Das Gold des Bischofs
GroÃmutter etwas. Sie ist niemandes Dienerin.«
»War«, berichtigte ihn Roger. »Sie ist tot.«
Flambard nickte. »Simon hat es mir erzählt. Durham wird seine einzige echte Hexe noch vermissen.«
»Es gibt immer noch Luna Maria«, wandte Geoffrey ein. »Sie ist eine wirkliche Hexe. Sie meinte, ich solle mich vor der Schlange hüten. Ich dachte, sie redet nur dummes Zeug. Aber wenn ich daran denke, was wir gerade in der Kathedrale ausgegraben haben, dann muss sie wohl echte hellseherische Fähigkeiten besitzen.«
»Wirklich?«, fragte Flambard beeindruckt. »Vielleicht sollte ich sie in die Normandie mitnehmen. Jemand mit einer solchen Gabe könnte einem Mann wie mir sehr nützlich sein.«
»Dann nehmt sie mit«, befand Geoffrey und dachte bei sich, dass es Flambard nur recht geschah, wenn er diese Verrückte am Hals hatte.
»Ihr habt Gamelos Todesurteil unterzeichnet, als Ihr Mutter Petra verraten habt, was er mit den rot gefärbten Pfeilen anfing«, erklärte Flambard und klang belustigt. »Sie war wütend und beschloss, ihn zu töten, damit er meine sorgsam ausgeheckten Pläne nicht weiter gefährden konnte.«
»Was hat sie getan?«, fragte Odard. »Bot sie ihm Wein an gegen die Winterkälte?«
Flambard nickte. »Nach dem Kampf vor Jarveauxâ Haus kam er nicht weit. Mutter Petra winkte ihn herein und reichte ihm und seinen Kumpanen Wein. Sie tranken davon und starben kurz darauf im Wald.«
»Warum hat sie Jarveaux umgebracht?«, erkundigte sich Geoffrey.
»Er wollte ebenfalls meinen Schatz stehlen. Petra wusste über meinen Plan Bescheid und dass er eine der Karten erhalten sollte. Als er die dann versteckte, anstatt damit zu den anderen zu gehen, würzte sie seine Austern mit Nieswurz.«
Geoffrey seufzte. Er wollte von dieser mörderischen Treue bei Flambards Verwandten nichts mehr hören und stand auf.
»All das war sehr aufschlussreich. Aber der Tag schreitet voran, und ich will heute noch vor die Stadt hinaus, um festzustellen, ob die StraÃe frei genug ist und wir morgen abreisen können.«
»Das könnt Ihr nicht«, behauptete Flambard überzeugt. »Es braucht mehr als einen sonnigen Morgen, um Durhams StraÃen freizuräumen. Aber Ihr könnt mit mir auf mein Schiff kommen, wenn Ihr wollt.«
Auf Flambards Schiff kämen sie sicher rascher in die Normandie, als wenn sie zunächst südwärts ritten, um sich in einem Hafen einzuschiffen. Trotzdem wollte Geoffrey nicht noch mehr Zeit in der Gesellschaft des gefährlichen Geistlichen verbringen. Es würde nicht nur seinen sicheren Tod bedeuten, wenn er dabei gefangen genommen wurde, sondern womöglich würde der Bischof die Gelegenheit nutzen, um noch mehr finstere Pläne auszubrüten, die Roger mit einbezogen.
»Nein«, erwiderte er und stellte fest, dass Roger schon im Begriff stand, das Angebot anzunehmen. »Wir reisen über Southampton.«
»Meinetwegen«, erwiderte Flambard enttäuscht. »Aber reist jetzt noch nicht ab. Ich werde mich langweilen, während ich auf die Abenddämmerung warte, und würde gern noch Eure Gesellschaft genieÃen.«
»Aber heute Nachmittag findet Stanstedes Begräbnis statt«, wandte Roger ein. »Ich habe Ellie versprochen, daran teilzunehmen.«
»Dann komme ich auch mit«, verkündete Flambard. »Das wird ihr gefallen.«
»O nein!«, rief Odard besorgt. »Man wird Euch erkennen und festnehmen.«
»Ich werde meine Benediktinerkutte tragen«, erklärte Flambard und rieb sich die Hände, begeistert von der Aussicht auf ein Abenteuer. »AuÃerdem schwärze ich mir Bart und Augenbrauen mit Ruà aus dem Kamin. Das wird eine heitere Zerstreuung sein und mir helfen, die Zeit zu vertreiben.«
MüÃig überlegte Geoffrey, ob der Bischof wohl sämtliche Begräbnisse von Männern, bei deren Tod er die Finger im Spiel hatte, als heitere Zerstreuung ansah. Ein Blick in Flambards von Ausschweifungen gezeichnetes Gesicht sagte ihm, dass das durchaus möglich war.
Kurz darauf näherten sich Roger, Simon und Geoffrey der Kirche von St. Giles, gefolgt von einem Benediktiner mit sonderbar dunklem Bart und schmutzigem Gesicht. Niemand achtete auf sie, obwohl Odard, der mit grimmigem Gesicht hinterhertrottete, ein oder zwei neugierige Blicke auf sich zog.
Sie kamen beinahe zu spät. Eilaf hatte
Weitere Kostenlose Bücher