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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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Grunde nichts anderes als lange Röhren waren, die sich hunderte Meter tief in den Ozeanboden oder die Festlandmasse hineinbohrten; dann gab es durch Erdspalten erzeugte Höhlen, die den natürlichen Rissen im Gestein folgten; des Weiteren durch Auswaschung entstandene Höhlen, die sich im Laufe der Zeit bildeten, indem Regenwasser im Boden mit Mineralien gesättigt wurde und den umliegenden Kalkstein oder das Kalziumkarbonat des Grundgesteins auflöste. Und schließlich gab es Feld-Wald-und-Wiesen-Meereshöhlen, die entlang der Klippen durch die jahrtausendelange Einwirkung der Brandung entstanden waren. Während diese Systeme nur selten tiefer als dreißig oder vierzig Meter reichten, waren sie gewöhnlich sehr geräumig und über abgeschirmte, unter Wasser gelegene Zugänge zu erreichen – also genau das, was jemandem ins Auge fiele, der ein sicheres Versteck für ein Mini-U-Boot suchte.
    »Du hast eine vergessen«, sagte Remi. »Eine Annahme, meine ich.«
    »Und welche?«
    »Dass das Ganze hier nichts anderes ist als ein klassischer Metzgersgang – oder um ganz genau zu sein, ein Molchsgang. «

    Sie erwachten bei Tagesanbruch, aßen zum Frühstück wilde Weintrauben, Feigen und Tauben-Pflaumen, die sie alle im Umkreis von einhundert Metern um die Hütte fanden. Dann luden sie ihre Ausrüstung in das aufblasbare Beiboot und stachen in See. Zwar verhalf ihnen der kleine Motor nicht gerade zu irgendwelchen Geschwindigkeitsrekorden, doch er war sparsam und stark genug, um sie über die Rifflinie zu bringen und den Gezeitenströmen in Ufernähe zu trotzen. Als die Sonne vollständig über dem Horizont stand, schipperten sie nach Norden und parallel zur Rifflinie an der Küste entlang. Das Wasser war von einem kristallenen Türkisblau und so klar, dass sie in fünf Meter Tiefe regenbogenfarbene Fische über den weißen Sandboden schießen sehen konnten.
    Während Sam steuerte und dabei mit fünfzig bis hundert Metern so nahe wie möglich am Strand blieb, saß Remi am Bug und suchte die Klippen entweder mit einem Fernglas ab oder schoss mit ihrer digitalen Spiegelreflexkamera Fotos. Gelegentlich rief sie Sam zu, noch einmal umzukehren und eine bestimmte Felsformation zu passieren, während sie einen anderen Blickwinkel suchte und weitere Bilder schoss, ehe sie den Kopf schüttelte und ihn bat, die Fahrt fortzusetzen.
    Die Stunden glitten ebenso wie die Küstenlinie vorbei, bis sie sich gegen Mittag der Landspitze der Insel und Junkanoo Rock näherten. Dahinter, am nördlichen Ufer, lagen Port Boyd und die am dichtesten besiedelten westlichen Regionen der Insel. Sam wendete das Boot, und sie nahmen Kurs nach Süden.
    »Wahrscheinlich sind wir schon an einem Dutzend Höhlen vorbeigekommen«, sagte Remi.
    Das traf tatsächlich zu. Viele der Klippenwände, die sie in Augenschein genommen hatten, waren mit Kletterpflanzen und Buschwerk zugewuchert, das sich in jedem Riss und jedem Winkel festgesetzt hatte. Aus dieser Entfernung mochten sie auf einen Höhleneingang blicken, ohne ihn als solchen erkennen zu können. Sie hatten jedoch kaum eine andere Wahl. Durch jede Lücke im Riff zu schlüpfen und jede Klippenwand Stück für Stück zu untersuchen, würde Jahre dauern. Noch entmutigender war jedoch, dass sie den größten Teil ihrer Suche bei Ebbe absolviert hatten, wodurch sie eigentlich die besten Chancen hätten haben müssen, eine Öffnung zu finden.

    Plötzlich straffte sich Remi und stieß das Kinn vor, eine Reaktion, die Sam nur allzu gut kannte: Seine Frau hatte einen Geistesblitz.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Ich glaube, wir gehen völlig falsch an die ganze Angelegenheit heran. Wir vermuten doch, dass Böhm diesen Goat’s Head als eine Art Navigationshilfe während seiner Testfahrt mit dem Molch benutzt hat, also vor der Mission, nicht wahr? Es wäre ihnen doch daran gelegen gewesen, jede Reparatur und jeden Umbau schnellstens zu testen. Oder etwa nicht?«
    »Ich hoffe doch.«
    »Und so nahe am Ufer wären sie niemals das Risiko eingegangen, mit dem U-Boot auf Grund zu laufen, indem sie damit tauchten, was wiederum bedeutet, dass der Molch wahrscheinlich nicht allzu weit hinausgefahren sein dürfte …«
    Das Mutterschiff des Molchs, die Lothringen, war sicherlich mit einem modernen Hochsee-Navigationssystem ausgerüstet, aber doch nicht das Mini-U-Boot, für dessen Steuerung man sich auf die ungefähre Berechnung von Geschwindigkeit und Entfernung sowie höchstwahrscheinlich auf visuelle Hilfen

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