Das Gold des Bischofs
Normannen sind in Durham einmarschiert, haben die alte Kirche von St. Cuthbert aufgelöst und ihre eigene Abtei an der Stelle erbaut. Wir sind das Haliwerfolc â Cuthberts Auserwählte. Mit welchem Recht könnt ihr uns vertreiben?« Geoffrey verlieà der Mut, als er den blinden Eifer in Hemmings Augen erkannte. Mit einem Eiferer konnte man nicht diskutieren. »Ich habe Pläne mit diesem Geld, und Normannen kommen darin nicht vor. Ich werde einen neuen Schrein für Cuthbert erbauen â einen sächsischen Schrein, auf der heiligen Insel von Lindisfarne.«
»Ihr wollt Cuthbert aus Durham fortbringen?«, fragte Roger bestürzt. »Aber das wird ihm nicht gefallen!«
»Im Gegenteil. Er will nicht hierbleiben«, widersprach Hemming. »Was glaubt Ihr wohl, warum die Fundamente der Kathedrale fortwährend nachgeben?«
»Wegen des unsicheren Bodens?«, schlug Geoffrey vor.
Hemming starrte ihn an. »Das ist eine typische Normannen-Antwort! Ihr spottet über unsere sächsischen Heiligen und ihre Wünsche. Gut, aber nicht mehr lange. Ich nehme diese Liste an mich und beschaffe damit das Geld für einen schönen sächsischen Schrein. Und wenn Ihr sie mir nicht freiwillig gebt, bevor ich bis drei gezählt habe, dann wird Roger sterben. Eins ⦠zwei â¦Â«
Geoffrey bewegte die Hand Richtung Scheide. Zwei der drei Schützen hielten ihre Bögen auf ihn gerichtet, und er wusste, er würde nicht die Waffe ziehen und sich auf sie stürzen können, ohne dass sie ihn niederschossen. Der Versuch wäre in höchstem MaÃe töricht.
»⦠drei«, zählte Hemming. »Eure Zeit ist um.«
»Es ist hineingerutscht«, sagte Geoffrey und schüttelte die Scheide. »Wenn Ihr das Pergament haben wollt, muss ich das Schwert herausziehen.«
Hemming lächelte. »Netter Versuch. Nehmt die Hände hoch. Einer meiner Männer wird es holen.«
Gehorsam trat ein Bogenschütze vor und nahm den Bogen über die Schulter, während die beiden anderen weiterhin auf Geoffrey und Roger zielten. Als der Mann nach dem Schwert griff, schob Geoffrey sich hinter ihn und benutze ihn als Deckung. Als der Mann das Schwert herauszog, verfing sich das Pergament an der Klinge und flatterte zu Boden. Aller Augen blickten wie gebannt darauf.
Hemming rief seinem Bogenschützen eine Warnung zu, gerade als Geoffrey sich auf ein Knie fallen lieà und nach dem Dolch im Stiefel griff. Er riss ihn heraus und stach mit einer raschen, entschlossenen Bewegung nach dem Mann. Zu spät versuchte dieser, noch auszuweichen, doch sein schmerzverzerrtes Gesicht nahm rasch einen erschrockenen Ausdruck an, als der Pfeil eines seiner Kameraden dumpf in seinen Rücken schlug. Geoffrey schleuderte den Dolch in Richtung der anderen Gegner. Der Wurf ging fehl, aber zumindest lieà einer der Schützen erschrocken den Bogen fallen.
Roger handelte schnell. Er riss eine Hand voll Schnee vom Boden hoch und warf sie Hemming ins Gesicht, dann stürmte er mit Gebrüll auf die überlebenden Bogenschützen zu. Entsetzt von der Wucht des Angriffs brachten die Schützen nicht mehr zustande, als sich Roger zuzuwenden, bevor er sie auch schon zu Boden stieÃ. Einer zog das Schwert, während er wieder auf die FüÃe kam. Mit diabolischem Lächeln zog Roger das seine und machte sich daran, seinem Gegner ein rasches Ende zu bereiten. Geoffrey hob sein Schwert auf und hielt auf dessen SpieÃgesellen zu.
»Bitte tötet mich nicht!«, kreischte der Bogenschütze, bevor Geoffrey mehr als ein paar Schritte in seine Richtung getan hatte.
»Jammer nicht herum, John!«, brüllte Hemming und rieb sich den Schnee aus den Augen. »Kämpfe gegen ihn.«
»Aber ich habe nicht mal ein Schwert«, klagte John voll Schrecken.
»Dann erschieà ihn!«, schrie Hemming in wütender Verzweiflung. »Du nennst dich einen Sachsen? Nimm dein â¦Â«
Seine Rede verstummte abrupt, als Burchard ihm einen kräftigen Schlag auf das Kinn versetzte, der ihn rücklings gegen den Stamm der Buche taumeln lieÃ. Geoffrey vertraute darauf, dass der Cellerar mit Hemming fertig würde, und wandte seine Aufmerksamkeit dem ängstlichen Bogenschützen zu.
John hatte allerdings die Ablenkung genutzt und seinem toten Mitstreiter das Schwert abgenommen. Geoffrey mit seinem ausgeprägten Sinn für Selbsterhaltung duckte sich gerade
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