Das Gold des Bischofs
ein Loch im Fenster war.«
Alice lachte nervös. »Jetzt fangt Ihr schon wieder mit Euren gemeinen Beschuldigungen an. Wie kommt Ihr darauf, dass der Fetzen aus dem Loch herausgezogen wurde?«
»Es war auffällig, dass sie in Cenreds Geschichte nicht vorkamen«, erklärte Geoffrey und war überzeugt, dass sein Verdacht richtig war. »Ich nehme an, sie wurde Euch zur Last?«
» Ihr wart mir eine Last«, schnauzte Alice. » Ihr habt mich auf dem Marktplatz beschuldigt, meinen Mann vergiftet zu haben, und Ihr habt mir vorgeworfen, ich hätte aus irgendwelchen finsteren Gründen das Schloss an meiner Tür ausgetauscht. Mutter Petra hat vier Menschen vergiftet, aber mich habt Ihr erwischt, wie ich den verdammten Nieswurz kaufen musste. Ich dachte, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis Ihr mich auch des Mordes an Gamelo anklagt. Also musste ich etwas tun, um mich zu retten, da niemand sonst sich darum kümmern würde.«
»Und so habt Ihr Mutter Petra sterben lassen.«
»Wir nähten zusammen am Feuer, und sie trank ihren Wein. Dann schlief sie ein. Sie war ohnehin schon alt, und es ist kein Mord, wenn man ein Feuer abdeckt und ein paar Lumpen aus einer zerbrochenen Scheibe herauszieht.«
»Ihr hättet Rechtsgelehrte werden sollen«, stellte Geoffrey fest. »Vielleicht solltet Ihr Euren Schmuck der Kathedrale spenden, als BuÃe für Eure Sünden.«
Bevor sie noch antworten konnte, verabschiedete er sich mit einer knappen Verbeugung und folgte der Prozession, die durch den schmelzenden Schnee zurück in die Stadt marschierte. Vor Eleanors Haus gingen die Leute allmählich auseinander, auch wenn Flambard, Odard und Simon hineingebeten wurden und Eleanor Geoffrey zu einem einfachen Leichenschmaus einlud. Geoffrey war nicht sonderlich begeistert bei dem Gedanken, noch mehr Zeit in der Gesellschaft des verschlagenen Bischofs und seines rücksichtslosen Handlangers zu verbringen, aber Eleanor wirkte müde und mitgenommen, und er fühlte sich verpflichtet, in ihrem Haus zu speisen, wenn sie ihn dort haben wollte.
DrauÃen standen noch die Littel-Brüder Wache und reckten die Gesichter in die Sonne, um den ersten warmen Tag des Jahres zu genieÃen. Der ältere blickte zu Geoffrey hinüber und verlieà seinen Posten, um ihm entgegenzugehen.
»Ich habe diesen Fleischer getroffen«, fing er ohne Umschweife an. »Den, der Simons Schwein getötet hat.«
»Ich danke dir«, erwiderte Geoffrey. Er brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass das jetzt keine Rolle mehr spielte, weil Simon gesund und munter war und sich gerade anschickte, ein ohne Zweifel ausgezeichnet zubereitetes Mahl in Eleanors Haus zu genieÃen.
Littel blickte unbehaglich zu seinem Bruder hinüber und scharrte mit den FüÃen. »Es war â¦Â« Er schluckte und spielte an seinem Gürtel herum.
»Nun sag schon«, forderte Geoffrey ihn ungeduldig auf. »Wenn du weiÃt, wer es schlachten lieÃ, dann erzähl es mir einfach.«
Littel beugte sich zu Geoffrey, flüsterte einen Namen in sein Ohr und schoss davon, bevor Geoffrey reagieren konnte. Geoffreys erster Gedanke war, dass es sich nur um einen Irrtum handeln konnte, aber dann fügten sich die letzten Stücke des Rätsels in seinem Geist zusammen, und er erkannte, wie blind er gewesen war. Nachdenklich trat er in Eleanors Haus und stieg die Stufen zur Stube empor. Die anderen waren schon dort und bedienten sich am Essen, auch wenn Odard unruhig war und sich in der Nähe des Fensters hielt. Geoffrey bemerkte, dass er unter seinem Mantel die Armbrust mitgebracht hatte und dass sie sogar gespannt war.
»Das ist köstlich«, merkte Flambard an, nahm sich mehr von dem Brot und lächelte seine Tochter wohlwollend an. »Ist noch Fleisch da? Seit Tagen habe ich nur Zwieback gegessen, und es ist ein Vergnügen, wieder Fleisch zu schmecken.«
»Ich hole noch was«, erwiderte Eleanor ruhig. Ihr Gesicht war blass, als hätte sie geweint, und Geoffrey befand, dass es unhöflich von Flambard war, ihr an einem solchen Tag seine Gesellschaft aufzudrängen.
»Der Besuch von Stanstedes Begräbnis hat sich wirklich gelohnt«, befand der Bischof zufrieden. Er nahm sich einen Apfel von einer Platte und warf ihn in die Luft, bevor er davon abbiss.
»Ich bin froh, dass er Euch von Nutzen sein konnte«, merkte Geoffrey an. Er empfand Abscheu bei
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