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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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würden alles daransetzen, alle Hindernisse beiseite zu räumen, die Arishs Mißfallen erregten. Zweibeinige Hindernisse eingeschlossen.
    »Der Bote hat dich erreicht.« Keine Frage, nur eine Feststellung. Keine Begrüßung, nur kalte Macht. Ein Arish hatte es nicht nötig, kleine Krieger zu begrüßen. Bomilkar spürte eine ungute Hitze. Kleine heiße Nadeln.
    »Ja, Herr«, sagte er.
    »Dein Auge, Römer.« Arish schob einen Beutel zur Tischkante. »Sind diese Dinge Eigentum des Marcus Lavinius?«
    Laetilius trat vor, öffnete den Beutel und ließ den Inhalt auf den Tisch rollen. Münzen, ein Ring, ein Stempel, ein winziges Wachstäfelchen. Nach kurzer Untersuchung nickte er.

    »Die Münzen können jedem gehören, aber das ist sein Ring, und das hier ist sein Stempel.«
    Arish lehnte sich zurück; der Scherensessel knirschte leise. »Befriedigend. Der Beutel wurde bei einem kleinen Messerstecher namens Zirdan gefunden. Damit wäre wohl alles geklärt.«
    »Nicht ganz«, sagte Bomilkar. »Es gibt einen weiteren Toten.«
    Arish starrte ihn an.
    »Der Feldarbeiter, der damals die Leiche des Lavinius gefunden hat, wurde ermordet, kurz bevor Laetilius und ich mit ihm reden konnten.«
    »Wozu mit ihm reden?«
    »Fragen, ob ihm noch etwas eingefallen ist.«
    Arish kniff die Brauen zusammen. »Ich weiß nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll.«
    »Ein Zufall jener Art, die mich mißtrauisch macht.«
    Arish nickte; etwas wie Hohn klang in seiner Stimme mit. »Und das Mißtrauen des Wächters soll die Dinge zwischen den großen Mächten bestimmen?« Er grunzte leise und griff zu einem abgerissenen Stück Papyros. »Lies.«
    Bomilkar nahm den Fetzen. Die Ermittlungen wegen der Ermordung des Marcus Lavinius sind einzustellen. Qarthalo, Sprecher der Fünf-Herren für Ordnung. Er legte den Papyros zurück auf den Tisch. »Nun ja. Dürfte ich übrigens die Abschrift des Briefs sehen, der in dieser Sache nach Rom geschickt wurde?«
    Arish betrachtete das Rollsiegel. »Ausgeschlossen. Du wirst dich an den Befehl des edlen Qarthalo halten. Und du, Römer, kannst heimreisen. Mit dem Beutel da.«
    Laetilius deutete eine Verbeugung an. »Ich danke dir. Sicher werden Senat und Volk die guten Absichten des Rats würdigen.«
    »Gut. Ihr könnt gehen.« Arish griff zum Halm und senkte den Blick auf das begonnene Schriftstück.

    Laetilius nahm den Beutel und wandte sich zum Ausgang; dabei blinzelte er kurz. Bomilkar schluckte das, was ihm auf der Zunge lag, und folgte dem Römer.
    Sie schwiegen, bis sie das Ratsgebäude verlassen hatten. Auf der belebten Agora blieb Laetilius unter einem hohen Fackelständer stehen.
    »Was denkst du?« sagte er; seine Mundwinkel zuckten.
    Bomilkar hob die Hände und betrachtete sie. Er krümmte die Finger, als ob er sie um einen runden Gegenstand legen wollte.
    »Bleib von Arishs Hals. Ich kann das verstehen, aber…« Laetilius hüstelte. »Und jetzt?«
    Bomilkar holte tief Luft, stieß sie schnaufend aus und trat nach einem streunenden Köter. »Jetzt wirst du mir sagen, ob du gehorsam heimzufahren denkst.«
    »Das wird schwierig werden.« Laetilius rieb den Zeigefinger an der Nase. »Fährt zufällig gerade ein Schiff? Und was soll ich in Rom melden – ein mir unbekannter Mensch, den ich nie gesehen habe, hat angeblich einen Beutel bei sich getragen, in dem vielleicht ein paar Gegenstände waren, die Lavinius gehört haben?« Er hob die Schultern. »Meine Neigung, Arish zu gehorchen, ist ungefähr so groß wie meine Pflicht, dies zu tun.«
    »Das will bedacht werden.« Bomilkar ging langsam über die Agora nach Westen, wo die Große Straße den Platz verließ.
    »Wohin gehst du? Und was will bedacht werden?«
    »Nicht weit; zu Aspasia. Genauer: zum Innenhof des Blocks. Ich habe ihn dir doch geschildert, nicht wahr? Dort gibt es Braten und Wein. Und Menschen, keine Ratsherren. «
    Laetilius zögerte, als ob er sich nicht vom Fackelständer losreißen könnte. Oder als ob außerhalb des Lichtkreises der Fackel Gefahren lauerten. »Willst du mich einfach mitnehmen? «

    »Komm schon. Niemand mag die Römer, aber der Krieg ist seit zehn Jahren vorbei. Du könntest ja versuchen, dich zu benehmen.«
    »Ich weiß nicht …« Laetilius verließ den Ständer und machte ein paar kleine Schritte. »Was ist da noch zu bedenken? «
    Bomilkar winkte ungeduldig; als der Römer neben ihm war, nahm er ihn beim Arm.
    »Zu bedenken? Die Messer und die Mächtigen«, sagte er. »Arish ist nicht zuständig,

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