf die Probe stellen und zugleich die Bogenschützen in Sicherheit wiegen konnte, bis sich eine Gelegenheit zum Handeln ergab. Sein Kettenhemd bot kaum Schutz vor Pfeilen, und es war sinnlos, etwas zu versuchen, solange die Schützen auf der Hut und wachsam waren.
»Flambard wollte die reichsten Leute der Grafschaft erpressen«, erklärte er. »Stanstede hat sich sein günstiges Urteil vom Sheriff erkauft. Zweifellos hätte er beträchtlich bezahlt, damit dieser Umstand nicht öffentlich bekannt wird.«
»Und Durnais hätte ebenso gut gezahlt, damit niemand von seiner Bestechlichkeit erfährt«, ergänzte Hemming. »Dieses Dokument wird über einen längeren Zeitraum der Abtei reichhaltige Geldquellen erschlieÃen. Wenn wir weitere Mittel brauchen, müssen wir uns nur überlegen, wen wir als Nächstes melken.«
»Das ist schlau«, bemerkte Burchard anerkennend. »Ich bin sehr erfahren, mit dieser Methode Mittel zu beschaffen. Vermutlich werde ich derjenige sein, der Flambards Plan durchführt.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach Hemming, als Burchard unbekümmert auf ihn zuging. »Männer wie dich will ich in meiner Abtei nicht haben.«
»In deiner Abtei?«, wiederholte Burchard und blieb abrupt stehen. »Da hat Turgot ja wohl auch noch etwas mitzureden!«
»Hat er nicht«, befand Hemming. »Sobald Flambard erfährt, dass Turgot sich den Schatz fast durch die Finger gleiten lieÃ, wird er seinen Posten verlieren, und ein Mann von überlegenen Talenten dürfte seine Nachfolge antreten. Ich bin in jeder Hinsicht besser als er. Ich habe erraten, was Flambard vorhatte, schon lange bevor diese Ritter angekommen sind.«
»Wie?«, fragte Geoffrey neugierig. »Hat er es Euch erzählt?«
»Das musste er nicht. Er ist entschlossen, diese Kathedrale zu bauen, und ein so gerissener Mann wie er würde nicht zulassen, dass eine Gefangenschaft seinen Plänen im Wege steht. Ich habe ihn mit Turgot zusammen im White Tower besucht und damals schon erraten, dass er etwas für uns versteckt hat.«
Also hatte Hemming schon vor Flambards Flucht an einen Schatz geglaubt! Damit wurden Geoffrey auch andere Zusammenhänge klar. » Ihr habt Bruder Gamelo angeheuert! Ihr wart entsetzt, als Ihr seine Leiche gesehen habt und wärt beinahe in Ohnmacht gefallen, aber nicht wegen einer Abneigung gegen Gewalt, wie Ihr behauptet habt. Ihr wart erschrocken, weil Ihr einen so nützlichen Helfer verloren hattet.«
»Hemming? Eine Abneigung gegen Gewalt?«, merkte Burchard ungläubig an. »Immerhin hat er eine Vorliebe für Hahnenkämpfe!«
Das hatte Geoffrey ja eben erst erfahren.
»Ich war entsetzt, Gamelo tot zu sehen«, gestand Hemming ein. »Und er war tatsächlich nützlich für mich gewesen.«
»Aber er war Normanne!«, rief Burchard aus. »Ich dachte, du verachtest uns alle. AuÃerdem war er mein Mann, mein emsigster Eintreiber.«
»Als Normanne hatte er nichts dagegen, sich auch mit Diebstahl und Mord die Hände zu beschmutzen«, erklärte Hemming. »Er bot seine Dienste jedem an, der dafür bezahlte. Mitunter arbeitete er sogar für Turgot und beförderte Botschaften an dessen Geliebte. Aber ich möchte wissen, wer ihn getötet hat.«
»Ihr habt Algar Euren Rat angeboten, als Turgot ihm befahl, Gamelos Tod zu untersuchen«, stellte Geoffrey fest. Er erinnerte sich, dass Hemming noch geblieben war und mit dem ängstlichen Sekretär geredet hatte. »Das war nicht nur Freundlichkeit gegenüber einem Mann, der von seiner Aufgabe überfordert war; Ihr wolltet wirklich, dass er den Mörder findet!«
»Habt Ihr also Bruder Gamelo beauftragt, uns in Southampton zu folgen?«, fragte Roger verwirrt.
»Ich habe ihn beauftragt, jeden zu beobachten, der Flambard im Gefängnis besuchte«, antwortete Hemming. »Als Flambard entkam, folgte Gamelo ihm nach Southampton. Er belauschte die drei Johanniter, als sie ihre Pläne ausheckten, und wusste von den Karten. Dann tötete er den Jüngsten in der Hoffnung, er werde zum dritten Boten
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