Das Gold von Sparta
ameisengleiche Arbeiter erkennen, die am Rand des Asphaltstreifens mit Macheten auf das dichte Laubwerk einhackten. Östlich der Rollbahn konnten sie den Salt Lake erkennen und ein paar Kilometer nördlich davon den Lake George.
Obwohl Sam keine Angst hatte, die Rollbahn zu benutzen, hatten sie Selma doch gebeten, darauf zu achten, dass die Maschine, die sie mieteten, auf jeden Fall mit Schwimmern ausgerüstet sei. Die Insel per Auto zu erkunden, hätte Wochen gedauert und von ihnen verlangt, sich kilometerweit durch die Wälder zu schlagen. Dank der Schwimmer konnten sie der Küstenlinie der Insel folgen und interessant erscheinende Regionen vom Meer aus näher in Augenschein nehmen.
Sam ging auf zweitausend Fuß herunter, meldete sich bei der Flugkontrolle von Port Nelson, die ihren Flugplan und die Flugerlaubnis bestätigte, überflog die nordöstliche Landspitze und folgte dann der Küste nach Süden. Da dies der am dünnsten besiedelte Teil der Insel war, hielten er und Remi es für am sinnvollsten, dort mit ihrer Suche zu beginnen. Dafür war die westliche Hälfte der Insel gut erschlossen und ausreichend bewohnt, zumindest nach den auf Rum Cay herrschenden Maßstäben. Die Entdeckung einer geheimen Basis wäre längst gemeldet worden. Da Selma keinerlei diesbezügliche Berichte gefunden hatte, nahmen Sam und Remi dies als gutes Zeichen. Vorausgesetzt, die geheime Basis war nicht das Fantasieprodukt eines senilen Angehörigen der deutschen Kriegsmarine.
»Das da unten sieht so aus, als würde es sich als Operationsbasis eignen«, sagte Sam und deutete mit einem Kopfnicken durch die Windschutzscheibe auf eine Bucht mit schneeweißem Sandstrand, die die Umrisse eines Dreiviertelmondes hatte. Das nächstliegende Bauwerk, ein offenbar verlassenes Plantagenhaus, stand knapp zehn Kilometer weit landeinwärts.
Sam legte die Maschine abermals in eine Kurve, drosselte gleichzeitig die Geschwindigkeit und die Flughöhe, bis sie nur noch zweihundert Fuß über den Wellen waren, und richtete die Nase der Bonanza dann auf den Strand aus. Er vergewisserte sich noch einmal durch einen schnellen Rundblick, dass er kein Riff übersehen hatte, drückte die Maschine nach unten, fing sie im letzten Moment ab und ließ die Schwimmer behutsam auf dem Wasser aufsetzen. Er schaltete den Motor auf Leerlauf, so dass das Flugzeug nur noch durch seinen eigenen Schwung weiterglitt. Ein scharrendes Geräusch erklang, als die Schwimmer den Ufersand berührten und nach zwei Metern festen Bodens ganz stoppten.
»Eine Bilderbuchlandung, Mr. Lindbergh«, lobte Remi, während sie ihren Sicherheitsgurt löste.
»Ich finde, all meine Landungen scheinen aus dem Bilderbuch zu stammen.«
»Natürlich ist das so, Liebster. Bis auf dieses eine Mal in Peru…«
»Vergiss es.«
Remi kletterte auf den Strand hinunter, und Sam reichte ihre Rucksäcke und Reisetaschen mit der Campingausrüstung aus der Maschine nach unten. Sams Satellitentelefon zwitscherte, und er meldete sich.
»Mr. Fargo, hier ist Selma.«
»Perfektes Timing. Wir sind gerade gelandet. Warten Sie kurz.« Sam rief Remi zu sich herüber und aktivierte die Freisprechfunktion. »Das Wichtigste zuerst: Haben Sie alles dicht gemacht?«
Nachdem er von Rube über Bondaruks, Archipows und Cholkows Herkunft und Werdegang aufgeklärt worden war, hatte Sam angeordnet, dass sich Selma, Pete und Wendy im Haus am Goldfish Point einschließen und die Alarmanlage aktivieren sollten, die Sam schon vor längerer Zeit entsprechend seiner hohen technischen Ansprüche optimiert hatte. Er wusste, dass das System einem Spezialteam der CIA jederzeit Paroli bieten würde. Und wie das Glück es wollte, wohnte der Police Commissioner von San Diego, mit dem sich Sam dreimal in der Woche zum Judo-Training traf, knapp einen Kilometer von ihnen entfernt. Polizeistreifen befanden sich in ständiger Bereitschaft, um sofort auf einen Notruf aus dieser Nachbarschaft zu reagieren.
»Dichter geht’s nicht«, erwiderte Selma.
»Und wie läuft es sonst?«
»Wir kommen gut voran. Wir dürften einiges an interessanter Lektüre haben, wenn Sie wieder nach Hause kommen. Zuerst einige gute Nachrichten: Ich habe herausbekommen, was es mit dem Insekt auf dem Flaschenboden auf sich hat. Es stammt von Napoleons Familienwappen. Auf der rechten Seite befindet sich etwas, das wie eine Biene aussieht. Zwar streiten sich Historiker noch darüber, aber mittlerweile hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass es eigentlich
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