Das Gold des Bischofs
du selbst über die Mauer steigen. Das Schwein ist nicht mehr da.«
»Nicht nötig«, erklärte Roger mit einem Grinsen. »Ellie hat einen Schlüssel, und den hat sie mir mitgegeben. Halt du die Schlange, während ich aufschlieÃe.«
Fluchend und murmelnd hantierte er mit dem Schlüssel. Eine Ladung matschigen Schnees landete auf Geoffreys Kopf und bespritzte ihn mit kaltem Wasser.
»Nun mach schon«, knurrte er und wischte sich die Tropfen aus den Augen. »Das ist doch sinnlos. Simon wird sich wohl kaum drinnen eingeschlossen haben, und wenn die Tür versperrt ist, dann ist er immer noch nicht da.«
Die Tür schwang auf, und Roger warf ihm ein triumphierendes Grinsen zu. »Komm mit«, meinte er und trat über die Schwelle. »Wir sind im Nu hier fertig, und Ellie wird sich freuen, wenn du ihr diesen Gefallen getan hast.« Mit einem schrecklich anzüglichen Zwinkern winkte er Geoffrey, ihm zu folgen.
Er hatte kaum ein paar Schritte zurückgelegt, als etwas Dunkles auf ihn zusauste. Roger duckte sich und verhinderte so, dass ihm der Schädel eingeschlagen wurde. Trotzdem bekam er noch einen Stoà ab, der ihn von den FüÃen riss und der Länge nach zu Boden streckte.
Im selben Augenblick, wo er den Schatten hinter der Tür wahrnahm, griff Geoffrey schon nach dem Schwert. Nebenbei hörte er ein scharfes Krachen, als die Kiste unter seinem Arm zu Boden fiel und zersplitterte. Um Roger zu schützen, sprang er mit erhobenem Schwert in den Raum, erstarrte aber, als er das unverkennbare Klicken hörte, mit dem eine Armbrust schussbereit gemacht wurde.
»Nicht schieÃen!«, rief eine vertraute Stimme. »Es ist nur mein Sohn mit seinem Freund.«
»Flambard!«, rief Geoffrey überrascht. Er sah zur Seite und stellte fest, dass der Mann mit der Armbrust Odard war. Geoffrey blickte verwirrt von dem Mönch zu dem Bischof. »Warum seid Ihr hier?«
»Ich möchte gern, dass Ihr noch etwas für mich erledigt«, verkündete Flambard und bedeutete Odard, die Waffe zu senken.
»O nein«, erwiderte Geoffrey und wich zurück. »Keinesfalls. Nie mehr!«
»Doch anscheinend muss ich Euch gar nicht mehr damit behelligen«, fuhr Flambard geschmeidig fort und bückte sich, um die Gegenstände zu begutachten, die in dem aufgesprungenen Holzkasten auf dem Boden lagen. »Also wirklich, liebe Freunde. Das ist doch keine Art, eine der heiligsten Reliquien des Königreichs so zu behandeln.«
»Was meinst du?«, fragte Roger nervös. »Das ist ein Kerzenhalter. Turgot hat es mir bestätigt. Du kannst mich nicht noch einmal auf einen Kreuzzug schicken, indem du mir erzählst, es wäre Oswalds Kopf. Inzwischen weià ich es besser!«
»Das hier ist viel kostbarer«, behauptete Flambard und nahm die Schlange mit seinem Hut auf, sorgsam darauf bedacht, sie nicht mit den Händen zu berühren.
»Das ist nur eine alte Schlange aus Finchale«, wandte Roger ein, auch wenn es seiner Stimme an Ãberzeugung fehlte.
»Sie ist mehr als das«, stellte Flambard fest. »Dies ist der heilige Stab â Aarons Stab!«
»Es ist nur eine vertrocknete Schlange«, widersprach Geoffrey, als er Roger erbleichen sah. Was für einen furchtbaren Preis wollte Flambard wohl diesmal von Roger erpressen als Sühne für seine angebliche »Sünde«? Geoffrey war entschlossen, zu verhindern, dass der Bischof die Treue und Leichtgläubigkeit seines Sohnes ein zweites Mal ausnutzte.
»Denkt an Eure Kenntnisse der Heiligen Schrift, Geoffrey«, antwortete Flambard aalglatt. »Was geschah mit Aarons Stab, nachdem Gott ihm befahl, ihn auf den Boden zu legen? Er verwandelte sich in eine Schlange.« Flambard hielt den verdorrten Kadaver ehrfürchtig in die Höhe. »Und dies ist sie.«
Geoffrey und Roger starrten Flambard an. Roger grämte sich, weil er schon wieder ein heiliges Objekt mit Missachtung behandelt hatte. Geoffrey brachte kein Wort mehr heraus. Flambards Behauptung hatte ihm die Sprache verschlagen. Odard war inzwischen noch immer nicht dem Befehl nachgekommen, die Armbrust niederzulegen. Unerschütterlich hielt er sie auf die beiden Ritter gerichtet. Langsam kam Roger wieder auf die FüÃe. Sorgfältig mied er den Blick auf das grausige Objekt, das Flambard so liebevoll in den Armen hütete.
»Was machst du überhaupt in Durham?«, fragte er seinen
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