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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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schon zu lange und frißt Kraft, die ich anderswo sinnvoller einsetzen könnte. Man hat den mutmaßlichen Mörder des Römers gefangen; er hatte Gegenstände bei sich, die Lavinius gehört haben; der Mord an diesem Feldarbeiter draußen wird sich schon von selbst klären. Ihr werdet … ah, dir kann ich ja nichts befehlen, Römer, nur raten. Also: Bomilkar stellt die Ermittlungen ein. Und du, Titus Laetilius, kannst als Gast hierbleiben oder heimreisen, wie es dir gefällt.«
    Bomilkar lächelte dünn; er sah den Beginn eines fast höhnischen Grinsens auf dem Gesicht des Römers.
    »Du wirst mir zweifellos die Anordnung eines Richters zeigen, der mir befiehlt, die Untersuchung zu beenden. «
    Qarthalo hob die Schultern. »Könnte ich, wenn ich es für nötig hielte. Ich gehe davon aus, daß der Befehl des Fünf-Herrn ausreicht, den Gehorsam eines kleinen Büttelführers zu bewirken.«
    »Eben weil ich nur ein kleiner Büttelführer bin, kein reicher und mächtiger Mann, steht es mir weder zu, berechtigte Befehle zu mißachten, noch gar, ehrwürdigen Gesetzen zu trotzen.«
    Qarthalo seufzte. »Sei vernünftig, Mann.«
    »Ich bin vernünftig, Herr. So vernünftig, daß ich mich in einem undurchschaubaren Gewirr einfach an das Gesetz halte.«
    »Hast du mit dem Richter gesprochen?«
    »Ich weiß nicht einmal, wer zuständig ist.«

    »Budun.« Es klang wie ein Fluch; Qarthalo ging zum Tisch, stellte einen Fuß auf den Schemel und ergriff sein Knie, als ob er es würgen oder quetschen wollte. »Budun«, wiederholte er. »Er weigert sich, eine sinnvolle Anordnung zu geben.«
    »Vielleicht hält er als Richter das Gesetz in Ehren«, sagte Laetilius. »Unter Richtern kommt das manchmal vor.«
    »Ich habe schon gehört, daß du keinen Übersetzer brauchst.« Qarthalo stützte den Ellenbogen aufs Knie und legte das Kinn auf die Handfläche.
    »Ich hätte aber gern einen Pfadfinder. Oder Wegweiser. Durch die Irrgärten eurer Absichten und Verfahren.«
    Bomilkar klackte mit der Zunge. »Den gibt es nicht. Es sei denn, der edle Fünf-Herr Qarthalo gäbe Auskünfte. Zum Beispiel könnte er sagen, weshalb er als Hüter der Ordnung und als Anhänger Hamilkars, der Rom aus unseren Dingen heraushalten will, um Entsendung eines Römers bittet, der den Mord an einem anderen Römer untersuchen soll. Warum der edle Qarthalo, für Fremdlande nicht zuständig, zusammen mit Arish ein Schreiben nach Rom unterzeichnet. Warum einen Tag nach Ankunft des erbetenen Römers alles erledigt sein soll. Warum Qarthalo, Ratsherr von Qart Hadasht und Fünf-Herr für Ordnung, die Ordnung beseitigen will, indem er Befehle gibt, die nur ein Richter geben kann, und …«
    Qarthalo hob das Kinn von der Handfläche. »Genug.« Er blinzelte, nahm das Bein vom Schemel, kratzte sich den Kopf, seufzte dann tief und ließ sich auf den Schemel sinken.
    »Setzt euch doch endlich. Es ist verwickelt.« »So scheint es.« Bomilkar blieb am Fenster stehen, während Laetilius einen Schemel musterte, als hätte er Angst, sich zu setzen, da das Gerät auskeilen oder ihn abwerfen könnte.
    »Es gibt … Gründe.« Qarthalo sprach leise, schnell, ohne sie anzusehen. »Gründe, über die ich nicht reden kann. Es
geht um die Sicherheit der Stadt, um zahlreiche Verbrechen, um eine Verschiebung der Machtverhältnisse im Rat. Hamilkar ist weit, deshalb kann er nichts dazu sagen. Wenn er hier wäre, würde er alles billigen und sich bemühen, die Dinge zu fördern. Nach Kräften zu fördern. Du dagegen, Bomilkar, hemmst sie nach Kräften.«
    Laetilius schnitt eine Fratze. »Wir haben Hamilkar als furchtbaren Gegner im Krieg kennengelernt. Und als anständigen Gegner, dessen Wort heilig ist. Weil sich jeder darauf verlassen kann, daß Hamilkar Barkas zu seinem Wort steht. Zu einem Vertrag, den er unterschrieben hat. Weil er sich an geltende Gesetze hält.«
    Bomilkar nickte. »Weil er sich an die Gesetze der Stadt hält, Qarthalo. Er hätte in den letzten Jahren des Kriegs und danach, als die Söldner das Land verwüsteten, mit Gewalt nach der Macht greifen, die Gesetze ändern können. Damals, als es um das Überleben aller ging, hat er es nicht getan – und ich soll dir glauben, daß er jetzt die Gesetze mißachten würde?«
    »Nicht die Gesetze.« Qarthalo hob die gefalteten Hände, wie einer, der die Götter anfleht. »Nicht die Gesetze, nur eine kleine Vorschrift. Zum Wohl aller.«
    Bomilkar holte tief Luft; er stieß sich vom Sims ab und stand straff. »Eine kleine

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