Das Gold des Columbus
mitnehmen. Er würde auch gar nichts kosten, ich hab genug Futter für ihn.« Pablo zeigte auf den Sack mit Mais, den er zusammen mit seinem Bündel über die linke Schulter geschwungen hatte.
Fernan betrachtete den Papagei hingerissen. »Du würdest ihn nicht vielleicht verkaufen? Ich würde dir sechshundert Maravedis geben. Oder meinetwegen auch achthundert.«
Pablo schluckte. Das war viel Geld. Sehr viel Geld. Aber es würde längst nicht reichen für Miguel. Und was würde der Indianer von ihm denken?
»Nein! Das kann ich nicht. Auf keinen Fall! Ich habe einem Sterbenden versprochen, für ihn zu sorgen.«
»Er würde auch nicht bei Euch bleiben, junger Herr«, warf Ines Alvarez ein. »Pablo hat irgendwas, was alle Tiere anlockt. Sobald das Schiff ablegt, würde er zu ihm zurückfliegen.«
»Tatsächlich?« Fernan dachte einige Augenblicke mit gekrauster Stirn nach, dann wandte er sich an den Werber.
»Dieser Junge wird angeheuert«, sagte er bestimmt.
»Aber... aber wir haben...«, stotterte der Werber.
»Wir haben noch keinen, der sich um die Dogge des Admirals kümmert. Und so einen brauchen wir. Also bitte!« Das klang wie ein Befehl.
»Na schön. Auf Eure Verantwortung.« Der Werber streckte widerstrebend seine Hand nach der Heuerliste aus. »Name?«
Pablo musste sich räuspern. Die plötzliche Wendung der Dinge hatte ihm fast die Sprache verschlagen. »Pablo Alvarez.«
»Alter?« »Äh... an St. Johann Baptist werd ich dreizehn.« Das klang entschieden besser als zwölf.
»Das sind ja noch gut vier Wochen. Na, meinetwegen.« Der Werber trug das Datum der Anstellung ein: 3. April 1502. Er schob die Liste über den Tisch und reichte Ines Alvarez die Feder. »Jetzt macht Eure Kreuze.«
»Ihr müsst nicht denken, dass außer Euch niemand schreiben kann«, sagte sie spitz und malte einIAunter ihren Namen.
Pablo schrieb seinen ganz.
»Auch das noch! Ein Gelehrter. Hoffentlich bist du beim Deckschrubben genauso gut.« Der Werber öffnete die Geldkassette. »Ein Grumete bekommt 660 Maravedis im Monat. Beim Anheuern gibt es vier Monatslöhne im Voraus, den weiteren Lohn im nächsten Hafen, den Rest beim Ende der Reise.« Er machte drei Häufchen aus Gold-, Silber- und Kupfermünzen.
Noch nie hatte Pablo so viel Geld gesehen. 2640 Maravedis. Und die gehörten ihm. Er blickte seine Stiefmutter an.
»Nimm alles. Ich brauche nichts. Dann habt ihr schon einen Grundstock.«
Sie nickte und knotete die Münzen in ihr Sacktuch. »Die ganze Nachbarschaft will für Miguel sammeln. Vielleicht nehmen die Mauren das als Anzahlung, dann wird er nicht als Sklave verkauft. Hoffentlich.«
Sie schob das Tuch in ihre Rocktasche und hielt es da mit einer Hand fest. El Arenal war berüchtigt wegen seiner Diebe und Beutelschneider. Mit der Rechten zeichnete sie Pablo das Kreuzzeichen auf die Stirn. Die beiden sahen sich stumm an. Sie brauchten keine Worte.
»Geh mit Gott«, sagte Ines Alvarez schließlich leise, drehte sich um und ging, ohne sich noch ein weiteres Mal umzuwenden, durch den Sand zum Arenal-Tor.
Pablo folgte dem Sohn des Admirals über die Laufplanke auf die Capitana . Neugierig sah er sich um. Seine erste Fahrt den Guadalquivir hinauf hatte er auf einem Lastkahn gemacht und die zweite bis zum Kap Trafalgar auf einem breiten, bauchigen Frachtschiff. Die Capitana sah anders aus, schmaler, wendiger. Pablo schätzte sie auf nicht mehr als sechs Meter breit, mit den für eine Karavelle typischen hohen Aufbauten an Bug und Heck.
»Der Admiral und der Kapitän sind noch nicht an Bord«, sagte Fernan. »Ich bring dich zu Juan Quintero. Der hat meinen Vater auf allen drei Fahrten begleitet, stell dir das vor!«
Er führte Pablo zu einem mittelgroßen hageren Mann mit krausen braunen Haaren und krausem braunen Bart, der in einen langen blauen Kapuzenmantel gehüllt war und als Abzeichen seiner Würde eine lange Pfeife im Gürtel stecken hatte.
»Was soll denn das? Doch nicht noch ein Grumete? Wir haben schon mehr als genug davon.«
»Das ist Pablo Alvarez. Er kann mit Hunden umgehen«, erklärte Fernan hastig.
Vom Hüttendeck ertönte ein grollendes Knurren und schlug in lautes Heulen um. Ein rothaariger Schiffsjunge stolperte die Leiter hinunter, in einer Hand einen Napf mit Fleischbrocken.
»Er lässt mich nicht an sich ran«, sagte er kläglich. »Soll heißen, du traust dich nicht, was, Esteban?« Juan Quintero sah Pablo an. »Na los, Junge, jetzt zeig, was du kannst.«
Pablo setzte Loro auf Fernans
Weitere Kostenlose Bücher