Das Gold des Columbus
auch die Söhne des Admirals nicht, die vor der Werkstatt eines Buchdruckers standen. Königin Isabella interessierte sich sehr für die schwarze Kunst und ihre beiden Pagen sollten den Besuch der Herrscherin in der Werkstatt ankündigen.
»Sieh mal, Diego! Ist das nicht der Junge von eben? Der die Seeleute ausgetrickst hat? Du, der hat einen Papagei. Verstehst du das? Wieso kann er sich den kaufen? Die sind doch teuer.«
»Wahrscheinlich geklaut«, sagte Diego kurz. »Diese Straßenjungen klauen doch alle.«
»Glaub ich nicht. Ein Papagei ist doch viel zu auffallend. Das kann man nicht riskieren. Ich möchte bloß wissen...«
»Hör schon auf! Das interessiert mich nicht! Straßenjungen sind kein Thema für Pagen. Wann wirst du das endlich lernen?« Diego drehte sich um und öffnete die Tür der Werkstatt.
Fernan senkte beschämt den Kopf. Dann wallte Ärger in ihm auf. Warum musste Diego immer den großen Bruder herauskehren? Sie waren doch unter sich, da konnten sie sich doch normal unterhalten. Er sah ja ein, dass man am Hof vorsichtig sein musste, wo jeder jeden belauschte und beobachtete. Aber hier gab es ganz sicher keinen Höfling weit und breit. Als sie eben von den Schiffen gekommen waren und er von der Capitana geschwärmt hatte, da war Diego ihm auch über den Mund gefahren.
»Es ist nicht nötig, so viel Begeisterung zu zeigen! Schon gar nicht vor den Augen der Mannschaft. Du bist der Sohn des Vizekönigs, vergiss das nicht! Man hält Abstand zu den Leuten. Und warum hast du dir alles erklären lassen? Wir haben viel zu viel Zeit vertrödelt.«
»Aber wir haben es doch nicht eilig! Ob wir eine Stunde früher oder später bei dem Buchdrucker sind, das ist doch egal! Ich fand die Capitana toll! Ich wäre gerne noch länger geblieben. Und der Pilot hat sich gefreut, dass ich so viel gefragt habe, das hab ich gemerkt.«
Diego hatte nur die Augen verdreht. »Deshalb brauchtest du ihm aber nicht die Hand zu schütteln und dich zu bedanken. Er ist bloß ein Untergebener. Unser Vater ist sein Admiral. Bist du eigentlich wirklich so begriffsstutzig oder tust du nur so?«
Fernan hatte beleidigt geschwiegen. Ständig hatte Diego etwas an ihm auszusetzen. Wenn man erst dreizehn war, konnte man schließlich nicht alles richtig machen. Diego war immerhin acht Jahre älter als er.
Er sah sehnsüchtig hinter dem Straßenjungen her. Einen Papagei wünschte er sich schon lange! Der Vater hatte ihm vor seiner letzten Reise versprochen, dass er ihm einen mitbringen würde. Aber dann war er in Ketten zurückgekommen, ebenso wie Onkel Bartolomé und Onkel Diego. Das wusste Fernan nur vom Hörensagen, und er war froh darüber, dass ihm dieser Anblick erspart worden war. Es war schlimm genug gewesen, in diesen schrecklichen Wochen die Sticheleien der anderen Pagen zu ertragen. Schon nach der Abfahrt von Francisco de Bobadilla, der die Zustände in Indien 25 untersuchen sollte, war es losgegangen.
»Ganz Española ist in Aufruhr - und euer Vater tut nichts dagegen!«
»Ja, entdecken und regieren ist eben zweierlei.«
»Der Admiral hat keine Ahnung von spanischer Lebensart. Er will Hidalgos zur Arbeit zwingen. Das ist doch unerhört!«
»Ein Land zu beherrschen, das muss man von klein auf lernen. Das ist etwas anderes als ein Schiff.«
Als Bobadilla dann die drei Brüder Colón hatte verhaften und zur Aburteilung nach Spanien bringen lassen, da hätte Fernan sich am liebsten verkrochen und wäre überhaupt nicht mehr zum Vorschein gekommen. Aber Diego hatte ihn dazu gezwungen, mit unbeteiligtem Gesicht seinen Dienst zu versehen.
»Zeig keinem deine Gefühle! Sonst wird nie ein Höfling aus dir. Lass sie einfach reden und tu so, als ob es dich nichts anginge.«
Also war Fernan nicht anderes übrig geblieben, als das ständige Tuscheln auszuhalten.
»Euer Vater hat die Spanier ausgebeutet. Er hat sie gezwungen, wie Sklaven zu arbeiten, und ist ihnen den Lohn schuldig geblieben.«
»Er hat Gold und Perlen in seinem Haus gehortet, dabei gehören sie der spanischen Krone.«
»Er hat seine beiden Brüder zu seinen Stellvertretern gemacht, statt Spanier zu nehmen für diese Stellung. Warum sollen Ausländer über Spanier herrschen?«
»Er sollte die Indianer zum Christentum bekehren. Stattdessen hat er tausende getötet oder zu Sklaven gemacht.«
»Er hat neue Fundorte verschwiegen, weil er alles Gold für sich haben will.«
Schließlich hatten sich die Widersacher des Admirals doch nicht am Hof durchsetzen
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