Das Gold von Karthago
war, mit einem Lächeln und einem Schlag auf die Schulter und winkte einen anderen herbei. Von den Numidern hatte Bomilkar gehört, Hannibal kenne Namen, Geschichte und Gewohnheiten jedes einzelnen seiner Reiter; bis sie die libysche Küste erreichten, würde er zweifellos alle Nicht-mehr-Gefangenen mit Namen rufen können und Scherze über ihre schlechten Eigenschaften machen. Und er hatte offenbar sehr genaue Befehle gegeben.
»Die bilden unterwegs neue Abteilungen«, sagte Laetilius; er klang beinahe fassungslos. »Immer vier seiner alten Leute und sechs neue. Wir sind noch keine drei Stunden unterwegs …«
»Wissen wir eigentlich etwas, was wir vorher nicht wußten? Ich meine, was die Morde und die Hintergründe angeht? «
Laetilius schüttelte den Kopf. »Ich habe viele Dinge gesehen, über die ich lange nachdenken werde, aber – nein, was das angeht, nichts.«
Sie brauchten zehn Tage bis zum Hafen von Malaka; in diesen zehn Tagen entstand eine neue Truppe. Die iberischen Krieger, die vor kurzem erst gegen die Leute des jungen Puniers gekämpft hatten, hielten sich nun anders, und Hannibal beschäftigte sie unausgesetzt. Immer wieder wurden Erkundungstrupps vorausgeschickt oder abgeordnet, um Seitentäler und Nebenwege zu erkunden und sich am nächsten Tag wieder beim weitergerittenen Zug einzufinden. Diese Vorausabteilung, jener Spähtrupp, wechselnde
Lagerwachen, neue Zusammensetzungen der für das Ausheben von Gräben und Latrinen oder das Anlegen der allabendlich neuen Schanzwerke zuständigen Gruppen…
In Malaka warteten zwei Fünfruderer, von Hasdrubals schnellen Boten aus einem anderen Hafen hergeschickt. An Bord befanden sich neben Bergen von Ausrüstung (einheitliche Kurzschwerter, rotgefärbte Leibröcke, Stoßlanzen, Beinschienen, metallbesetzte Brustpanzer aus Leder, Nahrung, Wasser, Wein) nur wenige Seeleute und die Steuermänner. Notbesatzungen hatten die Schiffe hergerudert und waren in Malaka von Bord gegangen; die Überfahrt nach Igilgili würde aus den Reitern Ruderer machen und stellte eine neue, gemeinsam zu bewältigende (und gemeinschaftlich bestöhnte) Aufgabe dar. Die Pferde blieben in Malaka; in den libyschen Küstenfestungen gab es jederzeit genug Reittiere.
Wie alle anderen beteiligten sich Laetilius und Bomilkar an den Ruderwachen, übernahmen ihren Teil beim Reinigen, Kochen, Aufräumen, bliesen auf die Schwielen, die sich in den Handflächen bildeten; Hannibal war auf dem anderen Schiff, und wenn Laetilius auch zwischendurch halblaut grübelte, ob der Punier sie absichtlich meide, gab er sich doch offenbar zufrieden mit Bomilkars Mutmaßung, daß die Leitung der Fahrt und die Beaufsichtigung der zusammenwachsenden Truppe wichtiger sei als nette Unterhaltungen über mögliche Mordgründe. »Er wird sich um uns kümmern, und zwar genau dann, wenn es nötig ist.«
Hannibal hielt nichts von langer Küstenschleicherei, wie punische Seeleute das Tasten von einem Hafen zum nächsten nannten; er verließ sich auf die erfahrenen Steuerleute, die Hasdrubal ausgesucht hatte und die es vorzogen, von Malaka aus ohne Landberührung unmittelbar nach Igilgili zu fahren. Wind und Wetter waren günstig; man benötigte vier Tage, um das Ziel zu erreichen. Die Seeleute
sagten, mit dem anderen Verfahren – von Malaka südwärts nach Rusadir, von dort die Küste entlang nach Osten – brauche man mindestens die doppelte Zeit.
»Wir reiten über Kirta nach Sikka. Wenn ihr hier fertig seid, treffen wir uns dort.« Hannibal deutete nach Südosten; dort lagen schroffe Berge, und die genannten Städte waren Chimären.
Die Sonne hing schon tief im Westen; bald würde es dunkel. Einige Männer der Festung von Igilgili halfen den nach der Seereise steifbeinigen Kämpfern, ihre Sachen an Land zu bringen. Der kleine seichte Hafen – eigentlich nur eine nicht weiter befestigte, aufgeschüttete Mole, die an einer vorgelagerten Sandbank endete, dazu die üblichen Gebäude von Zoll und Hafenmeister – war mit den beiden Penteren schon übervoll; Fischerboote und kleine Küstenhändler mußten sich aneinanderdrängen, um nicht aus dem Wasser gedrückt zu werden. So sah es jedenfalls aus.
Die Numider und Iberer sollten die Nacht teils in, teils neben der Festung verbringen, die ein wenig außerhalb des Orts lag. Die erste Frage hatte Pferden gegolten; es gab genug, und sie würden am frühen Morgen von einer nahen Weide hergebracht werden. Nachdem die anderen Dinge – Nahrung, Unterkunft,
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