Das Gold des Bischofs
der Mönche war, die ihn aus Lindisfarne hergebracht haben. Ich könnte Cuthbert ebenso wenig verlassen, wie ich zum Mond fliegen könnte.«
»Wir haben hier jede Menge Heilige«, prahlte Roger. Geoffrey erkannte, dass sein Freund sie schon wieder alle aufzählen wollte, und er versuchte, Roger zu unterbrechen. Der aber lieà sich nicht aufhalten. »Cuthbert ist der Berühmteste, aber wir haben auch Oswald, Aidan, Eithilwald, Eadfrith, Ceolwulf, Edbert, Bilfrith und Beda Venerabilis. Und dann ist da noch der, der gestohlen wurde. Wie war noch der Name?«
»Balthere«, sagte Burchard abschätzig. »Er war beliebt bei den Sachsen, aber nicht bei den klügeren Leuten. Seine Knochen ruhten in St. Giles, aber sie wurden gestohlen. Nun, es war ohnehin nur irgendein sächsischer Einsiedler.«
Hemming erbleichte vor Ãrger, da Burchard unablässig seine Herkunft beleidigte. Turgot bemerkte, dass sein Cellerar zu weit gegangen war, und griff hastig ein.
»Ich hoffe sehr, dass Balthere eines Tages zurückkehrt und wir ihn mit Ehrfurcht und Respekt neben Cuthbert betten können.« Er saà da, verschränkte die Hände und legte die Fingerkuppen aneinander, wie Geoffrey es schon oft bei Männern des Glaubens beobachtet hatte. »Aber Ihr seid nicht gekommen, um über Reliquien zu reden. Was können wir heute für Euch tun?«
Roger bedachte den Prior mit einem vielsagenden Augenzwinkern. »Was Ihr für mich tun könnt, spielt keine Rolle. Die eigentliche Frage ist, was ich für Euch tun kann.«
»Nun?«, fragte Burchard grob, als Roger seinen Weinbecher leerte und nicht weitersprach. »Wir sind vielbeschäftigte Männer. Erzählt uns endlich, was Ihr uns wissen lassen wollt, und lasst uns dann wieder unseren Geschäften nachgehen.«
»Alles zu seiner Zeit«, erwiderte Roger und musterte den Cellerar kühl. »Ich lasse mich nicht gern drängen. Und ich habe immer noch Durst. Gebt mir noch einen Tropfen Wein, und ich erzähle Euch etwas, was Euch sehr glücklich machen wird.«
»Wie war der Kreuzzug?«, fragte Turgot und sah zu, wie Burchard verärgert Rogers Kelch füllte. »Ich habe von groÃartigen und grauenvollen Schlachten gehört.«
»Die gab es«, bestätigte Roger genussvoll. »Und ich war mittendrin.«
»Das glaube ich gern«, murmelte Burchard gehässig.
Die Atmosphäre im Empfangszimmer war angespannt. Die drei Mönche wurden zunehmend ungehalten über Rogers plumpe Verzögerungstaktik, aber sie waren schlau genug, ihn nicht einfach wieder fortzuschicken, da er ja wirklich etwas Wertvolles für sie haben konnte. Ganz gleich, was sie von dem raubeinigen Ritter hielten, er war immerhin ein Sohn von Bischof Flambard.
Geoffrey wollte sich nur ungern einmischen, aber ihm war unwohl bei dem Gedanken, dass Roger dem Prior im Beisein von anderen die Karte überreichen könnte. Er an Rogers Stelle hätte auf eine vertrauliche Unterredung mit Turgot bestanden. Wenn Turgot die beiden anderen später ins Vertrauen ziehen wollte, so war das seine Entscheidung. Der Cellerar hatte etwas an sich, was Geoffrey unsympathisch war, während Hemming wie ein intelligenter Mann wirkte, der seine sächsische Schläue durchaus gegen einen normannischen Bischof richten mochte. Geoffrey kämpfte gegen die Versuchung an, Roger entsprechende Ratschläge zu erteilen, und trank stattdessen mehr von dem Wein.
»Gestern Abend habe ich ein Gebet für Euch gesprochen«, sagte Turgot im Plauderton, während Roger den Becher ein zweites Mal leerte.
»Das ist gut«, erwiderte Roger. »Das eine oder andere Gebet zur rechten Zeit schadet niemandem.«
»Wie schön, das zu hören«, merkte Hemming an, und ein verstecktes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Geoffrey sah, wie Burchard die Augenbrauen hochzog, bevor er den Krug wieder auf den Tisch knallen lieà und zu seinem Platz zurückkehrte. Turgot wirkte entsetzt.
»Das Heilige Land gehört jetzt den Christen«, verkündete Roger, als hätte die Kunde vom Erfolg des Kreuzzugs die Mönche noch nicht erreicht. »Wir haben die Sarazenen aus unseren Heiligtümern vertrieben und so viele abgeschlachtet, wie wir nur konnten.«
»Ich bin mir sicher, dass Ihr das getan habt«, murmelte der Cellerar. »Abschlachten ist so ziemlich das Einzige, worauf Ihr Euch versteht.«
»Und
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