Das Gold des Bischofs
rechtzeitig, und der Hieb pfiff über seinen Kopf hinweg.
»O nein!«, murmelte John in der Erkenntnis, dass er sich besser gleich ergeben hätte. Der Ausdruck in Geoffreys Augen verriet ihm, dass der wilde Schlag ihm keinen Freund gemacht hatte.
»Wer bist du?«, fragte Geoffrey und hielt das eigene Schwert locker in beiden Händen. Wer ihn nicht kannte, würde annehmen, er wäre nicht auf einen Angriff vorbereitet. »Bist du ein Mönch?«
»Ich bin ein Krieger aus dem Schloss. Bruder Gamelo hat uns angeheuert.«
John missdeutete Geoffreys entspannte Haltung und wagte einen stürmischen Hieb. Geoffrey parierte mühelos. Der Angreifer taumelte zurück. Anscheinend konnte John mit dem Bogen besser umgehen als mit dem Schwert.
»Wenn du weiterkämpfst, stirbst du«, warnte ihn Geoffrey. »Ergib dich also.«
»Wenn ich die Waffe niederlege, tötet Ihr mich erst recht«, behauptete John und befeuchtete sich die trockenen Lippen. »AuÃerdem meinte Hemming, dass ich ohnehin schon zu tief drinstecke. Die einzige Möglichkeit, noch davonzukommen, wäre euer aller Tod. So hat er gesagt.«
»Er macht sich deine Ãngste zunutze«, erwiderte Geoffrey und wich einem weiteren Angriff aus. Dabei versetzte er John einen flinken Tritt, der ihn in die Knie zwang. Geoffrey hätte ihn töten können, aber er tat es nicht. »Was hast du denn so Schreckliches getan?«
»Mord«, erklärte John zögernd. Er kam wieder auf die Beine und wandte sich Geoffrey zu. »Ein alter Mann.«
»Stanstede?«, erkundigte sich Geoffrey. »Du hast ihn erschossen, oder?«
John nickte, sein Gesicht war kalkweià und angespannt. »Hemming hätte uns schieÃen lassen sollen, als ihr alle hier sicher vor uns standet. Dann gäbe es jetzt keine Schwierigkeiten. Die Littel-Brüder haben uns gewarnt, Euch nicht zu unterschätzen. Ich habe es Hemming auch gesagt, aber er wollte nicht auf mich hören. Er behauptete, dass alle Kreuzfahrer nur dumme, blutrünstige Schläger sind.«
»Da hat er wohl gröÃtenteils Recht«, erklärte Geoffrey. Einige von Gamelos Männern kamen also aus der Burg. Damit ergaben auch weitere Einzelheiten einen Sinn, die Geoffrey bisher rätselhaft geblieben waren. »Hemming kam vor einigen Tagen nach Finchale, nicht wahr? Er traf sich hier mit Durnais, aber der Sheriff und sein Diener starben, nachdem sie die Hände in den Baum gesteckt hatten, und Hemming wusste nicht mehr, was er tun sollte.«
»Das war vor einer Woche«, bestätigte John und wischte sich den Schweià aus den Augen. »Er zahlte mir fünf Shilling, damit ich herausfinde, wohin Durnais gegangen war. Pikes Mutter verriet mir, dass sie hierhergekommen waren. Sie gruben nach einem Schatz. Unter all dem Schnee könnt Ihr es jetzt nicht mehr sehen, aber sie haben allerhand Löcher hinterlassen.«
»Und was dann?«
»Hemming ist Sachse, er kennt die Gegend wie seine Westentasche und hat sich ausgerechnet, dass der Schatz vielleicht in dem gespaltenen Baum steckt. Durnais schlug vor, wir könnten uns das Gold teilen, aber ich denke nicht, dass Hemming daranwollte. Durnais war halb verrückt von der Graberei und bereit, alles zu glauben. Wir standen um den Baum herum, und ich sagte Pike, dass da vielleicht eine Schlange drinsteckt. Aber er war auch zu ungeduldig, um zuzuhören. Also schob er die Hand in den Baumstamm und schrie, als ihn etwas biss. Durnais drängte ihn zur Seite und versuchte es selbst. Er war vorsichtiger, aber die Schlange hat ihn trotzdem erwischt.«
»Und sie starben beide.«
»Nicht sofort. Es dauerte Stunden. Durnais irrte davon, und wir fanden ihn ertrunken im Fluss. Hemming befahl mir , im Baum nachzusehen, aber ich weigerte mich.«
»Sehr klug«, befand Geoffrey. »Und da niemand mehr nachzusehen wagte, habt ihr beschlossen, nach Hause zu gehen und es später noch mal zu versuchen. Als ihr die HauptstraÃe erreicht habt, die so spät am Abend eigentlich hätte leer sein sollen, seid ihr doch noch jemandem über den Weg gelaufen â Stanstede und seinen Begleitern.«
John nickte wieder. »Er hat uns gesehen. Die Frauen und die Knechte waren viel zu sehr mit ihrer Singerei beschäftigt und warfen keinen Blick in die Büsche am StraÃenrand. Aber Stanstede schon, und er sah uns â¦Â«
»Also hast du ihn erschossen«, schloss
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