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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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bereits die Kerzen zur Totenmesse entzündet, und das Hauptschiff der Kirche war halb mit Leuten gefüllt, die den Frauenwirt und Gewürzhändler gekannt hatten. Wie Geoffrey bemerkte, waren hauptsächlich Männer anwesend, während die Teilnahme von Frauen sich auf die beschränkte, die für ihn gearbeitet hatten. Trotzdem konnte Stanstede mit deutlich mehr Trauergästen aufwarten als Jarveaux, bei dem nur ein mageres Häufchen zusammengekommen war. Anscheinend war er doch etwas beliebter gewesen.
    Flambard suchte sich einen angemessen düsteren Winkel und verfolgte das Geschehen mit funkelnden Augen. Eleanor blickte kurz zu ihm hinüber, und Geoffrey sah, wie sie verblüfft den Mund aufsperrte, bevor sie sich wieder fing und die Lippen empört aufeinanderpresste. Geoffrey konnte ihr daraus keinen Vorwurf machen. Flambard legte einen bedauerlichen Mangel an Takt an den Tag, indem er Stanstedes Begräbnis besuchte, obwohl sein abscheulicher Plan den Tod des Mannes herbeigeführt hatte. Geoffrey bewunderte Eleanor, weil sie dabei so ruhig bleiben konnte.
    Die Totenmesse verlief ohne Zwischenfälle und war rasch vorüber. Die Trauergäste folgten dem Sarg und seinem übel riechenden Inhalt zum Friedhof, wo Eleanor ein beträchtlich tieferes Loch gekauft hatte als Alice für ihren Mann. Geoffrey sah auf den Haufen Erde, der Jarveaux’ Ruhestätte markierte, und erblickte dort verräterische Spuren, wo bereits Hunde gescharrt hatten. Stanstedes sterblichen Überresten blieb zumindest die letzte Demütigung erspart, noch vor Ende des Winters zum Fraß irgendeines streunenden Köters zu werden.
    Als alles vorbei war, trat Eilaf zu Geoffrey und machte schüchtern auf den abgetragenen, aber warmen Wintermantel aufmerksam, der um seine Schultern lag. Er trug auch Stiefel, die ihm zu groß waren und an den Zehen abgestoßen, aber gut genug gearbeitet, um den schmelzenden Schnee fern zu halten, durch den er schlurfte.
    Â»Das hat Prior Turgot mir schicken lassen«, erklärte er. »Und er ließ mir ausrichten, dass ich Arbeit im Skriptorium finden kann, wann immer ich es nötig habe. Außerdem soll jeden Morgen ein Laib Brot aus der Bäckerei der Abtei an meiner Türschwelle hinterlegt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, was Ihr ihm erzählt habt, aber ich muss Euch danken.«
    Geoffrey nickte und hoffte nur, dass Turgot den armen Gemeindepriester nicht vergaß, wenn wichtigere Angelegenheiten seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Schon wollte er vorschlagen, dass Eilaf sich für diesen Fall im Skriptorium unentbehrlich machen sollte, da spürte er plötzlich einen scharfen Stoß in den Rücken. Mit der Hand auf dem Schwertgriff fuhr er herum.
    Â»Ihr müsst das Ding nicht herausziehen«, erklärte Alice mit verächtlichem Blick. »Ich bin es nur, keiner Eurer grobschlächtigen Freunde aus dem Heiligen Land.«
    Â»Es ist wohl angebracht, wenn ich Euch mein Beileid ausspreche«, sagte Geoffrey und verzichtete auf die Bemerkung, dass er Alice und ihresgleichen für sehr viel gefährlicher hielt als die meisten Ritter, die er kannte. »Wie ich gehört habe, ist Mutter Petra verstorben.«
    Unerwartet traten Tränen in Alices Augen. »Sie wird mir fehlen – deutlich mehr als mein Ehemann. Sie war eine gute Frau und stets freundlich zu mir.«
    Â»Aber sie war nicht freundlich zu jedem, oder?«, bemerkte Geoffrey leise. »Nicht zu ihrem Sohn, den sie vergiftet hat, und auch nicht zu Bruder Gamelo und seinen Kumpanen.«
    Â»Sie haben bekommen, was sie verdienten«, erwiderte Alice und wischte sich die Tränen ab. Dann blickte sie sich um und vergewisserte sich, dass niemand diesen Augenblick der Schwäche mitbekommen hatte. »Mein Mann wollte die Kathedrale bestehlen, und Gamelo hat in Southampton einen Eurer Männer ermordet.«
    Â»Das ist wahr«, stimmte Geoffrey ihr zu. »Aber es kam Mutter Petra nicht zu, dafür Vergeltung zu üben. Flambard wäre ziemlich gut selbst damit fertig geworden.«
    Â»Ich weiß«, erwiderte Alice. »Als sie mir erzählte, was sie mit Gamelo getan hat, da habe ich mir große Sorgen um sie gemacht.«
    Â»Ich hoffe nur, dass nicht Ihr den Stofffetzen aus dem Loch in der Fensterscheibe herausgezogen habt«, sagte Geoffrey. »Ich hörte jedenfalls, dass sie betrunken einschlief und erfror, weil das Feuer ausging und

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