Das Gold von Sparta

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Autoren: Dieter Buehrig

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sein. Ich sehe hier nämlich keine Druckpressen oder Artilleriewaffen.«
    Sam nickte geistesabwesend, wobei er darauf achtete, Cholkow und seinen Partner stets im Blick zu behalten. Sie hatten mittlerweile die Hälfte des Weges zur Kapelle hinter sich, drehten die Köpfe hin und her und hielten nach ihrer menschlichen Jagdbeute Ausschau.
    Remi zermarterte sich weiter das Gehirn. »Hier gibt es eine ganze Menge Ecken, aber wir müssen wohl davon ausgehen, dass sich das, was wir suchen, nicht in einem der Holzhäuser befindet.«
    Ein Holzzaun links von ihnen führte zu einem Biergarten, der von einer Zierhecke umgeben war, darin standen von Sonnenschirmen überschattete Holztische. Eine bayerische Blaskapelle spielte ein Volkslied im Marschtakt, das die Gäste und Zuschauer mit lautem Gesang und Händeklatschen begleiteten. Sam und Remi ließen den Biergarten hinter sich, gingen um den hinteren, im Holzhausstil gehaltenen Teil der Kapelle herum und dann weiter zur nördlichen Rasenfläche.
    »Eine Kanone«, sagte Sam und blieb sofort stehen. »Jedenfalls so was Ähnliches.«
    Remi folgte der Richtung seines ausgestreckten Arms. Dreißig Meter entfernt erhob sich mitten auf der Wiese ein etwa hüfthohes steinernes Podest. Darauf befand sich ein dekorativer bronzefarbener Sextant, ein vormodernes nautisches Messinstrument für die astronomische Navigation, um den Winkelabstand der Sonne vom Horizont zu bestimmen. Waren aber die meisten Sextanten nicht größer als ein aufgeschlagenes Buch, so besaß dieser das Vier- oder Fünffache dieser Größe und hatte damit eine Seitenlänge von etwa anderthalb Metern. Sein überlanges Teleskop ähnelte somit dem Lauf einer Donnerbüchse.
    Sam und Remi gingen darauf zu. An dieser Stelle hielten sich weniger Leute auf. Die meisten Besucher blieben auf den Kieswegen und interessierten sich mehr für die Kapelle, die Berge und den fjordähnlichen See.
    »Da ist eine Schrifttafel«, sagte Remi. »Mit einem deutschen Text.«
    Sam bückte sich, um besser lesen zu können, und übersetzte: »Im August 1806 überreicht an Kurfürst Maximilan I. Joseph aus dem Hause Wittelsbach, Mitglied des Rheinbundes und König von Bayern, von Napoleon I., Kaiser von Frankreich.«
    »Wenn das kein Hinweis ist, dann weiß ich nicht, was ein Hinweis sein soll«, sagte Remi. »Hier, Sam, sieh dir das mal an.«
    Er ging zur Seite, wo sie sich hingekniet hatte. Der untere Teil des Sextanten bestand aus einem vertikalen Messarm, der über einen Bogen glitt, der mit einer Skala versehen war, wobei jeder Strich ein Sechzigstel eines Winkelgrades anzeigte. Durch eine Öffnung im vertikalen Messarm konnte man jeweils den Wert der aktuellen Messung ablesen. Sie war auf siebzig eingestellt.
    »Kein Trio«, stellte Remi fest. »Wär doch nett gewesen, wenn er auf drei eingestellt gewesen wäre.«
    Sam fasste sie plötzlich am Arm und zog sie hinter sich her um das Podest herum, so dass es sich zwischen ihnen und der Kapelle befand. Durch den Sextanten gedeckt konnten sie Cholkow und seinen Kumpan über den Weg auf die Nebengebäude, die näher am Wald standen, zugehen sehen.
    »Vielleicht ist es das«, sagte Sam. »Lass uns mal querdenken: Wenn der Sextant unsere Kanone ist und die Kerben auf dem Bogen die Quoins sind – also die Keile –, dann lässt sich dieser Teil von Laurents Rätsel nämlich metaphorisch verstehen.«
    »Sprich weiter.«
    »Erinnere dich an die Zeile: Ein Trio von Quoins, dessen vierter verschollen ist, wird den Weg weisen. Das deutet doch daraufhin, dass ein vierter Quoin die Gruppe komplett machen würde. Und wenn du eine vollständige Gruppe hast, wie viel Prozent sind das dann?«
    »Einhundert.«
    »Demnach entspricht jeder Quoin einem Viertel des Ganzen. Wie viele Kerben befinden sich auf dem Bogen?«
    Remi sah nach. »Einhundertzweiundvierzig.«
    Sam rechnete im Kopf:

    142: 4 Quoins = 35,5
    35/5 x 3 Quoins = 106,5

    Er sagte: »Okay, und wenn wir jetzt den Lauf bis auf einhundertsechs Grad anheben …«
    Sie knieten sich hinter den Sextanten und stellten sich vor, das Teleskop befände sich in seiner neuen Stellung. Es zielte genau auf das vorderste Türmchen, das auf den zwiebelförmigen Kuppeln mit den roten Dächern stand.
    »Ich vermute, das lässt sich als das ominöse X verstehen, mit dem der Punkt hätte markiert sein können«, sagte Remi. »Natürlich nur rein metaphorisch gesprochen.«
    »Der Punkt wird durch ein Dreieck markiert«, korrigierte Sam. »Hoffentlich.«

    Sie