Das Gold des Bischofs
schon seinen neuen Posten als Gastbruder angetreten hatte, und geleitete sie in die Kapelle der Neun Altäre.
»Das muss ein schwerer Schlag für Euch sein«, stellte Roger unverblümt fest. »Nach allem, was Ihr bisher gewohnt wart, habt Ihr doch bestimmt keine Lust auf so niedere Aufgaben. Stört es Euch nicht, dass Ihr jetzt Besucher durch die Gegend führen müsst?«
Burchard machte ein finsteres Gesicht und würdigte den Ritter keiner Antwort. Geoffrey empfand eine gewisse Befriedigung bei der Erkenntnis, dass Burchard zumindest unzufrieden über seine neuen Pflichten war. Vielleicht, so dachte er bei sich, war das letztendlich doch eine angemessene Bestrafung für die üble Behandlung, die er in der Vergangenheit den Bürgern der Stadt hatte angedeihen lassen.
Turgot wartete in der Kathedrale auf sie. Algar, sein Sekretär, stand daneben und hielt einen Spaten in der Hand, während mehrere Bürger und einige müÃige Mönche sich versammelt hatten, um nicht zu versäumen, wie der neu gelegte Boden wieder aufgestemmt wurde.
»Hier«, sagte Turgot und wies mit dem Zeh auf eine groÃe Bodenplatte. »Die hier war mit dem Kreuz markiert.« Er reichte Geoffrey das Pergament, damit dieser seine Schlussfolgerung bestätigen konnte. Geoffrey studierte es eine Weile, zählte von Norden nach Süden die Steine ab und nickte dann. Mit der Hilfe von zwei Laienbrüdern schob Burchard daraufhin Hebel unter die Platte.
Das nahm einige Zeit in Anspruch. Der Stein war dick und schwer, und ein paar zusehende Mönche wurden angewiesen, mit anzupacken. Als die Bodenplatte endlich abgehoben war, lieà sich der schwitzende Burchard den Spaten reichen und hob den festgestampften Boden darunter aus. Die Erde war so hart wie Mörtel, und selbst der kräftige Roger konnte sie kaum auflockern. Es war beinahe Mittag, als der Spaten endlich gegen etwas Hohles schlug.
»Ein Schatz!«, jubelte Roger erfreut und blickte in das Loch. »Ich hab es euch doch gesagt! Hier liegt eine Truhe vergraben, und sie wird voller Gold sein!«
»Ihr habt Euch geirrt«, stieà Burchard an Turgot gewandt hervor und verriet eine boshafte Freude, dass er seinem Oberen einen Fehler vorhalten konnte. »Ihr hattet gesagt, die Kapelle wäre viel zu öffentlich, um dort etwas zu vergraben. Aber hier ist etwas.«
»Ich nehme an, es wurde hier untergebracht, als vor vier Jahren die Fundamente barsten«, grübelte Turgot. »Damals haben wir den Boden neu verlegt. Möglicherweise hat dabei jemand einen Behälter in der Erde versenkt.«
Alle schauten zu, wie Burchard das Loch weiter ausschachtete. Er legte einen Kasten frei, der allerdings deutlich kleiner war als die Kiste mit den Pennys. Er mochte vielleicht zwei Spannen in der Länge messen und eine in der Breite.
»Oh«, stellte Roger enttäuscht fest. »Ist das alles?«
Burchard stocherte heftig im Boden herum, fand aber nichts weiter. Er seufzte schwer. »Also hat Flambard uns ein weiteres Mal getäuscht. Ich kenne diesen Kasten: Es ist das Reliquiar von St. Balthere. Ich erinnere mich an den Sprung im Deckel. Wie ist es nur hierhergekommen, nachdem es aus St. Giles gestohlen wurde?«
»Mach ihn auf«, befahl Turgot. »Und dann werden wir sehen. Vielleicht.«
»Seid vorsichtig«, meinte Geoffrey warnend, als Burchard die Truhe hierhin und dorthin neigte. »Bedenkt, dass der vorige Schatz, den Flambard der Abtei spendete, mit Gift geschützt war.«
Hastig streifte sich Burchard ein Paar schwere Handschuhe über, obwohl nichts an diesem Kasten auf Gift hindeutete. Er hebelte den Deckel auf. Darunter befand sich ein kleinerer Behälter, der aus Silber gemacht und mit Juwelen besetzt war.
»Na so was«, bemerkte Roger verwirrt. »Burchard kennt vielleicht die Holzkiste, aber ich erkenne diese silberne. Das ist das Reliquiar, in dem ich â¦Â« Er verstummte und zwinkerte nervös. »Ihr wisst schon.«
»Ich weià es nicht«, erwiderte Turgot. »In dem Ihr was?«
»In dem ich den Schädel des heiligen Oswald fand«, hauchte Roger kaum vernehmbar und warf einen furchtsamen Blick um sich, als fürchtete er, für die bloÃe Erwähnung schon niedergestreckt zu werden.
»In diesem Kasten?«, erkundigte sich Turgot, der nun ebenfalls verwirrt aussah. »Das bezweifle ich aber! Oswalds Kopf ruhte schon immer im Sarg des
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