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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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Westafrika und Brasilien gelegen. Dort verbringt er die restlichen sechs Jahre seines Lebens und stirbt im Jahr 1821.«
    »An Magenkrebs«, glänzte Sam mit seinem Wissen.
    »Das ist zwar die allgemein gängige Erklärung, allerdings gibt es zahlreiche Historiker, die davon überzeugt sind, dass er vergiftet wurde – mit Arsen.
    Und das«, schloss Selma, »bringt uns zu dem Verschollenen Dutzend zurück. Der Mythos reicht bis ins Jahr 1852 und zur angeblich letzten Beichte eines Schmugglers namens Lionel Arienne, der behauptet, im Juni 1820, elf Monate bevor Napoleon starb, in einer Taverne in Le Havre von einem Agenten Napoleons angesprochen worden zu sein. Der Soldat – den Arienne einfach der Major nannte – charterte Arienne und sein Schiff, die Faucon, um ihn nach Sankt Helena zu bringen, wo sie eine Fracht aufnehmen und diese an einem Bestimmungsort abliefern sollten, der ihnen jedoch erst nach Verlassen der Insel genannt werden würde.
    Arienne zufolge wurden sie, als sie nach sechs Wochen Sankt Helena erreichten, in einer kleinen Bucht von einem einzelnen Mann in einem Ruderboot erwartet. In diesem Boot hatte er eine Holzkiste, etwa siebzig Zentimeter lang und dreißig Zentimeter breit. Mit dem Rücken zu Arienne öffnete der Major die Kiste, inspizierte ihren Inhalt, schloss und versiegelte sie wieder und zog plötzlich seinen Säbel und tötete den Mann aus dem Ruderboot. Der Leichnam wurde mit einem Stück Ankerkette beschwert und dann über Bord geworfen. Das Ruderboot wurde versenkt.
    An dieser Stelle der Geschichte soll der alte Schmuggler plötzlich gestorben sein – sozusagen mitten im Satz – und jeden Hinweis auf den Inhalt der Kiste oder den Ort, an den er und der Major sie brachten, mit ins Grab genommen haben. Und das könnte das Ende der Geschichte gewesen sein«, sagte Selma, »wäre da nicht Lacanau.«
    »Der Name von Napoleons privatem Weinberg«, glänzte Sam abermals.
    »Korrekt. Während Arienne und der geheimnisvolle Major angeblich nach Sankt Helena unterwegs waren, wurde der Weinberg in Lacanau – den die französische Regierung Napoleon großzügigerweise als Besitz gelassen hatte – von einer oder mehreren unbekannten Personen niedergebrannt. Die Reben, die Kellerei, jedes einzelne Fass – alles wurde vollkommen zerstört. Sogar die Erde wurde mit Salz und Lauge unfruchtbar gemacht.«
    »Und das Saatgut ebenfalls, nicht wahr?«, sagte Remi.
    »Das auch. Tatsächlich war der Name Lacanau nicht ganz zutreffend und bezog sich allein auf die Lage. Eigentlich stammten die Trauben des Lacanau-Weinbergs aber von Samen aus der Region des Ajaccio-Patrimoniums auf Korsika. Napoleon hatte das Saatgut von Archambault fremdbestäuben lassen, um den Lacanau-Stamm zu schaffen.
    Wie auch immer, während er noch an der Macht war, befahl Napoleon jedenfalls, dass die Samen der Lacanau-Traube in sicheren Behältern in Amiens, Paris und Orléans aufbewahrt werden sollten. Laut der Legende verschwand das Saatgut, während in Lacanau das Feuer tobte, und galt anschließend als vernichtet. Die Lacanau-Traube, die nur in der Küstenregion Frankreichs gedieh, war für immer verschwunden.«
    Jetzt ergriff Remi das Wort. »Um das Thema weiterzuspinnen, gehen wir einfach mal davon aus, dass das Ganze kein Volksmärchen ist. Dann hätten wir nämlich Folgendes: Per geheimem Boten oder Brieftaube oder was auch immer befahl Napoleon aus dem Exil Henri Archambault, seinem Oberkellermeister, eine letzte Partie Lacanau-Wein herzustellen und nach Sankt Helena bringen zu lassen. Dann befiehlt er seinen bis zu diesem Zeitpunkt immer noch loyalen Anhängern in Frankreich, den Weinberg zu zerstören, die Erde zu verderben und das Saatgut zu stehlen und zu vernichten. Und dann, ein paar Monate später, befiehlt er diesem … Major, nach Sankt Helena zu segeln, den Wein an irgendeinen unbekannten Ort zu bringen und auf diese Art und Weise verschwinden zu lassen.« Remi ließ den Blick von Sam zu Selma und zurück wandern. »Habe ich das richtig zusammengekriegt?«
    »Ich finde, es klingt einleuchtend«, sagte Sam.
    Die drei schwiegen für einen Moment und betrachteten die Flasche auf dem Tisch mit ganz neuen Augen.
    »Wie viel ist sie wert?«, wollte Remi von Selma wissen.
    »Also, in der Geschichte ist von zwölf Flaschen die Rede, die der Major und Arienne von Sankt Helena mitgenommen haben, und man kann mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass eine dieser Flaschen bereits zerbrochen ist. Wenn die Kiste noch

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