Das Gold von Sparta

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Autoren: Dieter Buehrig

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Übrigens, ist Ihnen auf dieser Insel schon mal der Begriff Goat’s Head begegnet?«
    Der Mann kratzte sich am Kinn. »Ganz sicher nicht. Nun, ich muss jetzt aufbrechen. Gute Jagd.«
    Der Mann knatterte auf seinem Motorroller davon und verschwand.
    Sam und Remi schwiegen erst eine Zeit lang, dann sagte Sam: »Ich fass es nicht!«
    »Was ist denn?«
    »Wir haben nicht mal nach seinem Namen gefragt.«
    »Ich glaube, das brauchen wir auch gar nicht«, sagte Remi und deutete auf die Hütte.
    Neben der Tür befand sich ein Holzschild. Darauf war in handgeschriebenen roten Lettern zu lesen: CASA DE CUSSLER.

15
    »Daran könnte ich mich glatt gewöhnen«, sagte Sam und blickte versonnen ins Feuer.
    »Da kann ich dir nur beipflichten«, erwiderte Remi in ähnlich verträumtem Tonfall.
    Sie hatten entschieden, die Einladung ihres neuen Bekannten, in seiner Hütte zu übernachten, dankbar anzunehmen. Während die Sonne dem Horizont entgegensank, schlenderte Sam am Strand entlang und sammelte brennbares Treibholz, während Remi die zusammensteckbare Bambusangel ihres Gastgebers verwendete, um ein Trio Roter Schnapper aus der Brandung zu fischen. Als die Dunkelheit hereinbrach, lagen sie an einen Holzbalken gelehnt vor einem heimelig knisternden Lagerfeuer, die Mägen mit geschmortem, meerwassergesalzenem Fisch gefüllt. Die Nacht war klar und schwarz, und über ihnen spannte sich ein mit Sternen übersäter Himmel, in dem es diamanten funkelte. Abgesehen vom Rauschen der Brandung und einem gelegentlichen Rascheln der Palmwedel herrschte vollkommene Stille.
    Ihr Gastgeber hatte mit seinem Weinkeller keinen Scherz gemacht. Wenn auch nicht viel größer als ein Vorratsschrank, enthielt er doch immerhin zwei Dutzend Flaschen. Sie hatten sich für einen jordanischen Chardonnay entschieden, um Remis Fang hinunterzuspülen.
    Sie saßen schweigend, tranken und blickten zu den Sternen, bis Remi sagte: »Meinst du, sie finden uns?«
    »Wer, Archipow und Cholkow? Das halte ich für nicht sehr wahrscheinlich.«
    Die Flugtickets, das Hotelzimmer und den Mietwagen hatten sie mit einer Kreditkarte bezahlt, die zu einem anonymisierten Ausgabenkonto der Fargo Foundation gehörte. Sam zweifelte zwar nicht daran, dass Bondaruks Handlanger über die Mittel verfügten, die Spur des Geldes zurückzuverfolgen, doch er hoffte, dass es ihnen nicht gelang, bevor sie wieder abgereist waren.
    »Es sei denn«, fügte er hinzu, »sie haben bereits einen Hinweis gefunden, der sie hierherführt.«
    »Du kannst einen wirklich aufmuntern, Sam. Ich dachte gerade an Ted. Dieser Russe – Archipow –, er wollte ihn doch töten, nicht wahr?«
    »Das nehme ich an.«
    »Wegen eines Weins! Wer würde so etwas tun? Wenn Rube recht hat, dann muss Bondaruk stinkreich sein. Was er mit dem Verkauf der Weinflaschen verdienen würde, wäre ein Taschengeld für ihn. Warum ist er bereit, dafür zu töten?«
    »Remi, für ihn ist Mord doch etwas völlig Normales. Er betrachtet es nicht als letzte aller Möglichkeiten, sondern als eine von mehreren gleichwertigen Optionen.«
    »So wird es wohl sein.«
    »Aber du bist nicht vollends davon überzeugt.«
    »Es passt irgendwie nicht zusammen. Ist Bondaruk ein Weinsammler? Oder etwa ein Napoleon-Fan?«
    »Keine Ahnung. Das werden wir aber beizeiten in Erfahrung bringen.«
    Sie schüttelte frustriert den Kopf. Nach einigen Sekunden des Schweigens fragte sie: »Also, wo fangen wir an?«
    »Wir müssen uns auf einige Annahmen stützen«, erwiderte Sam. »Zuerst einmal darauf, dass Selma mit ihrer Vermutung, dieser Goat’s Head sei eine Landmarke, richtigliegt; und zweitens, dass Böhm und seine Leute den am wenigsten besiedelten Teil der Insel ausgewählt haben, um dort ihre U-Boot-Werft einzurichten. Der Küstenverlauf kommt dieser Vermutung sicher entgegen. Bei Sonnenaufgang laden wir unsere Ausrüstung ins Beiboot …«
    »Nicht ins Flugzeug?«
    »Ich denke, lieber nicht. Böhms Beobachtungsstandort wird sich eher in Bodennähe befunden haben. Aus der Luft könnte der Goat’s Head wie ein Entenfuß oder ein Eselsohr oder wie überhaupt nichts aussehen.«
    »Das leuchtet mir ein. Außerdem könnte die Erosion ein Problem sein. Sechzig Jahre Wettereinflüsse mögen eine Menge verändern.«
    »Das stimmt.«
    Sam wusste, dass der Bahamas-Archipel ein Paradies für Höhlenforscher und Höhlentaucher war. Es gab vier Haupttypen von Höhlensystemen: so genannte Blue Holes, die sowohl im offenen Meer als auch an Land vorkamen und im