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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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verließ.
    »Auch das ist richtig.«
    »Was wäre denn, wenn Böhm sich nur dann an einer Landmarke hatte orientieren müssen, als er zurückkam – und zwar von einer Testfahrt?«
    »Also von weiter draußen«, führte Sam den Gedanken weiter. »Aus Ufernähe betrachtet sieht ein Goat’s Head vielleicht gar nicht so aus, aber aus zwei oder drei Kilometern von der See aus …«
    Remi grinste und nickte.
    Sam wendete das Boot und hielt aufs offene Meer zu.

    Sobald sie knapp zwei Kilometer von der Insel entfernt waren, wiederholten sie ihre Fahrt entlang der Küstenlinie, indem sie auf dem Weg zurückkehrten, auf dem sie gekommen waren, vorbei an ihrem Landeplatz und weiter zur südöstlichen Inselspitze, Signal Point, und dann Port Nelson, wo sie wieder umdrehten und auf nördlichen Kurs gingen.
    Um halb vier, durstig und trotz der Hüte und der wiederholten reichlichen Anwendung von BullFrog-Sonnencreme mit einem leichten Sonnenbrand, waren sie anderthalb Kilometer von der nördlichen Landspitze entfernt, als Remi, die die Küste durch ihr Fernglas studierte, eine geballte Faust in die Luft stieß. Sam drosselte den Motor, schaltete in den Leerlauf und wartete. Remi wandte sich auf ihrem Sitz um und lehnte sich zurück, um ihm das Fernglas zu reichen.
    »Sieh dir mal diese Klippe dort an.« Sie deutete zur Insel. »Kurs etwa zwo-acht-null.«
    Sam richtete das Fernglas entsprechend aus und ließ den Blick über die Felsenfront wandern.
    »Siehst du die beiden dicht beieinanderstehenden Banyanbäume?«, fragte Remi.
    »Moment … ja, ich sehe sie.«
    »Stell sie dir einfach vor sechzig Jahren vor, etwa nur ein Drittel so groß und mit weniger Ästen. Stell dir dann den Felsen ein wenig größer vor …«
    Sam folgte ihrer Anweisung und sah wieder hin, schüttelte jedoch schon nach zehn Sekunden den Kopf. »Tut mir leid.«
    »Kneif die Augen zusammen«, empfahl ihm Remi.
    Er tat es, und plötzlich, als hätte jemand einen Schalter betätigt, sah er es. Sechs Jahrzehnte Erosion hatten die Beule an der Felswand sicherlich etwas verkleinert und abgeflacht, aber es konnte kein Zweifel bestehen: Von ihrem Standort aus betrachtet formten der Felsvorsprung und die beiden Banyanbäume das vage erkennbare Profil eines Ziegenkopfs, überragt von einem Paar bewachsener und ineinander verschlungener Hörner.
    Die Frage war nun: Sahen sie nur, was sie sehen wollten, und waren Opfer eines Selbstbetrugs, oder befand sich dort wirklich etwas? Ein Blick in Remis Gesicht verriet ihm, dass sie den gleichen Gedanken hatte.
    »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden«, sagte er.

    Die Lücke im Riff war schmal, weniger als drei Meter breit, und bei Hochflut und bewegter See war der obere Rand der Korallenmauer gerade so weit überspült, dass sie von weitem unsichtbar war. Doch befand sie sich dicht genug unter der Wasseroberfläche, um die Gummihaut des Bootes in Fetzen zu reißen, falls Sam vom richtigen Kurs abkäme.
    Remi saß im Bug, hatte die Arme rechts und links auf die Luftwülste gestützt, während sie sich nach vorn beugte und ins Wasser starrte.
    »Links … links … links«, rief sie. »Okay, geradeaus. Und langsam weiter …«
    Auf beiden Seiten des Dingis konnte Sam durch die Gischt hindurch dicht unter der türkisblauen Wasseroberfläche scharfkantige Korallen erkennen. Er spielte mit dem Gashebel und dem Ruder und suchte nach jener empfindlichen Balance zwischen Steuerfähigkeit und Antrieb; war Erstere nicht ausgebildet genug, so konnte er nicht vermeiden, auf die Korallen geschoben zu werden; zu viel von Letzterer aber – und er konnte nicht mehr auf Remis Anweisungen reagieren.
    »Gut … scharf rechts!«
    Sam drückte das Ruder zur Seite, und das Dingi scherte in dem Moment aus, als sich eine Welle am Riff brach und das Heck herumwarf. »Achtung!« Er gab kurz Gas und fing die Bewegung ab.
    »Links … ein bisschen mehr … mehr …«
    »Wie weit noch?«
    »Drei Meter vielleicht und dann sind wir durch.«
    Sam blickte über die Schulter. Eine Woge bildete sich gut fünf Meter hinter ihnen und baute sich an der äußeren Riffkante auf.
    »Gleich bekommen wir was ab«, warnte Sam. »Halt dich fest!«
    »Wir sind fast da … schwenk nach rechts, jetzt geradeaus … gut. Und jetzt volle Kraft!«
    Sam zog den Gashebel bis an den Anschlag, während die Welle das Heck des Dingis traf. Sam spürte, wie sich sein Magen beinahe umstülpte. Für einen kurzen Moment wurde die Schraube aus dem Wasser gehoben, und der Motor

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